BORODIN: Streichquartett Nr. 2 D-Dur

Alexander Borodin
Lebensdaten: 12. November 1833 St. Petersburg - 27. Februar 1887 St. Petersburg
Werk: Streichquartett Nr. 2 D-Dur
Epoche: Romantik
Entstehungszeit: 1881
Besetzung: Streichquartett
Aufführungsdauer: ca. 28 Minuten
Teile:

  1. Allegro moderato
  2. Scherzo. Allegro
  3. Nocturne. Andante
  4. Finale. Andante - Vivace
Borodins Streichquartett Nr. 2 in D-Dur unterschiedet sich auf zweierlei Weise von vielen der anderen Werke des Komponisten: es wurde zügig fertiggestellt, im August 1881 und es fehlt ein veröffentlichtes Programm. Diese beiden Faktoren könnten zusammenhängen; Borodin widmete das Quartett seiner Frau Jekaterina und es wurde geschrieben als Erinnerung daran, als sie sich 20 Jahre zuvor in Heidelberg kennenlernten und ineinander verliebten. Der Komponist scheint sich in diesem Quartett selbst darzustellen mit dem Cello (er war ein Hobbyspieler), während Jekaterina von der ersten Violine porträtiert wird. Jeder Satz ist warm und wonnevoll, das Ganze legt die Schilderung einer wachsenden, tiefer werdenden Liebe nahe. Der erste Satz bginnt mit einer süßen, seufzenden Melodie, die zwischen der ersten Violine und dem Cello in fast schon plauderhafter Art ausgetauscht wird. Borodin und Jekaterina dominieren den Rest des Satzes mit einer verführerischen Unterhaltung; selbst die Durchführung bringt mühelose, gelassene Umgestaltungen der Melodien der Exposition hervor und die leuchtende Coda rundet den Satz wunderbar ab. Ein in freier Sonatenform geschriebenes Scherzo folgt. Das helle erste Thema springt anmutig mit, während das zweite Thema an einen Walzer erinnert; beides sind behutsame Tänze, behutsam gehandhabt. Die Durchführung ist in entschiedenerem, geradem Rhythmus, die Reprise bringt aber schon bald den Dreier-Rhythmus und dessen dazugehörigen Charakter zurück. Borodin und Jekaterina treten im nun folgenden, berühmten Nocturne wieder auf. Über einer leuchtenden Gaze an Begleitung von zweiter Violine und Bratsche führt das Cello in eine lange, zarte, inbrünstige Melodie ein, die als cantabile ed espressivo angegeben wurde. Diese Melodie wird schon bald an die erste Violine gereicht, die sie über begleitendem Kommentar des Cellos spielt. Es tritt ein entschiedeneres, zweites Thema in beiden Instrumenten auf, die es entwickeln, bevor sie das erste Thema in einem intimen Kanon spielen. Das erste Thema klingt bis zum Ende des Satzes nach, wenn es in einer langen Coda aufsteigt, bis es Violine und Cello zusammen in einer silbrigen Tonkette spielen. Das Finale beginnt mit einer Andante-Einführung, als ob es unwillig sei von den emotionalen Höhepunkten des vorherigen Satzes herunterzukommen, führt aber schon bald zu einem wieselflinken, energiegeladenen Vivace, dessen lange Coda einen passend fröhlichen Abschluss zum gesamten Werk liefert. Was Liebesbriefe anbelangt ist Borodins Streichquartett Nr. 2 unübertroffen; was Streichquartette anbelangt wird es verdientermaßen geschätzt.

(c) Andrew Lindemann Malone

Kaufempfehlung:
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Label: DGG, DDD, 1984
YouTube:
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