Edward Elgar |
Werk: Cellokonzert e-Moll, op. 85
Epoche: Postromantik
Entstehungszeit: 1918/19
Besetzung: Cello und Orchester
Aufführungsdauer: ca. 28 Minuten
Teile:
- Adagio - Moderato
- Lento - Allegro molto
- Adagio
- Allegro - Moderato - Allegro ma non troppo
Edward Elgars Konzert für Violoncello und Orchester in e-Moll aus dem Jahr 1919 ist das letzte große Werk, das der Komponist schuf (eine Dritte Sinfonie verblieb bei seinem Tode 1934 in Skizzenform). Während die instrumentalen Kräfte überwiegend gleich zu jenen im Violinkonzert verwendeten bleiben, hat Elgar die zarte, suchende Intimität dieses früheren Werks auf ein solches Level erweitert, dass man das Cellokonzert nicht nur introspektiv, sondern schneidend und beinahe asketisch nennen kann. Es ist ein außerordentlich komplexes, aber unmittelbar berührendes Werk, das einen passenden Epilog zu Elgars musikalischem Leben darstellt.
Das Konzert wurde in eine viersätzige Form gegossen, benötigt aber dennoch nur ungefähr eine halbe Stunde zur Darbietung - weit weniger als jedes andere von Elgars großen Instrumentalwerken. Diese Zurückhaltung wird von bemerkenswert durchschaubarer Orchestrierung gespiegelt. Das Werk beginnt mit vier Takten an Rezitativ für Cello solo, die die Haupttonart e-Moll nachdrücklich umreißen. Der nachfolgende Auftritt des Orchesters in Moderato bietet nur wenig unmittelbare Unterstützung für diese Tonart und schraubt sich erst nach sechs Takten einer rastlosen 9/8-Melodie, aufgebaut auf einer einzelnen rhythmischen Zelle auf die Tonika zurück. Während des Mittelabschnitts in 12/8-Takt nutzt Elgar gekonnt den Kontrast zwischen e-Moll und E-Dur. Es wird eine Rekapitulation des Anfangs vorgenommen, doch schon bald hat sich der Satz in einer Handvoll ungewisser Pizzicati aufgelöst.
Zu Beginn des folgenden Scherzos bringt Elgar das Anfangsrezitativ zurück, stark verändert (und heiter dort beginnend, wo die Pizzicati des ersten Satzes aufgehört hatten). Nachdem es das Orchester zweimal darum bat ihm Gesellschaft zu leisten, ermuntert das Cello die Gruppe schließlich in eine Dauerbewegung, angetrieben von acht Tönen (Allegro molto). Elgar malt ein kleines Porträt seines eigenen, sehr charakteristischen lyrischen Stils im relativ kurzen zweiten Thema in Es-Dur.
Eine wunderbare Melodie in B-Dur wird vom Solisten durch den dritten Satz in Adagio hindurch gesungen. Hier wird Elgars Interesse für Schumann eindeutig, denn der langsame Satz in dessen eigenem Cellokonzert bemüht auch dieses Lied ohne Verwendung von Wörtern. Die Lebensdauer dieses einen melodischen Strangs beträgt nur 60 Takte, doch ergründet sie tiefere Leidenschaften als es fünfmal so viele Takte in der früheren Musik des Komponisten bewerkstelligten. Der Satz endet in der Dominante und ebnet den Weg für ein Attacca-Beginn des Finales.
Nachdem das Finale zunächst in das B-Dur des Adagios mit einstimmt unternimmt es dann einen achttaktigen Schritt zurück zum eigentlichen tonalen Zentrum e-Moll. Die Hauptidee des Satzes (wie so viele Lieblingsgedanken des Komponisten als "nobilmente" ausgewiesen) wird zunächst vom Solisten in Halbrezitativ und dann, nach einem rüden Zwischenruf in tutti und einer kurzen Pause, vom gesamten Ensemble gespielt, Allegro non troppo. Ein zweites Thema ruft sowohl die G-Dur-Tonalität, als auch die schelmische Stimmung des Scherzo-Satzes in Erinnerung. Während sich das Finale seinem Ende nähert, unternimmt Elgar eine ausgedehnte und sehr bewegende Rückerinnerung: zunächst an die Melodie des Adagio-Satzes, um danach auf das Rezitativ zurückzugreifen, das die gesamte halbstündige Reise begonnen hatte. Zwei prägnante Akkorde revitalisieren die schnell zuckenden Muskelfasern des Satzes und 16 Takte später fällt der Vorhang.
(c) Blair Johnston
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