Modest Mussorgski |
Werk: Eine Nacht auf dem kahlen Berge (Notsch na Lysoj gore)
Epoche: Romantik
Entstehungszeit: 1886
Besetzung: Orchester
Aufführungsdauer: ca. 11 Minuten
Im einem Brief vom 5. Juli 1867 an Nikolai Rimski-Korsakow schrieb Modest Mussorgski: "(Ich habe) eine Johannisnacht auf dem kahlen Berge vollendet, ein musikalisches Gemälde mit folgendem Programm: (1) Zusammenkunft der Hexen, ihr Geschwätz und Getratsche; (2) Satans Gefolge; (3) gottlose Befriedigung Satans; und (4) Hexensabbat." Mussorgski verkündete, dass "meine Komposition in Form und Charakter russisch und original ist. Ihr Ton ist heißblütig und chaotisch... die Johannisnacht ist etwas Neues und wird einen zufriedenstellenden Eindruck erzeugen..."
Der Eindruck war nicht ganz so zufriedenstellend für Mili Balakirew, der das Werk 1869 nicht mehr als Programmpunkt für ein Konzert der Freien Schule in Betracht zog. Balakirew sandte das Manuskript an Mussorgski zurück mit handgeschriebenen Randnotizen wie dem Kommentar "Müll!". Später zog Mussorgski unter dem Eindruck von Liszts Totentanz in Erwägung den Satz als Werk für Klavier und Orchester umzugestalten, aus diesem Plan wurde jedoch nichts.
Im Mai 1877 skizzierte Mussorgski die Handlung seiner komischen Oper Der Jahrmarkt von Sorotschinzy und schlug eine ausgedehnte Überarbeitung der Musik der Johannisnacht als Intermezzo zu Beginn des dritten Akts vor. Mussorgski stellte diesen Teil der Oper 1880 fertig, behielt Musik aus den Abschnitten (1) und (3) des Originals bei und fügte neues Material hinzu. Als "Traumvision des Bauernburschen" gekennzeichnet hatte es auch ein neues Programm: während ein Junge auf einem Hügel vor sich hinträumt, wird er von entmenschten Stimmen bedroht und findet sich verspottet im Schattenreich wieder. Die Stimmen warnen ihn vor dem Teufel und dem "Schwarzen Gott" Tschernobog; als die Schatten verschwinden treten diese beiden auf. Tschernobog wird glorifiziert, eine Schwarze Messe gesungen und ein Hexensabbat bricht aus. Als eine Kircheglocke erklingt verschwindet Tschernobog und die Dämonen krümmen sich vor Schmerz. Ein Kirchenchor singt, die Dämonen entfernen sich und der Junge erwacht. Mussorgski sollte den Jahrmarkt von Sorotschinzy nie vollenden.
Im oben zitierten Brief von 1867 schrieb Mussorgski an Rimski-Korsakow: "Ich hätte gerne, dass wir beide gemeinsam die Orchestrierung begutachten (...) wir könnten einige Dinge aufklären." Rimski-Korsakow erfüllte seinen Teil der Abmachung 1886, fünf Jahre nach Mussorgskis Tod durch die Produktion der Nacht auf dem kahlen Berge. Dies war die Musik des "Burschentraums", abzüglich der Chorteile und den abrupten, dramatisch wirkungsvollen "Stichen". Die erste Hälfte des zweiten Teils wurde entfernt und Rimski-Korsakow entfernte das meiste Dur-Material inklusive einer kurzen Fanfarenphrase. Das gesamte Werk wurde einer rationalisierten Orchestrierung und Takts unterworfen und in symmetrische Sektionen unterteilt. Rimski-Korsakow wurde oft vorgeworfen den Abschnitt der "Mettglocke" "komponiert" zu haben, der die Nacht auf dem kahlen Berge abschließt, in Wahrheit aber ist die gesamte Musik von Mussorgski abgesehen vom abschließenden Flötentrio ganz zu Schluss. Die Version von Rimski-Korsakow wurde zu einem unmittelbaren Welterfolg vom Tag ihrer Veröffentlichung an und verhalf Mussorgskis Name sich zu etablieren. Sie bleibt die beliebteste Version von Mussorgskis berühmtem Stück, obwohl die originalen Versionen in modernen Ausgaben verfügbar sind und ebenfalls mit Beifall wiederbelebt wurden. Einige Dirigenten, wie Claudio Abbado und Esa-Pekka Salonen, nahmen persönliche Anpassungen der Version von 1867 vor.
(c) Mili Balakirew, Uncle Dave Lewis, Modest Mussorgski
Kaufempfehlung:
Berliner Philharmoniker, dir. Claudio Abbado |
Radio Filharmonisch Orkest, dir. Markus Stenz
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