Sergei Prokofjew |
Werk: Sinfonie Nr. 5 B-Dur, op. 100
Epoche: Moderne
Entstehungszeit: 1944
Besetzung: Orchester
Uraufführung: 13. Januar 1945 in Moskau
Aufführungsdauer: ca. 42 Minuten
Sätze:
- Andante
- Allegro moderato
- Adagio
- Allegro giocoso
Prokofjew komponierte diese Musik 1944 und dirigierte ihre Uraufführung am 13. Januar 1945 in Moskau. Jedermann nahm überall an, dass sie "Qual und Triumph im Weltkrieg" symbolisiere - in anderen Worten sein Gegenstück zu Dmitri Schostakowitschs "Leningrader" Sinfonie von 1941. Es war aber die sechste Sinfonie des Komponisten von 1945-47, nicht seine Fünfte, die an den Horror des Zweiten Weltkrieges erinnerte. Jene, die darauf bestanden, die fünfte Sinfonie wäre ein Spiegel der Kriegsleiden wussten nicht, dass der Scherzo-Satz aus Cinderella entlehnt wurde. Aber auch Prokofjew half bei der Aufklärung nicht gerade weiter, als er eines jener vom sowjetischen Amtsapparat erwarteten Positionspapiere veröffentlichte: "Ich konzipierte [die Fünfte] als eine Sinfonie der Größe des menschlichen Geistes."
Nach dem Scheitern seiner vierten Sinfonie (eine 1929 entstandene Umarbeitung von Material aus seinem damals neuen Ballett Der verlorene Sohn), wandte Prokofjew der Gattung seinen Rücken zu. Als er schließlich zu ihr zurückkehrte, war sein indirektes Vorbild Schostakowitschs Fünfte von 1937 - vier Sätze in der Concerto-Grosso-Folge: langsam, schnell, langsam, schnell. Ansonsten ist die Musik jedoch Prokofjew pur, sowohl in Inhalt, als auch Stil.
Das einführende Andante ist ein Satz in Sonatenform, der in 3/4-Takt mit einem fließenden Hauptthema beginnt, gespielt unisono in Oktaven von Flöten und Fagotten, mit einem Anhang in Triolen, der später eine separate Identität annehmen wird. Viele Überarbeitungen führen zu einer neuen Melodie in 4/4-Takt, eingeführt von Flöte und Oboe. Eine nervöse Figur in den hohen und tiefen Streichern verschafft sich in der direkt nachfolgenden Durchführung den Status eines Themas. Die Blechbläser kündigen die Reprise an, indem sie das Anfangsthema sehr dramatisch wiedergeben. Die Rhetorik spitzt sich zu und kulminiert in einer Coda der - warum auch nicht? - "Größe des menschlichen Geistes."
Das Scherzo Allegro marcato hat (nur nicht im Namen) einen Danse macabre-ähnlichen Liedabschnitt in d-Moll, gefolgt von einem etwas schnelleren Trio in Walzer-Takt in D-Dur, entlehnt aus Cinderella ohne mit der Wimper zu zucken (oder dies zu merken).
Der offizielle langsame Satz ist ein leidenschaftlich lyrisches ABA-Adagio in F-Dur, das mit einer Erinnerung an Alexander Newski (1939) beginnt, aber im Stile von Prokofjews Ballett Romeo und Julia fortfährt. Um den Ausdruck zu intensivieren wechselt er häufig die Tonart bis zur Klimax, die Newskis Schlachtmusik in Erinnerung ruft. Eine langsame Einführung (leichtfüßig orchestriert und basierend auf der Musik des ersten Satzes) stellt dieses Finale Allegro giocoso in B-Dur auf seine Beine. Die Streicher beginnen in Takt 23 mit einem Rhythmus, der mit süß-saurer Würzung Fröhlichkeit vorbereitet. Die Klarinette spielt eine synkopiertes Hauptthema, das an die Ausgelassenheit in Romeo und Julia vor den Todesfällen Mercutios und Tybalts erinnert; diese kehrt im gesamten Rondo-ähnlichen Satz immer wieder zurück. Prokofjews Finale läuft auf eine Retrospektive auf seine stilistische Richtung nach der Sinfonie Nr. 4 hinaus - inklusive einer Rückkehr in die UdSSR 1933 - und endet mit einem Parforceritt als Coda.
Die erste Aufführung war ein Triumph, der Höhepunkt von Prokofjews sowjetischen Jahren, dicht gefolgt von einem körperlichen Unfall, von dem er sich nie vollständig erholte. Von undiagnostiziertem Bluthochdruck gestört, fiel er die Treppen hinab (hier sind noch Fragen offen) und zog sich eine massive Gehirnerschütterung zu.
(c) Roger Dettmer
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YouTube:
Mariinskij teatr Оrkestr, Dir. Waleri Gergijew
New York, 2015
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