MENDELSSOHN: Oktett Es-Dur

Felix Mendelssohn-Bartholdy
Lebensdaten: 3. Februar 1809 Hamburg - 4. November 1847 Leipzig
Werk: Oktett Es-Dur, op. 20
Epoche: Romantik
Entstehungszeit: 1825
Besetzung: Streichoktett
Aufführungsdauer: ca. 32 Minuten
Teile:

  1. Allegro moderato ma con fuoco
  2. Andante
  3. Scherzo. Allegro leggierissimo
  4. Presto

Als Mendelssohn 1825 sein Oktett, op. 20 vollendete, hatte er ein Jahr zuvor bereits seine erste nummerierte Sinfonie produziert, das Oktett aber ist anspruchsvoller und kann mit Vorsicht auch als vollständige Sinfonie angesehen werden, obwohl sie nur für acht Streicher geschrieben wurde. Mendelssohns eigene Worte, aus eigener Hand in die Signatur der Partitur geschrieben, sind Zeuge dessen: "das Oktett muss in allen Teilen im Stile einer Sinfonie gespielt werden; die Pianos und Fortes müssen präzise unterschieden und schärfer akzentuiert werden, als das üblicherweise in Stücken dieser Art geschieht."

Es ist nicht bloß ein doppeltes Quartett, denn das Stück ist ein echtes Oktett, in dem Kontrapunkt, Strukturierung und harmonische Komplexität in jedem Detail so komplex sind wie in jeder Sinfonie. In vier Sätzen entfaltet sich das Werk wie eine Sinfonie mit einem brillanten ersten Satz, einem Allegro, das Platz macht für ein wunderbar verträumtes Andante als zweiten Satz. Ein Scherzo als dritter Satz ist in seiner Struktur und Durchschaubarkeit kammermusikalisch, aber in Umfang und Reichweite erneut sinfonisch. Es entwickelt tatsächlich eine fast diabolische Komplexität aufgrund von Mendelssohns beeindruckender Verwendung von acht Stimmen anstatt vier oder sogar weniger. Das Presto-Finale beginnt mit einem geradezu bizarren Puffen der Celli, explodiert aber unmittelbar in ein kraftvolles Toben, das im Sturzflug voranfliegt und kaum eine Atempause nimmt auf dem Weg zu einem großen, wahrlich sinfonischen Finale.

Das Stück ist in Mendelssohns Karriere besonders bedeutsam, da es eines von zwei insbesondere genialen Werken war, die als Wegweiser seines Genies in Jugendjahren angesehen werden. (Das andere als solches identifizierte Werk ist die gleichermaßen brillante Ouvertüre zu Ein Sommernachtstraum). Es war auch das erste Streichoktett, das als echtes achtteiliges Werk geschrieben wurde und bleibt bis heute das beste Werk, das in dieser Gattung noch existiert. Es überbrückt die Distanz zwischen dem Kammerkomponisten Mendelssohn und dem Sinfoniker Mendelssohn auf besonders effektive Weise.

Das Scherzo des dritten Satzes wurde nachfolgenden vom Komponisten für volles Orchester transkribiert und 1829 von der London Philharmonic Society als eigenständiges, vollständiges Werk präsentiert.

(c) Felix Mendelssohn, Michael Morrison

Kaufempfehlung:
Auryn Quartet, Minguet Quartet
Label: Tacet, DDD, 2000
YouTube:
Boris Brovtsyn, Julian Rachlin, Julia-Maria Kretz, Vilde Frang, Amihai Grosz, Lawrence Power, Jens Peter Maintz, Rick Stotijn
25. Juni 2014 beim Internationalen Kammermusikfestival in Vredenburg

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