LISZT: Les préludes

Franz Liszt
Lebensdaten: 22. Oktober 1811 Raiding (Kaiserreich Österreich-Ungarn) - 31. Juli 1886 Bayreuth
Werk: Les préludes, S 97
Epoche: Romantik
Entstehungszeit: 1848
Uraufführung: 23. Februar 1854
Besetzung: Orchester
Aufführungsdauer: ca. 16 Minuten

Liszt war der virtuose Erfinder der Sinfonischen Dichtung (oder Tondichtung), einer Gattung, in der eine literarische oder anderweitig außermusikalische Quelle das narrative Fundament für ein einsätziges Orchesterwerk liefert. Liszts Sinfonische Dichtungen waren jedoch nicht ausschließlich von ihrem Quellenmaterial abhängig: das Ziel des Komponisten war eher die Essenz des poetischen Konzepts in Musik zu destillieren, anstatt sie exakt zu reproduzieren. Les préludes (1848-54) ist die dritte und bei Weitem bekannteste von 12 Sinfonischen Dichtungen, die Liszt während seiner Amtszeit als Außerordentlicher Großherzoglicher Musikdirektor in Weimar geschrieben hatte. Alle 12 Werke wurden der Fürstin Carolyne von Sayn-Wittgenstein gewidmet.

Trotz der Suggestion durch sein Titel ist Les préludes ein für sich vollständiges, allein stehendes Werk. Lange bevor es seine finale Form erreichte, hatte es Liszt jedoch in einem anderen Kontext erdacht. 1844-45 hatte er einen Zyklus für männlichen Chor und Klavier komponiert, Les quatre elements, der auf Gedichten von Joseph Autran basiert. Liszt plante die vier Chöre, die die Erde, Nordwinde, Wellen und Sterne darstellen, mit einer Ouvertüre einzuführen. In den folgenden Jahren legte er die Chöre beiseite, während er diesen Einführungssatz zu überarbeiten begann. Während er unabhängig wurde von einem ursprünglichen Zweck, bezog sich Liszt auch nicht mehr als eine "Ouvertüre" darauf und 1854 wurde es zu einem vollständigen Werk für sich. Liszt leitete den Titel aus einer Ode des französischen Dichters Alphone de Lamartine "Méditations poetiques" ab, die das Leben eines Mannes von jugendlicher Liebe durch die barschen Realitäten von Arbeit und Krieg und schließlich zur Selbstakzeptanz beschreibt. Ein Auszug aus dem Gedicht begleitet Liszts Partitur: "Was sonst ist unser Leben als eine Reihe an Préludes zu einem unbekannten Lied, dessen erste und feierlichste Noten vom Tode angestimmt werden?"

Obwohl Les préludes nicht spezifisch inspiriert wurde von Lamartines Text, reflektiert seine endgültige Version treu die Sequenzen der wechselnden Stimmung jedes Abschnitts des Gedichts. Der musikalische Verlauf entfaltet sich parallel zu den Themen im Text ohne eine direkte Übersetzung seiner Bestandteile zu liefern. Ein einzelnes Motiv aus drei Noten stellt die Hauptidee dar und dessen zahlreiche Verwandlungen und Abänderungen spiegeln die vielen und verschiedenen Stimmungen jedes Abschnitts wieder. Ein weiteres Thema, ein entfernter Cousin des Originalmotivs, entsteht schließlich und liefert ein Element des Kontrasts und unterläuft ebenfalls Verwandlungen. Les préludes endet mit einer Rückkehr zum Drei-Noten-Motiv in seiner Originalfassung, so wie der nachdenklichen, zweifelnden Stimmung des Anfangs.

(c) Margaret Godfrey

Kaufempfehlung:
Maygar Rádió Szimfonikus Zenekara, Dir. Arpad Joó
Label: Hun, DDD, 1984
YouTube:
Berliner Philharmoniker, Dir. Daniel Barenboim
Staatsoper Berlin, 1998

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen