Richard Wagner |
Werk: Die Meistersinger von Nürnberg, WWV 96
Epoche: Romantik
Entstehungszeit: 1862-67
Uraufführung: 21. Juni 1868 in München (Bayern)
Besetzung: Solisten, Chor und Orchester
Aufführungsdauer: ca. 3 Stunden, 45 Minuten
Teile:
- Nr. 1, Vorspiel
- Nr. 2, Da zu dir der Heiland kam
- Nr. 3, Verweilt! Ein Wort! ein einzig Wort!
- Nr. 4, Da bin ich! Wer ruft?
- Nr. 5, David! Was stehst?
- Nr. 6, Mein Herr! Der Singer Meisterschlag
- Nr. 7, Der Meister Tön' und Weisen
- Nr. 8, Damit, Herr Ritter, ist's so bewandt!
- Nr. 9, So bleibt mir einzig der Meister-Lohn
- Nr. 10, 'Seid meiner Treue wohl versehen
- Nr. 11a, Gott grüsst Euch, Meister
- Nr. 11b, Zu einer Freiung und Zunftberatung
- Nr. 12, Das schöne Fest, Johannistag
- Nr. 13, Vielleicht schon ginget ihr zu weit
- Nr. 14a, Wohl, Meister, zur Tagesordnung kehrt
- Nr. 14b, Dacht' ich mir's doch!
- Nr. 15, Am stillen Herd
- Nr. 16, Nun, Meister! Wenn's gefällt
- Nr. 17, Was euch zum Liede Richt' und Schnur
- Nr. 18, 'Fanget an' - So rief der Lenz
- Nr. 19, Seid ihr nun fertig?
- Nr. 20, Halt! Miester! Nicht so geeilt!
- Nr. 21, Johannistag!
- Nr. 22, Lass seh'n, ob Meister Sachs zuhaus?
- Nr. 23a, Zeig' her! - 's ist gut, Dort an die Tur'
- Nr. 23b, Was duftet doch der Flieder
- Nr. 24, Gut'n Abend, Meister!
- Nr. 25, Das dacht' ich wohl
- Nr. 26, Da ist er!... Ja, ihr seid es
- Nr. 27a, Geliebter, spare den Zorn
- Nr. 27b, Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen
- Nr. 27c, Üble Dinge, die ich da merk
- Nr. 28a, Tu's nicht! - Doch horch!
- Nr. 28b, Jerum! Jerum!
- Nr. 29a, Das Fenster geht auf
- Nr. 29b, Freund Sachs! So hört doch nur ein Wort!
- Nr. 30, Den Tag seh' ich erscheinen
- Nr. 31, Mit den Schuhen ward ich fertig schier
- Nr. 32, Zum Teufel mit dir, verdammter Kerl!
- Nr. 33, Vorspiel
- Nr. 34, Gleich, Miester! Hier!
- Nr. 35, Am Jordan Sankt Johannes stand
- Nr. 36, Wahn! Wahn! Überall Wahn!
- Nr. 37, Grüss Gott, mein Junker!
- Nr. 38, Mein Freund! In holder Jugendzeit
- Nr. 39, Morgenlich leuchtend
- Nr. 40, Abendlich glühend
- Nr. 41, Ein Werbelied! Von Sachs!
- Nr. 42, Das Gedicht! hier liess ich's
- Nr. 43a, So ganz boshaft doch keinen ich fand
- Nr. 43b, Sie Evchen!... Grüss Gott, mein Evchen
- Nr. 44, Hat man mit dern Schuhwerk
- Nr. 45, O Sachs! Mein Freund
- Nr. 46a, Mein Kind, von Tristan und Isolde
- Nr. 46b, Aha! Da streicht die Lene
- Nr. 46c, Ein Kind ward hier geboren
- Nr. 47, Selig wie die Sonne
- Nr. 48, Sankt Krispin, lobet ihn!
- Nr. 49, Ihr tanzt? (Tanz der Lehrbuben)
- Nr. 50, (Auftritt der Meister)
- Nr. 51, Wach auf! es nahet gen den Tag
- Nr. 52, Euch macht ihr's leicht
- Nr. 53, Nun denn, wenn's Meistern und Volk beliebt
- Nr. 54, Morgen ich leuchte
- Nr. 55, Das Lied, fur wahr, ist nicht von mir
- Nr. 56, Morgenlich leuchtend im rosigen Schein
- Nr. 57, Verachtet mir die Meister nicht
- Nr. 58, Ehrt eure Deutschen
Nachdem er bereits seine fünfte Oper, Tannhäuser, fertiggestellt hatte und darüber nachdachte eine neue über die Geschichte des Lohengrin zu erstellen, wurde Richard Wagner 1845 inspiriert sich des Themas der mittelalterlichen "Meistersinger" anzunehmen, indem er Georg Gottfried Gervinus' "Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen" las. Obwohl er im gleichen Jahr noch einen prosaischen Entwurf eines Librettos komponierte, sollte es ihn jedoch mehr als 20 Jahre benötigen, um das Projekt zur Vollendung zu bringen. Nachdem er das Thema in Jakob Grimms "Über den altdeutschen Meistergesang" von 1811 und Wagenseils Nürnberger Geschichte von 1697 weite studiert hatte, verfasste Wagner im Winter 1861/62 ein Verslibretto für die Meistersinger. Dann unterbrach er die Arbeit am Siegfried (den er ebenfalls schon beiseite gelegen hatte, um 1859 Tristan und Isolde zu komplettieren), um die Partitur anzufertigen.
Glücklicherweise für Wagner fand ein Großteil der Arbeit unter der Gunst von Ludwig II., König von Bayern, statt, der den Komponisten im Mai 1864 an seinen Hof berufen hatte, um seine Unterstützung anzubieten. Wagner ließ sich mit seiner zukünftigen zweiten Frau Cosima von Bülow (geborene Liszt, damals Frau des Dirigenten Hans von Bülow) auf einem Landsitz außerhalb von Luzern in der Schweiz häuslich nieder und stellte die Partitur in ziemlich ruhiger Umgebung fertig. Für Wagner war dies ein Wandel in der Schnelligkeit, da er den Großteil seiner frühen Karriere auf der Flucht vor Gläubigern verbracht hatte. Als sie schließlich vollendet waren, feierten Die Meistersinger von Nürnberg unter großem Beifall ihre Uraufführung am 21. Juni 1868 an der Münchner Staatsoper - unter Leitung des gehörnten von Bülow.
Wagner nutzt die Traditionen der deutschen Meistersänger als Grundlage für die musikalische Konzeption der Oper. Durch eine regelmäßige Nutzung der Barform (AAB oder auch Abgesang) beispielsweise zollt Wagner musikalischen Tribut an diese frühen Komponisten, deren erhaltene Werke diese formale Struktur sehr klar bevorzugen. Eines der zugrunde liegenden Themen der Meistersinger - dass Regeln keine großartige Kunst erschaffen können, obwohl sie notwendig sind um die Inspiration zu vergüten - wird in Szene 3 des ersten Aktes illustriert, als die Figur des Kothner eine mechanische, etüdenhafte Musik singt, während er die Regeln zum Komponieren eines Meisterliedes studiert. In starkem Kontrast zu Kothners Pedanterie steht Walthers Probegesang, der aus einem hinreißenden Geplätscher an chromatischem Überschwang besteht, der innerhalb der Grenzen keines vorgeschriebenen, formalen Plans gehalten wird. Wenn Walther, der naturbegabt großartige Musiker, Wagner selbst repräsentiert, dann trifft genauso zu, dass der begriffsstutzige und griesgrämige Sixtus Beckmesser Wagners künstlerischen und ästhetischen Erzfeind, Eduard Hanslick repräsentiert. Beckmessers Musik macht diese Verknüpfung süffisant klar, indem sie regelmäßig schlichte Staccato-Noten verwendet, die eher zu beißen als zu singen scheinen.
Im allergünstigsten Licht betrachtet sind die Meistersinger eine gutmütig komische Parabel über die Beziehung zwischen Kunst und denen, die sie erschaffen. Das Werk birgt allerdings auch Elemente von Wagners wachsendem Antisemitismus und seinem Verlangen nicht-germanische Eigenschaften aus seiner Musik zu verbannen. Die Charakterisierung von Beckmesser, genauso wie sie ein Stoß zum befeindeten Kritiker des Komponisten ist, etabliert diese Figur auch klar als einen Juden durch die Verweise auf Grimms Märchen "Der Jude im Dorn". Für einige Hörer befleckt diese Verbindung zusammen mit dem ungünstigen Zerrbild die allgemeine Genialität des Werks mit einem Gefühl der Gefahr; aus jedem rein künstlerischen Blickwinkel jedoch sind die Meistersinger ein wunderbar geschaffenes Drama, reichhaltig mit dramatischen und musikalischen Strukturen, die Wagners kreatives Talent bestens präsentieren.
(c) Rovi Staff
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Juni 2013 in Amsterdam
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