RACHMANINOW: Rhapsodie nach einem Thema von Paganini

Sergei Rachmaninow
Lebensdaten: 1. April 1873 Semjonowo (Russland) - 28. März 1943 Beverly Hills
Werk: Rhapsodie nach einem Thema von Paganini, op. 43
Epoche: Romantik/Postromantik
Entstehungszeit: 1934
Uraufführung: 7. November 1934 in Baltimore
Besetzung: Klavier und Orchester
Aufführungsdauer: ca. 22 Minuten

Die letzte von Paganinis 24 Capricen für Violine wurde zum Thema einer Vielzahl an Sammlungen von Variationen, darunter die eigenen 12 des Komponisten, Brahms' brillante Paganini-Variationen für Klavier, jene der Komponisten des 20. Jahrhunderts wie Lutosławski, Blacher, Lloyd-Webber und weiteren. Die berühmteste Bearbeitung dieser Caprice ist Rachmaninows "Rhapsodie nach einem Thema von Paganini", nicht zuletzt, weil eine ihrer Variationen - die 18. - berühmter wurde als die ihr zugrunde liegenden Melodie von Paganini.

Die Rhapsodie war eine von Rachmaninows letzten Kompositionen; sie hat jedoch wenig gemeinsam mit der Handvoll Werken aus den letzten beiden Jahrzehnten des Komponisten. Die Corelli-Variationen (1931) für Klavier und das Klavierkonzert Nr. 4 (1926; 1941 überarbeitet) zeigen einen kühleren, moderneren Rachmaninow, während die Rhapsodie auf die leidenschaftliche, postromantische Welt des Dritten Klavierkonzerts von 1909 zurückgreift. Es ist auch unüblich, dass dieses Werk in gerade einmal eineinhalb Monaten, vom 3. Juli bis 18. August 1934 fertiggestellt wurde, während die Werkzahl des Komponisten in seinen späten Jahren dürftig war.

Mit drei erkennbaren Abschnitten erinnert die Rhapsodie nach einem Thema von Paganini an die schnell-langsam-schnelle Struktur eines Klavierkonzerts. Die Variationen 11 bis 18 dienen hierbei als langsamen Satz, während die vorherigen und nachfolgenden Gruppen die äußeren Sätze darstellen.

Das Werk beginnt mit einer Einführung, die Elemente von Paganinis Melodie trägt. Es folgt die erste Variation, die das Thema wiedergibt, vorrangig in den Streichern, das Klavier spielt lediglich einzelne Noten aus der Melodie. Es übernimmt aber die Führung in der nächsten Variationen, teilt dann das Rampenlicht mit dem Orchester in den Variationen drei bis fünf, die alle lebhaft und in ihrer Stimmung unbeschwert sind. Mit der sechsten Variation verlangsamt sich das Tempo, das Klavier bleibt aber verspielt. Die siebte bringt einen drastischen Wandel und führt in das ein, was zu einem Charakteristikum in Rachmaninows großen Kompositionen wurde: das Dies Irae-Thema aus der römisch-katholischen Totenmesse; es tritt auch in den nächsten drei Variationen wieder auf. Einige legten nahe, dass diese Anspielung auf den biblischen "Tag des Zorns", während sie Bestandteil vieler Werke des Komponisten ist, hier auch eine Andeutung auf die Legende aus dem 19. Jahrhundert sei, dass der übernatürlich begabte Paganini seine Seele an den Teufel verkauft hätte im Gegenzug für seine Fähigkeiten.

Wie zuvor erwähnt, ist die 11. Variation der Beginn dessen, was als langsamer Satz dient, die Musik ist hier ätherisch und gedämpft und bleibt so bis zur feurigen 13. Variationen, die dann den Weg zu einem Paar an brillanteren Variationen ebnet. Die lebhafte 15. Variation wird gefolgt von einer entschieden zurückhaltenderen 16. und 17., um auf den Höhepunkt der 18. Variation hinzuarbeiten, die eines der einprägsamsten Themen des Komponisten überhaupt bietet; Rachmaninow hätte es sicherlich auch in einem anderen Werk verwenden können, ohne den geringsten Verdacht einer Beziehung zu Paganini schöpfen zu lassen.

Der letzte "Satz" beginnt mit der 19. Variation, die gewissermaßen akademisch klingt. Die nächste Variation bietet mehr Farbe, obwohl düsterer Elemente in Variation 22 wiederzukehren beginnen, welche sich zu ihrem Ende hinarbeitet in einer Art, die den Finales der Zweiten Sinfonie und des Dritten Klavierkonzertes nicht unähnlich ist. Die nächste Variation ruft stärker Teile des Paganini-Themas in Erinnerung und führt zum dramatischen Abschluss - einem mächtige und ominösen, wenn auch schillernden Wiederauftreten des Dies Irae-Themas durch Klavier und Orchester.

Ein übliches Konzert der Rhapsodie dauert ungefähr 20 Minuten. Rachmaninow spielte die Uraufführung am 7. November 1934 in Baltimore mit Leopold Stokowski am Dirigentenpult.

(c) Robert Cummings

Kaufempfehlung:
Nikolai Luganski (Klavier), City of Birmingham Symphony Orchestra, Dir. Sakari Oramo
Label: Warner, DDD, 2004
YouTube:
Daniil Trifonow (Klavier), Israel Philharmonic Orchestra, Dir. Zubin Mehta
2011 in Tel Aviv

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen