Max Bruch |
Lebensdaten: 6. Januar 1838 Köln - 2. Oktober 1920 Berlin
Werk: Violinkonzert Nr. 1 g-Moll, op. 26
Epoche: Postromantik
Entstehungszeit: 1864-68
Besetzung: Violine und Orchester
Aufführungsdauer: ca. 24 Minuten
Sätze:
- Prelude. Allegro moderato
- Adagio
- Finale. Allegro energico
Bruch schrieb sechs substanzielle, mehrsätzige Werke für Violine und Orchester, aber nur dieses - das erste seiner drei offiziellen Konzerte - und die Schottische Fantasie sind heute noch wirklich bekannt. Eine kleine Wiedergutmachung für diese Vernachlässung ist die Tatsache, dass dies eines der beliebtesten Konzerte des 19. Jahrhunderts im Repertoire ist, was umso bemerkenswerter ist, weil es das erste große Orchesterwerk war, das Bruch überhaupt veröffentlicht hatte. Das Werk fiel ihm nicht leicht. Bruch begann 1857 mit ersten Skizzen des Konzerts, zog es aber nach seiner Uraufführung 1866 wieder zurück. Nach einer gründlichen Überarbeitung, die auf Ratschlägen einer ganzen Reihe von Violinisten und Komponisten beruhte, am Bekanntesten darunter der Violinvirtuose Joseph Joachim, veröffentlichte Bruch 1868 eine finale Version. Sie wurde von Joachim uraufgeführt und ihm gewidmet. Obwohl er das Werk in der traditionellen Form Schnell-Langsam-Schnell angelegt hat, entwickelte Bruch jeden Satz in Sonatenform und verband sie alle ohne Pause.
Der erste Satz Allegro moderato trägt den Untertitel Vorspiel, ein Relikt aus der Zeit, als Bruch dies eher zu einer Fantasie als einem Konzert machen wollte. Ein ruhiger Paukenwirbel und ein paar niedergeschlagene Phrasen der Holzbläser bereiten die Bühne für den nachdenklichen Auftritt der Violine, eine Melodie, die sukzessive aufsteigt. Dies alles wird etwas bestimmter wiederholt bis das volle Orchester die Kontrolle über das Holzbläsermotiv übernimmt und die Violine ein langes, leidenschaftliches Thema über bebenden Streichern und unheilvollen Paukenschlägen zum Besten gibt. Das zweite Hauptthema ist sanglicher und liegt tiefer im Violinregister bis eine Reihe an Trillern es in erregtere hohe Gefilde trägt, wo es für eine gewisse Zeit verweilt. Dann wird erneut das erste Thema präsentiert, Doppelgriffe verdoppelt seine Intensität. Dies führt in die Durchführung ein, eine stürmische Passage für das Orchester, während der die Violine friedvoll bleibt. In der Rückkehr der Anfangstakte des Satzes dienen die Solophrasen der Violine nun als verkürzte Kadenzen. Eine kurze Kombination aus Reprise und Coda im Orchester führt zum zweiten Satz.
Das Adagio ist eine nostalgische Arie für die Violine. Die Solopartitur wird zunehmend kopmliziert und schlittert in ein feurigeres, aber weniger klar umrissenes zweites Thema, welche in drei schweren Seufzern des Orchesters und anschließend des Solisten kulminiert. Bruch unterzieht dem allen einer profunden Entwicklung, hochgradig emotional ohne dabei rührselig zu werden. Die Reprise lässt nach und fügt eine sehr kurze Pause vor dem Finalsatz ein.
Dieser ist das Allegro energetico, welches sich nach einem behutsamen Orchesteraufbau als froher Tanz in etwas ungarischem Stil herausstellt (ein Tribut sowohl an Joachim, der Ungar war, als auch das von Joachim beeinflusste Finale von Brahms' Violinkonzert). Dem Tanzthema folgt etwas hastendes, virtuoses Material für den Solisten und anschließend eine große, romantische Melodie, welche gegen Ende der Exposition ihre eigene Klimax kreiert. Bruchs Idee der Durchführung besteht hier größtenteils aus einer transponierten Wiederholung von allem, gespielt in etwas emotionalerem Register. Es ist der ungarische Tanz, der das Konzert zu einem belebenden Ende bringt, welches man nach dem bedrückten Beginn des Werks kaum hätte vermuten können.
(c) James Reel
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9. Dezember 2016 in der Alten Oper Frankfurt (Main)
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