Franz Schubert |
Werk: Fantasie C-Dur, D 760 "Wandererfantasie"
Epoche: Romantik
Entstehungszeit: 1822
Uraufführung: 1832 im Musikverein Wien
Besetzung: Klavier
Aufführungsdauer: ca. 21 Minuten
Mit ihrem Grundriss aus vier Sätzen - Allegro, Adagio, Scherzo und Finale - ist die "Wandererfantasie" bis auf den Namen eine Sonate, obwohl eine für ihre Zeit bemerkenswerte. Das Werk ist in seiner Form zyklisch und wird als ein durchgängiger Satz ohne Pausen gespielt, jeder Abschnitt besitzt eine thematische Verwandtschaft, üblicherweise eine entfernte, zu "Der Wanderer", ein Lied, das Schubert sieben Jahre zuvor komponiert hatte. Diese Abkehr von der klassischen Sonatenform ähnelt der gleichermaßen beeindruckenden und technisch anspruchsvollen Klaviersonate Liszts; aber das ist nicht alles. Die intime Natur der meisten Schubert-Lieder und auch eines Großteils seiner späten Klaviermusik, wird hier ersetzt durch ein Werk an heroischem Ausmaß, in dem ein fragmentarisches rhythmisches Muster - lang, kurz kurz, lang, kurz kurz, lang, lang - das in den ersten wenigen Takten des Allegro gehört wird, erweitert, umgekehrt, wiederholt und mit umwerfender Wirkung ausgearbeitet wird. Schubert spielt den gesamten Anfangsteil hindurch weiterhin Verstecken mit der Idee und kehrt im Finale zu ihr zurück, so dass an vielen Orten die Wirkung mehr wie eine Art Variationen über ein rhythmisches Muster ist anstatt ein eigenständiges Sonatenthema.
Die "Wandererfantasie" ist jedoch keineswegs ein "monothematisches" Werk. Schubert gab ihr diesen Titel nicht, doch ist er nützlich, um das C-Dur-Werk von seinen anderen Klavierfantasien zu unterscheiden. Im Kontrast zur Bravour des ersten Abschnitts, wird die grübelnde Melodie des Liedes (leicht verändert) als lyrisches Zwischenspiel enthüllt, bevor weitere Exkursionen folgen. In einem sich ausbreitenden Strom an Bewegung folgt ein Rondo, eine versuchte (aber schon bald aufgegebene) Fuge und, im Scherzo, ein schneller Walzer. Trotz solch kontrastierender Elemente gibt es ein Gefühl der Kontinuität und Integrität in der Art, wie Schubert jede neue Idee ergründet, bevor er zum nun bekannten Anfang zurückkehrt und ihn in den Schlusstakten mit einem Freudenschrei von seinem besessenen Rhythmus befreit.
(c) Roy Brewer
Kaufempfehlung:
Luiza Borac (Klavier) Label: Avie, DDD, 2004 |
Alfred Brendel (Klavier)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen