BRAHMS: Klavierquartett Nr. 1 g-Moll

Johannes Brahms
Lebensdaten: 7. Mai 1833 Hamburg - 3. April 1897 Wien
Werk: Klavierquartett Nr. 1 g-Moll, op. 25
Epoche: Romantik
Entstehungszeit: 1857-61
Uraufführung: 16. November 1861 in Hamburg
Besetzung: Klavier und Streichtrio
Aufführungsdauer: ca. 38 Minuten
Sätze:

  1. Allegro
  2. Intermezzo. Allegro, ma non troppo
  3. Andante con moto
  4. Rondo all Zingarese. Presto

Johannes Brahms stellte sein Klavierquartett Nr. 1 in g-Moll 1861 fertig. Obwohl dieses Werk sowohl von Freunden, als auch Kritikern gemischt beurteilt wurde, blieb es in der Konzertwelt am Leben. Das gesamte 20. Jahrhundert hindurch wuchs seine Beliebtheit, so wie die Hörerschaft erkannte, dass Brahms vielleicht der essenzielle Meister romantischer Kammermusik ist. Sein erstes Quartett für Klavier, Violine, Bratsche und Cello greift zurück auf die Musik Schuberts, einen von Brahms' Lieblingskomponisten, sowie voraus mit Einfallsreichtum, derKomponisten im nächsten Jahrhundert inspirierte, insbesondere Schönberg. Während seine Zeitgenossen Musik schrieben, die einen offenen Bruch mit der Vergangenheit darstellten, vor allem Wagner, schrieb Brahms in der alten Manier, die mit einer gefälligen und trügerischen Lockerheit zusammenhing, wie auch schon die Werke Schuberts. Kratzt man an der Oberfläche von Brahms' erstem Klavierquartett entdeckt man, dass die Themen und Strukturen überhaupt nicht so locker zusammenhängen. Alles wird aus thematischem Material aufgebaut, das in der Kammermusik beispiellos ist. Es ist der Kern dessen, was Schönberg als "sich entwickelnde Variation" beschrieb und der Atonalität den Weg bereitet und nur dann ein Ganzes bildet, wenn das ganze Material zu sich selbst in Bezug steht. Das g-Moll-Quartett ist von reiner Klarheit in einer Weise, wie es sie vor Brahms nicht gegeben hat. Dieses Quartett war auch das erste Kammerwerk Brahms', das er in der Öffentlichkeit spielte.

Der erste Satz des g-Moll-Quartetts hat die Anmut heroischer Themen in Ruhezustand, köchelt aber auch, zumindest in einer guten Darbietung. In schlechten Aufführungen des Werks wird diese Spannung zugunsten einer leeren Nettigkeit ignoriert, was eindeutig zu vermeiden ist. Der zweite Satz, ein Intermezzo, ist introspektiv und voller musikalischer Befragung unter den Streichern. Themen breiten sich aus, nach etwas suchend, mit schönem und mysteriösem Effekt. Das Andante des dritten Satzes hat eine verträumte Grandezza, die sonst ein für Orchester reservierter Effekt ist. Das ungarische Rondofinale ist reines Feuer und sprengt mit gemeinsamem Nachdruck durch stürmische Themen.

Viele Generationen nach der Uraufführung des Werks widerstand es den ursprünglichen Vorbehalten der Öffentlichkeit. Es sollte auch erwähnt werden, dass andere einflussreiche Musiker es für ein geniales Werk hielten. Einer der größten Violinisten sah es als Beweis, dass Brahms Beethovens musikalischer Erbe war. Es gab viele solcher Reaktionen. Schönberg mochte es so sehr, dass er es orchestrierte. Seine Gründe dafür gab er wie folgt an: "1. Ich mag das Stück. 2. Es wird selten gespielt. 3. Es wird immer sehr schlecht gespielt; je besser der Pianist, desto lauter spielt er und man hört nichts mehr von den Streichern. Ich wollte aber alles hören..."

(c) John Keillor, Arnold Schönberg

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Fauré Quartett
Dezember 2014 in der Toppan Hall von Tokio

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