BARBER: Adagio für Streicher

Samuel Barber
Lebensdaten: 9. März 1910 West Chester (Pennsylvania) - 23. Januar 1981 New York
Werk: Adagio für Streicher, op. 11
Epoche: Moderne
Entstehungszeit: 1936
Uraufführung: 5. November 1938
Besetzung: Streichorchester
Aufführungsdauer: ca. 8 Minuten

Das Adagio, welches heutzutage fast ausnahmlos in seiner Orchesterfassung gespielt wird, stammt aus dem langsamen Satz von Barbers Streichquartett Nr. 1, op. 11 (1936) und muss zu den bekanntesten Stücken amerikanischer Konzertmusik gezählt werden; es wurde zu einem beliebten Klassiker und existiert sogar in Chorfassung. Die Musik besitzt etwas von der archaischen Würde der Polyphonie der Renaissance; eine rhapsodische, absteigende Phrase wird wiederholt, umgekehrt, ausgedehnt und verziert, bevor sie zu einer zerbrechlichen Klimax ansteigt, um anschließend in Stille dahinzuschwinden. Der graduelle Aufbau und die langsame Auflösung der Spannung - die archetypische "Bogenform" - verleiht dem Werk eine unerbittliche Eigenschaft. Im Quartett dient es dem Gesamtwerk gut und verleiht seinen benachbarten Sätzen Punktierung und Fokus, obwohl sie durch die Eloquenz etwas übertroffen werden.

Die Orchesterfassung, welche 1938 vom NBC Symphony Orchestra unter Arturo Toscanini uraufgeführt wurde (im gleichen Konzert wie auch Barbers First Essay for Orchestra), übermittelt Beschaulichkeit und Trauer gleichermaßen und wurde oft dazu ausgewählt öffentliche Trauerveranstaltungen hervorzuheben; so wurde sie beispielsweise bei den Begräbnissen von Franklin D. Roosevelt, John F. Kennedy und Fürstin Gracia Patricia von Monaco gespielt und erschien auch in den Soundtracks einer Reihe ergreifender Filmen, darunter "Der Elefantenmensch" und "Platoon". Seither wurde es regelmäßig auf der ganzen Welt gespielt und war eines der wenigen amerikanischen Werke, das während des Kalten Krieges auch in der Sowjetunion regelmäßig gespielt wurde. Es ist jedoch nicht selbstverständlich das Adagio als Klagelied aufzufassen. Das Werk ist eine intensive Meditation eines Komponisten, der bereits in seinem 26. Lebensjahr das Selbstvertrauen und handwerkliche Können besaß, um ein ausdrucksvolles, persönliches Werk mit Klarheit und Ernsthaftigkeit zu kreieren. Seine Schmerzlichkeit, Einfachheit und Würde wurden von Komponisten wie Ned Rorem, Roy Harris, William Schuman und Aaron Copland gepriesen.

(c) Roy Brewer

Kaufempfehlung:
Atlanta Symphony Orchestra, dir. Yoel Levi
Label: Telarc, DDD, 1991
YouTube:
Berliner Philharmoniker, dir. Simon Rattle

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