Ludwig van Beethoven |
Werk: Klaviersonate Nr. 21 C-Dur, op. 53 "Waldstein"
Epoche: Klassik/Romantik
Entstehungszeit: 1803-04
Besetzung: Klavier
Aufführungsdauer: ca. 20 Minuten
Sätze:
- Allegro con brio
- Introduzione. Adagio molto
- Rondo. Allegretto moderato - Prestissimo
Nach dem Kauf eines Érard-Flügels im Jahre 1803 wurde Beethoven inspiriert diese Sonate zu schreiben, eine der Besten seiner insgesamt 32. Der Komponist hatte seit ungefähr zwei Jahren gewusst, dass er sein Gehör verlieren würde, aber er war noch weit von kompletter Taubheit entfernt. Die klareren Töne des neuen Instruments waren für ihn viel reizvoller als die seines alten Walter-Klaviers. Diese Sonate, dem Gönner und Freund des Komponisten Graf Ferdinand von Waldstein gewidmet, trat als große Herausforderung für Pianisten in Erscheinung. Der erste Satz, Allegro con brio genannt, beginnt mit einem rhythmischen, treibenden, besessenen Thema, das einen enormen Klangraum und ein beträchtliches Energiefeld zwischen den hämmernden Akkorden in der linken Hand und der Ergänzung der Phrase, einige Oktaven höher, in der rechten Hand, erschafft. In etwas tieferer Lage beginnend wiederholt, erscheint das Thema weniger energetisch, der Effekt ist aber trügerisch. Während das Energieniveau hoch bleibt, werden zusätzliche Ideen entwickelt und das zweite Thema wird eingeführt, während jede dieser Ideen danach strebt den Diskurs der Komposition zu dominieren. Das zweite Thema in E-Dur führt einen Moment der Ruhe ein, aber diese löst sich schon bald auf und bewegt sich zu einem brillanten, triumphalen Ende mit der zugrunde liegenden rhythmischen Intensität des Hauptthemas. Die Durchführung beginnt dem Hauptthema in dunklerer Gestalt, das dann in eine neue Richtung geht. Das vorherige Material wird verwoben und entwickelt und dieser Prozess kreiert beträchtliche Spannung. In der folgenden Reprise vermeidet Beethoven auf geniale Weise eine bloße Wiedereinführung, indem er die Phrase zum Ende des ersten Auftretens des Hauptthemas erweitert. Es gibt viele weitere geschickte Kniffe hier, darunter die brillante Coda, basierend auf dem Hauptthema. Der zweite Satz, der als Introduzione (Adagio molto) bezeichnet wurde, ist kurz, ernst und introvertiert, er zieht seine immense dramatische Kraft aus vielen figurativen Umwandlungen der ursprünglichen Phrase aus drei Tönen, die das Intervall einer Sexte umfasst. Bezeichnenderweise wird der mysteriöse und nachdenkliche Ton des Anfangs durch die ausdrucksstarke Lyrik der im Mittelteil auftretenden Melodie bereichert. Dieser Kontrapunkt an reiner Lyrik und Nachdenklichkeit stellt den Kern des Satzes dar. Ursprünglich schrieb Beethoven das als Andante favori bekannte als den zweiten Satz, entschied dann aber keinen Satz einzubinden, den er als zu lang empfand. Ohne Pause entsteht aus der philosophischen Atmosphäre des Adagio die Musik und blüht in einem brillanten Hauptthema des Finales, bezeichnet als Rondo (Allegretto moderato), auf. Diese Melodie, als siebentönig auftretend und dann alle außer dem letzten Ton wiederholend, hat in ihren ruhigeren Momenten zu Beginn pastorale Eigenschaften. Beethoven verwandelt diese friedfertige Stimmung jedoch in die einer ekstatischen Feier, versprüht durch farbenfrohe Sprühnebel, die eine harmonische Basis bilden. Während sich das Thema entwickelt und neue Ideen eingeführt werden, weicht die dramatische Intensität des Satzes, bestärkt von einer repetitiven Oktavenphrase in der linken Hand, Momenten der Müdigkeit. Das Hauptthema kehrt jedoch zurück und verhängt einen triumphalen und frohen Sinn der Ordnung und eine funkelnde Coda beendet die Komposition. Mit ihrem mächtigen rhythmischen Antrieb, dem harmonischen Erfindungsreichtum, dem thematischen Strahlen und dem Reichtum an Ideen ist diese Sonate eines der größten Werke des Klavierrepertoires.
(c) Rovi Staff
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