Gustav Mahler |
Werk: Das Lied von der Erde
Epoche: Romantik/Postromantik
Entstehungszeit: 1907-08
Uraufführung: 20. November 1911 in München
Besetzung: Solisten und Orchester
Aufführungsdauer: ca. 51 Minuten
Sätze:
- Das Trinklied vom Jammer der Erde
- Der Einsame im Herbst
- Von der Jugend
- Von der Schönheit
- Der Trunkene im Frühling
- Der Abschied
Obwohl es scheinbar eine Sammlung an Liedern mit Orchester ist, ist dies in jeder Hinsicht Mahlers neunte Sinfonie. Das Lied der Erde stellt eine Verfeinerung und Konzentrierung auf die Bedeutung und den Ausdruck der Achten Sinfonie dar. Im Lied der Erde überwiegt der gleiche kontrapunktisch orientierte Stil, doch lassen die dünneren Strukturen dies ausgeprägter erscheinen. Auch ist die intimere und persönlichere Natur eines Großteils der Komposition eine direkte Antwort auf die privaten Träumereien der chinesischen Gedichte, anstatt eines großen stilistischen Umbruchs.
Das Lied der Erde ist ein integriertes, sinfonisches Ganzes, da die sechs Lieder analog zu sinfonischen Sätzen in vier Teile organisiert sind. Mahlers harmonische und expressive Sprache ist so kraftvoll, dass es ihm gelang einen fortschreitenden Effekt zu erzeugen, der diese Lieder zu einer einzelnen semantischen und künstlerischen Einheit verbindet.
"Das Trinklied vom Jammer der Erde". Das erste Lied ist ein Hybrid aus Strophenlied und Sonatenform. Es steht für sich, nicht nur formal, sondern auch in seiner schwarzen, unerbittlichen Missachtung des Kummers im Angesicht der Sterblichkeit. Der eindringlich mitreißende Beginn kontrastiert mit einem ätherischen Mittelteil, kulminiert aber schließlich in einer eigenartigen und kreischenden Beschwörung des Schicksals des Menschen.
"Der Einsame im Herbst". Dieses resignierte Lied ruft Herbstnebel in Erinnerung, während der Dichter über den Verlust des Sommers und Lebens trauert. Die dünnen Strukturen und mäandernden Linien fangen die trostlose Einsamkeit perfekt ein.
"Von der Jugend". Dieser und die nächsten beiden Lieder stellen das "Scherzo" der sinfonischen Struktur dar. Sie sind alle kürzer, in hellerem Tonfall und nostalgisch in der Stimmung. Hier werden Erinnerungen von jungen Menschen beim Tee trinken eingefangen mit hellen und luftigen pentatonischen Skalen, die damit die Unschuld und unbekümmerte Haltung der Jugend darstellen.
"Von der Schönheit". Eine romantische Szene. Die sanfte Unschuld der Mädchen wird mit einem zart bewegten Andante geschildert. Beim Auftritt der Reiter gibt es einen plötzlichen militärischen Ausbruch im Orchester, während sich die Stimme in eine atemlose Melodie hinein beschleunigt, um damit auf effektive Weise die flatternden Herzen der Mädchen zu porträtieren.
"Der Trunkene im Frühling". Trotz einer sehnsüchtigen Mittelpassage ist dieses Lied überwiegend humorvoll in seinen Erinnerungen an die Natur und dem trunkenen Taumeln eines jungen Mannes. Mahler nutzt hier eine beeindruckende Bandbreite an harmonischen und orchestralen Effekten.
"Der Abschied". Es gibt hier zwei separate Gedichte. Das erste stellt eine einzelne Person dar, die darauf wartet, dass ein Freund zu einem letzten Lebewohl erscheine und das zweite ist das Lebewohl selbst. Als bei Weitem länger Satz des Werks, schickt Mahler jedem Gedicht einen langwierigen Orchesterteil voraus und macht dies damit auch zum Satz, der am stärksten instrumental orientiert ist. Der erste Orchesterteil ist sehnsüchtig und schwermütig und wird in Teilen nach dem Auftritt der Stimme wiederholt. Der zweite ist ein langer und bewegter Trauermarsch, der in einer großen und tragischen Klimax gipfelt. In der letzten Strophe, wenn der Dichter auf das Leben zurückblickt, komponierte Mahler eine resignierte und ausgedehnte Coda.
(c) Steven Coburn
Kaufempfehlung:
James King, Dietrich Fischer-Dieskau (Solisten), Wiener Philharmoniker, Dir. Leonard Bernstein Label: Decca, ADD, 1966 |
YouTube:
Christa Ludwig, René Kollo (Solisten), Israel Philharmonic Orchestra, Dir. Leonard Bernstein
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