Charles Gounod |
Werk: Faust
Epoche: Romantik
Entstehungszeit: 1856-59
Uraufführung: 19. März 1859 in Paris
Besetzung: Solisten, Chor und Orchester
Teile:
- Nr. 1, Introduction
- Nr. 2a, Rien! En vain j'interroge
- Nr. 2b, Salut! ô mon dernier matin
- Nr. 3a, Mais ce Dieu
- Nr. 3b, Me voici! D'où vient ta surprise?
- Nr. 4a, À moi le plaisirs
- Nr. 4b, Ô merveille!
- Nr. 5, Vin ou bière [Kirchweiszene]
- Nr. 6a, Ô sainte médaille
- Nr. 6b, Avant de quitter
- Nr. 7, Le veau d'or
- Nr. 8, A votre sante! [Schwertszene]
- Nr. 9a, Nous nous retrouverons
- Nr. 9b, Ainsi que la brise légère
- Nr. 9c, Ne permettrez-vous pas
- Nr. 9d, Valse
- Nr. 10, Faites-lui mes aveux
- Nr. 11a, Quel trouble inconnu
- Nr. 11b, Salut! demeure chaste et pure (Salve dimora, casta e pura)
- Nr. 12a, Je voudrais bien savoir
- Nr. 12b, Il était un roi de Thulé
- Nr. 13a, Ô Dieu! que de bijoux!
- Nr. 13b, Ah! je ris [Juwelenarie]
- Nr. 14a, Seigneur Dieu, que vois-je!
- Nr. 14b, Prenez mon bras
- Nr. 15a, Il était temps!
- Nr. 15b, Il se fait tard!
- Nr. 15c, O nuit d'amour
- Nr. 15d, Il m'aime!
- Nr. 16, Elles ne sont plus là!
- Nr. 17, Si le bonheur (Als alles jung war)
- Nr. 18a, Deposons les armes
- Nr. 18b, Gloire immortelle [Soldatenchor]
- Nr. 19a, Qu'attendez-vous encore?
- Nr. 19b, Vous qui faites l'endormie [Mephistopheles' Serenade]
- Nr. 20, Que voulez-vous, messieurs? [Duelkszene]
- Nr. 21a, Par ici! [Valentins Tod]
- Nr. 21b, Écoute-moi bien
- Nr. 22, Seignuer, daignez permettre [Kirchenszene]
- Nr. 23, Walpurgisnacht
- Nr. 24a, Mon coeur est pénétré d'épouvante!
- Nr. 24b, Attends! Voici la rue
- Nr. 25a, Alerte! alerte!
- Nr. 25b, Anges purs
- Nr. 26, Ballett: 26a: Les nubiennes (Allegretto, Mouvement de valse)
- Nr. 26, Ballett: 26b: Adagio
- Nr. 26, Ballett: 26c: Danse antique (Allegretto)
- Nr. 26, Ballett: 26d: Variations de Cléopâtre (Moderato maestoso)
- Nr. 26, Ballett: 26e: Les troyens (Moderato con moto)
- Nr. 26, Ballett: 26f: Variations du miroir (Allegretto)
- Nr. 26, Ballett: 26g: Danse de Phryné (Allegro vivo)
Die ersten französischen Übersetzungen von Goethes Faust - ein literarischer Favorit für Romantiker allerorts - erschienen 1823, aber, wie sogar Goethe bemerkte, wurden sie an Qualität von Gérard de Nervals Übersetzung 1827 übertroffen. Nach diesen frühen Übersetzungen erlebte die französische Kunst einen Überfluss an Theaterstücken, Musikstücken und Gemälden, die auf der Geschichte basierten. Gounods Opernadaption, die am 19. März 1859 unter großen Beifall im Pariser Théâtre Lyrique uraufgeführt wurde, ist eine von zahlreichen musikalischen Behandlungen des Themas durch französische Musiker; darunter fallen Louise Bertins Oper Fausto (1831), sowie Hector Berlioz' "dramatische Legende" Fausts Verdammnis (1846).
Jules Barbier stellte das Libretto für Gounods Faust aus Ausschnitten zusammen, die er mit Erlaubnis des Autors, aus Michel Carrés Theaterstück Faust et Marguerite (1850) entnahm. Carré gab Barbier einen Blankoscheck, um aus seinem Theaterstück zu borgen; er selbst war damit beschäftigt das Libretto für Meyerbeers Le pardon de Ploërmel (Dinorah) zu schreiben und hatte daher kein Interesse das Theaterstück für eine Opernadaption zu bearbeiten.
Der Probenverlauf bis zur Uraufführung war schwierig; Gounod kürze an seiner Partitur beträchtliche Teile und ersetzte den Haupttenor, der sich als unzulänglich herausstellte, während der Kostümprobe. Diese Originalversion enthielt gesprochene Dialoge anstatt Rezitativen; 1860 unterstützte Gounod diese Abschnitte mit Musik und machte die Oper damit für die Darbietung in Opernhäusern außerhalb Frankreichs verfügbar. Das Werk genoss international tatsächlich beträchtliche Beliebtheit. Es profitierte insbesondere von den Umständen seiner Londoner Uraufführung, für die Gounod die heute berühmte Arie "Avant de quitter ces lieux" komponiert hatte. Die Rolle von Marguerites Bruder Valentin enthielt ursprünglich keine Arie, aber der Komponist wurde überzeugt sie aufgrund der Verdienste des talentierten Baritons Charles Santley hinzuzufügen; diese Arie zählt nun zu den berühmtesten Ausschnitten der Partitur. Für Fausts Uraufführung in der Pariser Oper 1869 komponierte Gounod ein komplettes Ballett, welches nahe an den Beginn des fünften Aktes plaziert wurde; es war vermutlich diese Produktion, die bisher üppigste des Werks, die Faust zu ihrem Status an unangefochtener Popularität in Frankreich verhalf - ein Status, den sie für fast ein Jahrhundert inne hielt.
Die Musik von Gounods Faust zeigt an jeder Ecke ihren Stand im Erbe der französischen Grand Opéra; Nummern aus klar definierter Form, Bel-Canto-Lyrik und ausdrucksstarker Orchestrierung kennzeichnen die Partitur. Viele wichtige Szenen werden wunderschön durch charakteristische, orchestrale Strukturen geschaffen. Die Erscheinung Marguerites an ihrem Spinnrad in der zweiten Szene des ersten Akts wird durch gedämpfte Streicher, Holzbläser und perlenden Tönen in der Harfe eingeführt; die ersten Violinen illustrieren die durchgehende Bewegung von Marguerites Spinnrad mit der zauberhaften Filigranität von 32tel-Noten, die damit ihr Spinnradlied ("Il ne revient pas") im vierten Akt andeuten. Ein Choral aus Trompete und Posaunen kündigt den Auftritt des frommen Valentin in der zweiten Szene des zweiten Akts an; seine erste Arie ("Avant de quitter ces lieux") folgt, welche in herkömmlicher Ternärform (ABA) steht. Eine Rondoform wird in der Struktur der fünften Szene des zweiten Aktes angedeutet, in der sich die wiederkehrende Walzermusik eines Balls mit kontrastierenden Episoden an individuellem Ausdruck abwechseln. Fausts Cavatina im dritten Akt ("Salut! demeure chaste et pure") ist ein klassisches Beispiel einer Cavatina in Ternärform der traditionellen Grand Opéra. Die vielleicht bekannteste Nummer der Oper ist Marguerites grüblerischer Chanson in Szene sechs des vierten Akts ("Il était un roi de Thulé"), eine modifizierte Art des für Grand Opéra gewöhnlichen Strophencouplets. Ebenfalls bemerkenswert ist Méfistofélés derbe und zuckersüße Serenade "Vous qui fete l'endormie", die er der schlafenden Marguerite singt; seine gesamte Geringschätzung ihrer menschlichen Würde stellt ein dramatisches Gegenstück zu ihrer Frömmigkeit und schließlichen Erlösung dar. Die Beifügung der Soloorgel in der dritten Szene des vierten Akts ist eine weitere besondere Eigenschaft des Orchesters.
Wie mit mäßiger Genauigkeit im Film "Zeit der Unschuld" gezeigt wurde, schien Faust für lange Zeit die unvermeidliche Auftaktoper zur neuen Saison der Metropolitan Opera in New York zu sein.
(c) Jennifer Hambrick
Kaufempfehlungen:
Boris Christoff, Victoria de los Angeles, Nicolai Gedda, Ernest Blanc, Liliane Berton, Rita Gorr (Solisten), Choeur et Orchestre du Théâtre National de l'Opéra de Paris, Dir. André Cluytens
Label: Warner, ADD, 1958
Alfredo Kraus, Nicola Ghiuselev, Ana María González, Roberto Coviello, Ambra Vespasiani, (Solisten), Orchestra Sinfonica dell'Emilia Romagna, Dir. Alain Guingal
Label: Hardy, ADD, 1986
YouTube:
Roberto Alagna, Inva Mula, Paul Gay (Solisten), Choeur et Orchestre de l'Opéra national de Paris, Dir. Alain Altinoglu
2011 in der Opéra Bastille (Paris)
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