Johann Sebastian Bach |
Werk: Violinkonzert d-Moll, BWV 1043
Epoche: Barock
Entstehungszeit: 1730-31
Besetzung: 2 Violinen und Orchester
Aufführungsdauer: ca. 17 Minuten
Sätze:
- Vivace
- Largo ma non tanto
- Allegro
Diese Musik wurde zwischen 1717 und 1723 in Köthen komponiert und höchstwahrscheinlich uraufgeführt von Joseph Spiess und Martin Friedrich Marcus mit Fürst Leopolds Hoforchester. In Köthen hatte Bach keine Orgel zur Verfügung trotz seiner gesamtdeutschen Reputation als Virtuose an diesem Koloss unter den barocken Instrumenten. Er war jedoch auch an der Violine, der Gambe und natürlich dem Klavier sachkundig. Ohne der Verfügbarkeit seiner ersten Wahl oder kirchlichen Verpflichtungen, wie sie später in Leipzig auf ihn zukommen sollten, konzentrierte sich Johann Sebastian auf Instrumentalmusik in vielerlei Kombinationen - das Meiste davon ging später verloren. Zusammen mit der Sammlung der Brandenburgischen Konzerte überlebten nur noch zwei weitere Konzerte für Solovioline und das Konzert d-Moll für zwei Violinen aus einer Sammlung aus wer weiß wie vielen über diejenigen hinaus, die Bach nach 1729 für ein, zwei, drei und vier Klaviere neu geschrieben hatte. All seine Konzerte, darunter die Brandenburgischen, hatten Vivaldi als ihren Ausgangspunkt und manche waren sogar Transkriptionen der Werke des italienischen Meisters. Bachs Genie war natürlich, dass er die Musik eines Mannes, der indirekt sein Mentor war, individualisieren und auch übersteigen konnte. Seine Werke hatten nicht die Sinnlichkeit oder Esprit derjenigen Vivaldis; Bach war Lutheraner und damit über Stimmung und Umwelt hinaus an eine Religion gebunden, die die säkularen Exzesse ablehnte, in denen sich der Katholizismus (so sah es zumindest Luther) seit dem Mittelalter gesuhlt hatte.
Obwohl die Oper in Bachs Erziehung, Leben oder Musik keinen Platz fand, war er dennoch fähig zu vorzüglicher Lyrik, Wärme und Sanftmütigkeit und das nie stärker als im Largo, ma non tanto bezeichneten Mittelsatz dieses Doppelkonzerts mit seinem sizilianischen 12/8-Rhythmus und den Solomelodien, die sich gegenseitig zu liebkosen scheinen, während sie sich überdecken und verknüpfen. Zu beiden Seiten dieses köstlichen Duologs zeigt der barocke Kontrapunktiker jedoch seine Meisterhand in Synthese und Organisation. Das Konzert beginnt mit einer fugalen Darstellung zweier kontrastierender Themen und ihrer "Durchführung" im Ritornellostil durch g-Moll und c-Moll, bevor das Orchester das Anfangsthema ein letztes Mal in einer "Reprise" wiederholt. Das in Dreiertakt stehende Allegro-Finale enthält gleichermaßen Nachahmung und Wiederholung mit den Solisten im Vordergrund und Zentrum. Mehr noch als im ersten Satz gibt es das Gefühl einer embryonalen Sonatenform mit der bezaubernden Überraschung einer Reprise in g-Moll anstatt der Tonika d-Moll.
(c) Roger Dettmer
Kaufempfehlung:
Café Zimmermann Label: Alpha, DDD, 2002 |
YouTube:
Yehudi Menuhin, Dawid Oistrach (Violine)
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