SCHUMANN: Klavierquintett Es-Dur

Robert Schumann
Lebensdaten: 8. Juni 1810 Zwickau - 29. Juli 1856 Endenich
Werk: Klavierquintett Es-Dur, op. 44
Epoche: Romantik
Entstehungszeit: 1842
Besetzung: Klavier und Streichquartett
Aufführungsdauer: ca. 29 Minuten
Sätze:
  1. Allegro brillante
  2. In Modo d'una Marcia. Un poco largamente
  3. Scherzo. Molto vivace - Trio I & II
  4. Allegro ma non troppo

Robert Schumanns Quintett für Klavier und Streicher in Es-Dur hat sich einen Rang der Anerkennung unter den Klavierquintetten erarbeitet, eines von nur einer Handvoll, darunter auch Johannes Brahms' Beitrag zum Genre, sowie Dvořáks Opus 81, die weitere Bekanntheit erreichten als nur unter den ausführenden Künstlern. Obwohl Schumanns Meriten als Komponisten "rein" instrumentaler Musik umstritten sind, kann kein tiefer blickender Zuhörer bezweifeln, dass das Es-Dur-Quintett das Produkt einer sehr ertragreichen musikalischen Vorstellungskraft ist - frisch, lebensfroh und einfallsreich. 1842 war Schumanns Jahr der Kammermusik (so wie 1840 das des Liedes war): nachdem er drei Streichquartette produziert hatte, entschied Schumann eine zufriedenstellende Synthese seiner kürzlich erlernten Geläufigkeit mit Streichern und dem Klavier zu erstellen - seinem Hauptinstrument.

Der erste Satz, Allegro brillante benannt, beginnt mit einer beschwingten Idee, die noch lange im Ohr nachklingt, nachdem die Struktur schon einen ruhigeren Ton angenommen hat. Träumereien über diese Idee werden charakteristischen Figurationen am Klavier gegenübergestellt, bevor das zweite Thema, ein Dialog zwischen Cello und Bratsche, übernimmt. Die Durchführung beginnt in der Tonart a-Moll im Klavier; Fragmente der Melodie werden von den anderen Musikern gespielt, während sich die Musik in entferntere harmonische Regionen hineinbewegt. Die unaufhörliche Modulation und fragmentarische thematische Entwicklung werden von einem kühnen Auftreten des zuvor heroischen Hauptthemas unterbrochen. Schumann nimmt im Verlaufe der Reprise nur wenig Veränderungen an der Exposition vor, ändert nur wenige Takte für die notwendigen harmonischen Wechsel und das zweite Thema wird erwartungsgemäß in der Tonika anstatt der Dominante wiedergegeben.

In modo d'una Marcia, un poco largamente ist die Bezeichnung des folgenden Satzes, in dem durchweg eine Begräbnisatmosphäre vorherrscht. Die schlichte, mysteriöse Melodie wird von der ersten Violine vor dem Hintergrund einfacher Viertelnoten in den tiefen Registern der anderen vier Instrumente eingeführt. Das Auftreten des zweiten Themas ist ein willkommener Sonnenstrahl. Schumanns rhythmische Palette produziert ein magisches Gefühl der Statik, als ob die Zeit für einen kurzen, kostbaren Moment stillstehen würde. Es war auf Betreiben Felix Mendelssohns, dass Schumann entschied den Teil in As-Dur, der ursprünglich als Mittelteil dieses eigenartigen Satzes diente, zu verwerfen und ihn mit dem furiosen Angriff in f-Moll (Agitato) zu ersetzen, den die Nachwelt nun kennen lernen durfte. Der vielleicht beeindruckendste Moment im Satz ist das bemerkenswerte, absichtlich grobe Auftreten des Hauptthemas durch die Bratsche (auf deren C-Saite) in der Mitte der heftigen Triolenpassagen. Der Satz wird von einer Rückkehr des ursprünglichen Marschthemas abgerundet, nun mit einem dröhnenden Pizzicatohintergrund, der in einen leisen, außerweltlichen Akkord abklingt.

Das Scherzo molto vivace nimmt eine Reprise sowohl der Tonalität, als auch des lebhaften Charakters des ersten Satzes vor. Schumann verwendete zwei separate Trios im Satz, das erste ist ein lyrischer Kanon und der zweite ein kräftigerer Abschnitt in as-Moll.

Einige von Schumanns instrumentalen Werken schließen mit Sätzen ab, die nur blasse Schatten ihrer Geschwister sind; nicht so jedoch im Klavierquintett. Vom ersten Angriff in c-Moll (die Perkussivität davon überraschte schon viele unvorbereitete Hörer) bis zur finalen, glorreichen, kontrapunktischen Beendigung durchtränkt der Komponist dieses Finale mit einer so pikanten Mischung aus Elan, Unruhe und delikater Lyrik, dass es sicherlich als krönender Moment des gesamten Werks angesehen werden kann. Die Doppelfuge, die als Coda zum Finale dient, nutzt das Hauptthema des ersten Satzes als ihr eines Thema und das Hauptthema des letzten Satzes als ihr zweites und bildet daraus einen noblen und passenden Abschluss.

(c) Blair Johnston

Kaufempfehlung:
Dolf Bettelheim (Klavier), Samuel Rhodes (Bratsche), Beaux Arts Trio
Label: Philips, ADD, 1979/75
YouTube:
Daniil Trifonow (Klavier), Ariel String Quartet
Mai 2011 in Tel Aviv

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen