Leoš Janáček |
Lebensdaten: 3. Juli 1854 Hukvaldy (Mähren) - 12. August 1928 Ostrava
Werk: Sinfonietta (Symfonietta vojenská)
Epoche: Postromantik
Entstehungszeit: 1926
Uraufführung: 26. Juni 1926 in Prag
Besetzung: Orchester
Aufführungsdauer: ca. 23 Minuten
Sätze:
- Allegretto. Fanfáry
- Andante. Hrad
- Moderato. Králové kláster
- Allegretto. Ulice
- Andante con moto. Radnice
1925 saß Leoš Janáček an einem sonnigen Tag in einem idyllischen Park und hörte eine Militärkapelle in Uniform ein entzückendes Konzert geben. Im Nachhinein verlockte ihn die Idee selbst einige Fanfaren für Militärkapelle zu komponieren; als ihn die Organisatoren des Turnfests von Sokol um "etwas Musik" baten, ergriff er die Gelegenheit und schrieb ein Militärsinfonietta genanntes Werk, welches er "An die tschechoslowakische Streitkraft" widmete. Später entfernte Janáček den Zusatz "Militär" wieder, so dass das Werk heute einfach als die Sinfonietta bekannt ist. Der große Dirigent Václav Talich leitete ihre Uraufführung in Prag am 26. Juni 1926. Der Patriotismus, der die Militärkapelle inspiriert hatte, fand in dem Programm Ausdruck, das Janáček letztendlich für das Werk entwarf und verschiedene Szenen aus Janáčeks Wahlheimatstadt Brünn in den Nachwehen der tschechischen Unabhängigkeitserklärung am 28. Oktober 1918 darstellt. Der erste Satz weist Fanfaren für orchestrale Blechbläser auf; es gibt tatsächlich mehrere, immer schneller werdende Themen, die sich aus der ursprünglichen Fanfare vor dem Maestoso-Ende entwickeln, aber alle nutzen das Intervall der Quinte so häufig, dass sie unmittelbar als Fanfaren erkennbar sind. Der zweite Satz zeigt die Festung Špilberk mit ihren unterirdischen Kerkern, die nun von den Tschechen kontrolliert werden. Er beginnt mit einem Tanzthema in den Oboen, begleitet von wirbelnden 32tel-Noten, aber bald schon wird ein lyrisches Thema eingeführt. Beide Themen begeben sich auf einen wilden Ritt der Entwicklung, welche mit ruhigem, pastoralem Gesäusel in den Streichern und Harfe, welche lyrische Melodien unterstützen, unerwartet zum Stehen kommt. Das Tanzthema kehrt zurück, um den Satz abzuschließen. Der dritte Satz, eine Darstellung des Brünner Klosters, enthält ein lyrisches Thema, welches aber, während es innerhalb des Orchesters herumgereicht wird, durch grimmige Posaunenfanfaren und sich wölbende Tonspritzer in Piccolo und Flöte unterbrochen wird. Die Posaune scheint mit einer burlesken Version des lyrischen Themas zu dominieren, aber dieses macht in seiner Ursprungsform einen letzten Auftritt, zart und heiter. Die Straßen Brünns nach der Befreiung sind das Thema des vierten Satzes; Janáček verwendet ein fanfarenähnliches Thema als Aufruf zu nahezu ununterbrochener Bewegung, die nur durch humorvolle Tempowechsel und frühe Auftritte der Blechbläser und Glocken unterbrochen wird. Brünns Rathaus wird im triumphalen fünften Satz gezeigt. Drei Flöten spielen eine traurige Variante der ersten Fanfare, die dann langsam im Wind entwickelt wird gegenüber einer kontrastreichen Begleitung aus hetzenden Streichern. Das Werk endet mit einer pompösen Rückkehr der Fanfaren und einer gigantischen Coda, die Blechbläser begleitet von ekstatischen Orchesterwirbeln, die die Freude der Tschechoslowakei verkünden. Die Sinfonietta ist vermutlich Janáčeks bestes Orchesterwerk und eines der kräftigsten und lebensbejahensten Werke, die je geschrieben wurde.
(c) Andrew Lindemann Malone
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