BERLIOZ: Grande Messe des Morts

Hector Berlioz
Lebensdaten: 11. Dezember 1803 La Côte-Saint-André (Frankreich) - 8. März 1869 Paris
Werk: Grande Messe des Morts, op. 5
Epoche: Romantik
Entstehungszeit: Juni 1837
Besetzung: Solist (Tenor), Chor und Orchester
Aufführungsdauer: ca. 1 Stunde, 22 Minuten
Teile:

  1. Requiem aeternam
  2. Kyrie
  3. Dies irae. Prosa
  4. Tuba mirum
  5. Quid sum miser
  6. Rex tremendae
  7. Quaerens me
  8. Lacrymosa
  9. Offertorium. Domine Jesu Christe
  10. Hostias et preces
  11. Sanctus / Hosanna in excelsis / Sanctus / Hosanna in excelsis
  12. Agnus Dei

Alleine die instrumentale Urgewalt verlangt es, dass wir einen Schritt zurückgehen und auf Hector Berlioz' Grande Messe des morts, op. 5, mit einem etwas anderen Blick schauen als vielleicht auf andere Kompositionen - selbst andere große, theatralische Kompositionen - der 1830er: zusätzlich zum üblichen großen Orchester und Chor, stellt Berlioz nicht weniger als 16 Pauken und vier zusätzliche Blechbläsergruppen an! Als das französische Innenministerium 1837 ein Requiem bei Berlioz bestellte und anordnete, dass der konservative Dirigent François-Antoine Habeneck die Uraufführung am 5. Dezember leiten solle, hatten sie wohl kaum so etwas im Sinn (niemand hatte je zuvor auch nur an eine solche Instrumentation gedacht, schon gar nicht zur Anwendung in geschlossenem Raum); aber Berlioz war nach all seinen Höhen und Tiefen als Komponist nie dazu gewillt sein feuriges Gespür für Dramatik (so feurig wie sein rotes Haar, so heißt es) zu unterdrücken und am Ende musste selbst Habeneck (der, gemäß eines wenig objektiven Berlioz sein Bestes gab die Uraufführung des Requiems zu ruinieren) den Geniestreich und den bloßen Mut bewundern, den es erforderte, um dieses Werk zu Papier zu bringen. Heutzutage ist das Requiem Berlioz' zweitbekanntestes Werk nach der Symphonie Fantastique, obwohl man sich aufgrund der Erfordernisse einer Darbietung vorstellen könnte, dass es nicht sein zweithäufigst gespieltes Werk in Konzerthallen ist (oder Kathedralen, was ja auch sein könnte).

Berlioz' Grande Messe des morts, angelegt für Orchester, Tenorsolisten und SSTTBB-Chor, sowie den oben genannten Zusatzkräften, ist in zehn Teile untergliedert und dauert etwas länger als eineinviertel Stunden. Nicht die gesamte Musik ist massiv (die Zusatzkräften explodieren im Abschnitt Tuba mirum des Dies irae auf die Bühne herauf und verschwinden dann) und vieles davon ist sogar ziemlich intim - beispielsweise das schmächtige Quid sum miser, das unmittelbar auf den Ausbruch von Dies irae folgt oder der Beginn des Sanctus, das den Solotenor enthält. Und das Requiem endet in vollkommener Zartheit, denn das Agnus Dei entnahm der Welt alle Sünden und akzeptierte den Tod für eine neue Welt, von der wir Sterblichen nur vage Echos vernehmen können - Paukenschläge, die aus dem explosiven Jüngsten Gericht nachhallen, welches zuvor in der Messe gehört wurde, nun aber entfernt und sanft.

(c) Blair Johnston

Kaufempfehlung:
London Symphony Orchestra & Chorus, Dir. Sir Colin Davis
Label: Philips, ADD, 1969
YouTube:
Bryan Hymel (Tenor), Toonkunstkoor Amsterdam, Nederlands Concertkoor, VU Kamerkoor, Nederlands Philharmonisch Orkest, Dir. Marc Albrecht
am 14. Mai 2014 im Concertgebouw von Amsterdam

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