Robert Schumann |
Werk: Carnaval, op. 9
Epoche: Romantik
Entstehungszeit: 1833-35
Besetzung: Klavier
Aufführungsdauer: ca. 28 Minuten
Teile:
- Préambule (B-Dur, Quasi maestoso)
- Pierrot (Es-Dur, Moderato)
- Arlequin (B-Dur, Vivo)
- Valse noble (B-Dur, Un poco maestoso)
- Eusebius (Es-Dur, Adagio)
- Florestan (g-Moll, Passionato)
- Coquette (B-Dur, Vivo)
- Réplique (g-Moll, L'intesso tempo)
- Sphinxes
- Papillons (B-Dur, Prestissimo)
- Lettres dansantes (A.S.C.H.-S.C.H.A.) (Es-Dur, Presto)
- Chiarina (c-Moll, Passionato)
- Chopin (As-Dur, Agitato)
- Estrella (f-Moll, Con affetto)
- Reconnaissance (As-Dur, Animato)
- Pantalon et Colombine (f-Moll, Presto)
- Valse allemande (As-Dur, Molto vivace)
- Paganini (f-Moll, Intermezzo. Presto)
- Aveu (f-Moll, Passionato)
- Promenade (Des-Dur, Con moto)
- Pause (As-Dur, Vivo, precipitandosi)
- Marche des Davidsbündler contre les Philistins (As-Dur, Non allegro)
Obwohl sie nur acht Jahre nach dem Tod Beethovens vollendet wurden, besetzen die 20 Klavierstücke aus Robert Schumanns Carnaval (1833-35) ein musikalisches Reich, das weit entfernt von der Welt alter Meister ist. Carnavals Untertitel "Scènes mignonnes sur quatre notes" ist ein Bezug zur obskuren, symbolischen Tonartenstruktur des Werks. 1834 war Schumann mit einer jungen Pianistin namens Ernestine von Fricken verlobt, einer Studentin seines eigenen Lehrers (und späteren Schwiegervaters) Frederick Wieck. In einer Art orthografischem Zufallsfund bemerkte der Komponist, dass der Name des Heimatortes seiner Verlobten, Asch, gemäß der deutschen Bezeichnungen von Tönen in Noten übersetzt werden können: A, (E)S, C und H. Darüber hinaus ergab eine Umordnung der Buchstaben S-C-H-A, was der junge Komponist sofort als Symbol seines eigenen Namens (z.B. SCHumAnn) erkannte. Carnaval ist mehr als nur eine beeindruckende Sammlung an Charakterstücken und musikalischen Porträts. Es entfaltet sich auch als Sammlung an Variationen über diese Gruppe an Tönen; fast alle seine Teile beinhalten eine Verwandlung der Kombination A-S-C-H.
Carnaval zeigt in der einen oder anderen Form praktisch alle persönlichen und musikalischen Charakteristika des jungen Schumanns auf; einige der Stücke sind musikalische Porträts der Freunde und wichtigen Zeitgenossen des Komponisten. Das beginnende "Préambule", das Musik enthält, welche ursprünglich als Teil einer Sammlung an Variationen über Schuberts Trauerwalzer, D 365 konzipiert wurde, ist eines der wenigen Stücke der Sammlung, das nicht explizit um die Idee A-S-C-H herum organisiert ist. Figuren aus der Commedia dell'Arte treten in "Pierrot", "Arlequin" und "Pantalon et Colombine" auf. Schumann schreibt sich auch selbst in das Werk in Gestalt seiner beiden Alter Egos, des idealistischen, verträumten Eusebius und des leidenschaftlichen Mannes mit Tatendrang Florestan. Ernestine von Fricken wird in "Estrella" dargestellt, während Clara Wieck, Frederick Wiecks jugendliche Tochter, leidenschaftlich in "Chiarina" porträtiert wird. (Letztendlich war sie es und nicht von Fricken, die zu Schumanns Frau wurde). Schumann fügt eine berührende Hommage an Chopin ein, sowie ein virtuoses Intermezzo, dessen Thema der legendäre Violinist Paganini ist. In der Mitte von Carnaval gibt es ein Trio aus viertönigen "Sphinxes" - vermutlich nicht dazu gedacht gespielt zu werden - durch die Schumann das "Geheimnis" der A-S-C-H-Tongruppierungen durch archaische Notation auflöst.
Der abschließende Teil "Marche des Davidsbündler contre les Philistins" ist ein symbolisches Porträt der Mitglieder des Davidsbundes, einer imaginären Gruppe, die Schumann in seinen Schriften und Musik als eine Konföderation gegen die reaktionären, musikalisch trockenen "Philister" seiner Zeit kreierte. Hier besiegen die Davidsbündler - Florestan, Eusebius, Estrella/Ernestine, Chiarina/Clara, Chopin und Paganini - die Philister, repräsentiert durch das "Großvaterlied", ein altes, deutsches Lied. Es steckt auch tatsächlich Humor in diesem "Konflikt", da die Mitglieder des Davidsbunds clever hinter "Karnevalsmasken" aus großer musikalischer Bravour versteckt werden.
(c) Blair Johnston
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