Antonín Dvořák |
Werk: Streichquartett Nr. 12 F-Dur, op. 96 "Amerikanisches"
Epoche: Romantik
Entstehungszeit: 1893
Besetzung: Streichquartett
Uraufführung: 1. Januar 1894 in Boston
Aufführungsdauer: ca. 26 Minuten
Sätze:
- Allegro ma non troppo
- Lento
- Molto vivace
- Finale. Vivace ma non troppo
Antonín Dvořák hatte seit 12 Jahren kein Streichquartett mehr komponiert als er sich im Sommer 1893 daran machte das Streichquartett Nr. 12 F-Dur, op. 96 zu komponieren; das daraus entstandene "amerikanische" Streichquartett zählt neben der Sinfonie "Aus der neuen Welt" und vielleicht einer Handvoll an Slawischen Tänzen zur einzigen Musik Dvořáks, die viele Musikliebhaber überhaupt kennengelernt haben.
Dvořák verbrachte drei Jahre in den Vereinigten Staaten (1892-95) als Direktor des neu gegründeten National Conservatory of Music in New York; es war während eines Urlaubes im ländlichen Iowa, als er dieses beliebte Streichquartett geschrieben hatte. Dvořáks Fortschritt mit dem Werk war so schnell und zufriedenstellend, dass er zum Schluss seines ersten Entwurfs einen Spruch der Dankbarkeit an Gott hineinkritzelte! Das Quartett erhielt am folgenden Neujahrstag in Boston seine Uraufführung und benötigte nicht viel Zeit, um sich in dem Gebilde des Quartettrepertoires der Welt festzusetzen.
In dem Quartett op. 96 steckt mehr Amerika als nur der Name und der Ort der Komposition - Dvořák war fasziniert von der Musik der Indianer und Afroamerikaner und das gesamte "amerikanische" Quartett hindurch können wir hören, wie sich diese neuen Farben mit seiner üblichen Art des Quartetts vermischen. Viele der Themen sind pentatonisch entwickelt (die pentatonische Tonleiter besteht aus fünf Tönen und enthält keine Halbtöne); Synkopierung und schwungvolle Rhythmen findet man im Überfluss.
Die Bratsche bringt im ersten Satz Allegro ma non troppo die Geschehnisse ins Rollen mit einer fröhlichen, alltäglichen Melodie, die das warme Brummen ihrer tiefsten Lagen erkundet. Die einladende A-Dur-Melodie, die die Exposition abrundet, hat einen leichten Hauch Amerika in sich und wir sollten sie noch umso mehr lieben für ihre Introvertiertheit. Ein eigentümliches Fugato in f-Moll, das mit Enthusiasmus von den zweiten Violinen begonnen wird, trifft mit der Durchführung ein, genau vor der lieblichen Reprise.
Es mögen zwar 12 Jahre gewesen sein, seitdem er das letzte Mal einen langsamen Satz für ein Quartett geschrieben hatte, aber Dvořáks legendäres Gespür für langsame Sätze ist im zweiten Satz des Op. 96, ein Lento, so einmalig wie eh und je (eine beachtliche Leistung, da der langsame Satz des vorherigen Quartetts - in C-Dur, op. 61 - ein Meisterwerk seiner Zunft ist). Das Scherzo ist Dvořáks übliches, rhythmisch verspieltes Ding; gemäß Dvořák zitieren die ersten Violinen in der Hauptmusik Vogelgesang.
Das Finale ist geschäftig und emsig auf einem sehr energetischen, synkopierten Rhythmus in den zweiten Violinen und Bratschen, der sich kurz in ein Flickwerk an sich verschiebenden Akzenten verwandelt. Die ersten Violinen singen, zuerst kapriziös und dann hingebungsvoll oberhalb dieser motorischen Begleitung. Während des ernsten Mittelteils wird ein völlig anderer Ton angeschlagen.
(c) Blair Johnston
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Pražák Quartet
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