CHOPIN: Klaviersonate Nr. 2 b-Moll

 

Frédéric Chopin

Lebensdaten: 1. März 1810 Żelazowa Wola (Herzogtum Warschau) - 17. Oktober 1849 Paris
Werk: Klaviersonate Nr. 2 b-Moll, op. 35
Epoche: Romantik
Entstehungszeit: 1837-39
Besetzung: Klavier solo
Aufführungsdauer: ca. 25 Minuten
Sätze:

  1. Grave - Doppio movimento
  2. Scherzo. Più lento - Tempo I
  3. Marche funèbre. Lento
  4. Finale. Presto

Chopin schrieb den Trauermarsch, der später zum dritten der vier Sätze dieser Sonate wurde, 1837 und komponierte die anderen drei Sätze zwei Jahre später. Quasi seitdem es das erste Mal gehört wurde, wurde dieses Werk der Form nach weniger als Sonate angesehen, sondern als Sammlung von vier ziemlich unterschiedlichen Stücken, die der Komponist unter einem musikalischen Dach versammelte. Robert Schumann war der erste, der einen Mangel an Zusammenhang zwischen den verschiedenen Sätzen bemängelte. Verschiedene Musikwissenschaftler des späten 20. Jahrhunderts stellten jedoch eine Reihe an zuvor übersehenen - oder zumindest ignorierten - Eigenschaften dieser Komposition heraus, die die Sätze als untrennbare musikalische Geschwister zusammenhalten.

Die Sonate kann als eine Art Lebenszyklus angesehen werden. Der erste Satz dient als die Lebenskraft, sich mühend, liebend und leidend. Das folgende Scherzo stellt im Hauptteil dämonische Kräfte dar und gute Kräfte in der lyrischen, Abwechslung bringenden Melodie des Trios. Wenn dieser Satz mit einer teilweisen Rückkehr des zweiten Themas endet ist nicht klar, welche Kräfte am Ende siegreich daraus hervorgingen. Der Trauermarsch des dritten Satzes repräsentiert den Tod oder die Trauer über den Protagonisten der ersten beiden Sätze. Das gespenstische Finale mit seinen Wirbeln aus düsteren Winden, rief in der Vorstellung der Hörer viele unheilvolle Bilder hervor und dient dem Lebenszyklus hier als eine Art letztes Bild des Verstorbenen, der in seinem stillen Grab liegt mit dem Rauschen des Windes, das darüber die einzige Störung darstellt.

Es gibt auch viele thematische und harmonische Beziehungen zwischen den Sätzen. Die Harmonien im Trauermarsch können in allen drei anderen Sätzen bemerkt werden. Es gibt auch eine thematische Verwandtschaft zwischen der Nebenmelodie im ersten Satz und dem lieblichen Thema im Trio des Scherzo. Noch weitere Verknüpfungen zwischen den ersten beiden Sätzen gibt es: beide sind äußerlich stürmisch und treibend, beinhalten aber beide ein lyrisches zweites Thema. Die strukturelle Ähnlichkeit zwischen den Hauptthemen in diesen beiden Sätzen ist auch eine Bemerkung wert: Jedes ist auf repetitiven Motiven aufgebaut, das erste davon wird zweimal gespielt, bevor es sich auf der Tastatur aufwärts bewegt, um die thematische Idee zu vervollständigen.

Letzten Endes ist diese Sonate, obwohl in mancherlei Hinsicht unorthodox, eine akribisch ausgearbeitete Komposition aus großer Subtilität, die wohl kaum nur aus einem Satz lose zusammenhängender Klavierstücke besteht. Aber trotz dieses großartigen und tiefgründigen Konzepts waren es schon immer Chopins Themen und Klaviersatz, die dieses Werk so beliebt machten. Das Thema des Trauermarsches des dritten Satzes zählt zu den bekanntesten überhaupt und die einnehmende Natur der schnellen Themen in den ersten Sätzen, sowie die ihrer Nebenmelodien, ließen diese Sonate auf der ganzen Welt beliebt werden. Eine durchschnittliche Aufführung des Werks dauert zwischen 22 und 26 Minuten.

(c) Robert Cummings

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