BRAHMS: Klavierquintett f-Moll

Johannes Brahms
Lebensdaten: 7. Mai 1833 Hamburg - 3. April 1897 Wien
Werk: Klavierqiuntett f-Moll, op. 34
Epoche: Romantik
Entstehungszeit: 1861
Uraufführung: 22. Juni 1866 in Leipzig
Besetzung: Klavier und Streichquartett
Aufführungsdauer: ca. 43 Minuten
Sätze:

  1. Allegro non troppo
  2. Andante, un poco Adagio
  3. Scherzo. Allegro - Trio
  4. Finale. Poco sostenuto - Allegro non troppo
Diese jugendliche Werk hatte eine schwere Geburt. Brahms stellte es 1862 als Streichquintett vor, aber der Violinist Joseph Joachim fand die Musik zu schwer, um von Streichern getragen zu werden und schlug vor es für das Klavier umzuschreiben. So wandelte es Brahms zu einer Sonate für zwei Klaviere um, diese Version stellt aber Pianistin Clara Schumann nicht zufrieden, die Brahms überredete die Streicher wieder mit in die Gleichung einzubringen. Die finale Umwandlung für Klavier mit Streichquartett wurde im Herbst 1864 fertiggestellt; Brahms veröffentlichte es mit einer Widmung an Prinzessin Anna von Hessen - nicht unüblich für einen jungen Komponisten, der nach einem Mäzenen sucht, vielleicht aber auch eine kleine Beleidigung gegenüber Joachim und Clara Schumann, die ganz auf ihre Art an dieser langwierigen Entstehungsgeschichte beteiligt waren. Das Klavierquintett zeigt den am Wenigsten risikoscheuen, jungen Brahms; der gesamtheitliche Effekt ist oft ungestüm trotz Passagen an reichlich Gefühlsbetontheit und die Nutzung von Themen und sprunghaften Harmoniewechseln scheinen impulsiv, obwohl Brahms bedacht darauf ist gewisse motivische Elemente, insbesondere absteigende Halbtöne, durch alle Sätze hindurch einzufädeln im Versuch eine strukturelle Einheit zu schaffen. (Dies war eine Idee, die Brahms bei Beethovens Appassionata-Sonate aufgeschnappt hatte.) Schlau beginnt Brahms damit den Hörer mit einem zurückhaltenden Auftreten des Anfangsthemas des ersten Satzes in ein Wohlbehagen einzuschläfern. Schon bald jedoch bricht das Thema mit Energie aus, woraufhin die Musik für ein zweites Thema in die unerwartete Tonart cis-Moll gleitet. Brahms unterzieht dieses Material einer eigenwilligen Durchführung und in der Reprise bewegt er das zweite Thema in fis-Moll hinein. Der zweite Satz, Adagio, ist eine Passage an Gelassenheit, obwohl sie immer verwundbar ist für harmonische Instabilität; er basiert auf einer entfernt slawischen Melodie mit einer wehmütigen Harmonisierung. Das Scherzo beginnt mit tiefen Cellotönen in Pizzicato, eine Startrampe für das synkopierte Hauptthema, das sich durch die Streicher anschleicht und bald in einen robusten Marsch in Moll ausbricht. Der kontrastierende Trioteil steht in der beruhigenden Tonart C-Dur und schafft es ein fließendes, lyrisches Zwischenspiel zu etablieren auf Basis einer eigentlichen Fanfare als Phrase. Nach einer unheilvollen Einführung baut sich das Finale zu einem schnellen Rondo auf mit der Ankunft eines impulsiven, aber ruhigen Themas über einer nervösen, fast galoppierenden Begleitung. Die erste Violine rauscht mit einem zweiten Thema daher, langsamer und irgendwie flehend. Brahms behandelt diese Thema von vorne und hinten anstatt nur eine formelle Durchführung zu liefern und überlagert in einer Presto-Coda viele der Hauptmotive des Satzes - und des gesamten Quintetts.

(c) James Reel

Kaufempfehlung:
Stephen Hough (Klavier), Takács Quartet
Label: Hyperion, DDD, 2007
YouTube:
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