Joseph Haydn |
Werk: Sinfonie Nr. 94 G-Dur, Hob. I:94 "Mit dem Paukenschlag"
Epoche: Klassik
Entstehungszeit: 1791
Uraufführung: 23. März 1792 in London
Aufführungsdauer: ca. 23 Minuten
Teile:
- Adagio cantabile - Vivace assai
- Andante
- Menuett - Trio
- Finale
Franz Joseph Haydn diente dem Fürsten Nikolaus I. Esterházy 28 Jahre lang seines Lebens als Kapellmeister oder Hofkomponist zu dem Zeitpunkt als der Fürst 1790 verstarb. Nikolaus' Nachfolger, sein Sohn Anton, war kein großer Musikanhänger und löste den musikalischen Betrieb seiner Familie größtenteils auf. Haydn zog nach Wien und erhielt schnell viele Arbeitsangebote, das attraktivste davon stammte vom Geigenimpresario Johann Peter Salomon, der Haydn eine beträchtliche Summe Geld bot, um nach England zu kommen und dort verschiedene neue Kompositionen in einer Reihe von Konzerten zu präsentieren. Haydn traf am 1. Januar 1791 in England ein (seine erste Reise überhaupt außerhalb Österreichs) und die erste von Salomons drei umwerfend erfolgreichen Konzertsaisons begann im März. Die Sinfonie Nr. 94 erhielt unter Haydns Leitung am 23. März 1792 in der Mitte der zweiten Saison ihre Uraufführung.
Die Sinfonie beginnt zärtlich mit einem freundlichen, sanft schaukelnden Hauptthema, das ziemlich zwingenden Druck aufbaut, während es sich entwickelt. Wie das so bei Haydn der Fall ist, ist die Reprise der Anfangsthemen eigentlich mehr eine Erweiterung ihrer Durchführung. Es gibt eine schöne Passage für die Holzbläser kurz vor dem Ende des Satzes.
Der Beiname der Sinfonie leitet sich vom zurecht berühmten zweiten Satz ab, der eine Reihe an Variationen über eine niedliche, naive, kleine Melodie ist. Während sich die Melodie ausspinnt wird sie immer ruhiger und klingt fast bis in Stille hinein ab - und dann gibt es einen plötzlichen, lauten Akkord vom gesamten Orchester. Es gibt verschiedene Theorien darüber, weshalb Haydn diesen "Paukenschlag" (was eigentlich ein Nachgedanke war und in seiner ursprünglichen Handschrift nicht erscheint) einfügte. Ein Bericht erzählt uns, dass Haydn gesagt haben könnte: "Das wird die Damen aufspringen lassen!". Er könnte auch an die älteren Herren gedacht haben, die er in seinem Publikum sah und die von ihren schweren Abendmahlen und ein wenig zu vielen Getränken schläfrig gemacht, routiniert zum Beginn der Musik wegdösten. Auch hatte mit dem überwältigenden Erfolg der Salomon/Haydn-Konzerte eine rivalisierende Konzertreihe unter der Leitung des Komponisten Ignaz Pleyel (einer von Haydns ehemaligen Schülern) begonnen. Bei einer Gelegenheit gab Haydn zu, dass er den "Paukenschlag" nicht einfügte, um das Publikum aufzurütteln, sondern einfach, um das Werk einprägsam im Zuge seines Wettbewerbs zu gestalten. Was immer der Grund war, ist der "Paukenschlag" nur einer der Vorzüge dieses Satzes, der eine Reihe an Variationen über das Hauptthema enthält - eine stürmische und dramatische, eine andere wird von Holzbläsern lieblich verziert und eine weitere wird von Trompeten und Pauken vorwärts gepeitscht. Der ruhige, ergreifende Schluss des Satzes ist für sich auch eine Art Überraschung.
Es folgt ein aggressives, kleines Menuett mit einem anmutigen Mittelteil für Streicher, denen ein Solofagott Gesellschaft leistet. Die Sinfonie schließt mit einem prickelnden Allegro di molto-Finale; dieses und andere Finales der 12 "Londoner" Sinfonien erfordert wahrhaft virtuose Fähigkeiten von den Streichern - Salomons Musiker in London müssen eine wirklich beeindruckende Gruppe gewesen sein.
(c) Chris Morrison
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