VERDI: La Traviata

Giuseppe Verdi
Lebensdaten: 10. Oktober 1813 Le Roncole (Herzogtum Parma) - 27. Januar 1901 Mailand (Italien)
Werk: La Traviata
Epoche: Romantik
Entstehungszeit: 1853
Uraufführung: am 6. März 1853 in Venedig (Lombardo-Venetien)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Aufführungsdauer: ca. 1 Stunde, 55 Minuten
Teile:

  • Vorspiel
  • Nr. 2, Dell'invito trascorsa è già l'ora
  • Nr. 3, Libiamo, ne'lieti calici [Brindisi]
  • Nr. 4a, Che è cio?
  • Nr. 4b, Un dì, felice, eterea
  • Nr. 5, Si ridesta in ciel
  • Nr. 6a, È strano! È strano!
  • Nr. 6b, Ah fors'è lui quest'anima
  • Nr. 6c, Follie! Sempre libera
  • Nr. 7a, Lunge da Lei
  • Nr. 7b, Dei miei bollenti spiriti
  • Nr. 7c, [Annina, donde vieni...] O mio rimorso!
  • Nr. 8a, Madamigella Valéry?
  • Nr. 8b, Pura siccome un angelo
  • Nr. 8c, Bella voi siete
  • Nr. 8d, Dite alla giovine
  • Nr. 9a, Morrò! La mia memoria
  • Nr. 9b, Dammi tu forza o Cielo
  • Nr. 10a, Al vive sol quel core
  • Nr. 10b, Di Provenza il mar
  • Nr. 10c, Ne rispondi
  • Nr. 11, Avrem lieta di maschera la festa
  • Nr. 12a, Noi siamo zingarelle
  • Nr. 12b, Di Madride noi siam Mattadori
  • Nr. 13, Alfredo! Voi!
  • Nr. 14a, Ogni suo aver tal femmina
  • Nr. 14b, Di sprezzo degno!
  • Nr. 15, Vorspiel
  • Nr. 16a, Annina? Commandate?
  • Nr. 16b, Teneste la promessa
  • Nr. 16c, Addio del passato
  • Nr. 17, Bacchanale. Largo al quadrupede
  • Nr. 18a, Signora, Che t'accade
  • Nr. 18b, Parigi, o cara noi lasceremo
  • Nr. 18c, Gran Dio! morir sì giovine
  • Nr. 19, Ah! Violetta

Die letzte der drei großen Opern aus Giuseppe Verdis mittlerer Epoche, La Traviata, ist heute eines seiner bekanntesten Werke. Für das Teatro La Fenice in Venedig geschrieben, wurde es am 6. März 1853 uraufgeführt. Das Libretto von Francesco Maria Piave beschreibt die verhängnisvolle Liebesaffäre zwischen einem jungen Mann namens Alfredo Germont und einer tödlich kranken Kurtisane mit dem Namen Violetta. Es basiert auf dem Drama "La dame aux camélias" von Alexander Dumas jr., das im vorherigen Jahr Premiere gefeiert hatte.

Was vielleicht überrascht: die Premierennacht der Traviata war ein Fiasco. Der Legende nach gibt es zwei Gründe für das Scheitern: das üppige Ausmaß der Sopranistin (die ja eigentlich an Tuberkulose sterben soll!) und die Nutzung eines zeitgenössischen Bühnenbildes, das zur damaligen Zeit als geschmacklos angesehen wurde (nachfolgende Darbietungen wurden in die 1700er zurückversetzt; eine Wiederdarstellung von Verdis ursprünglichem Konzept trat bis in die 1880er nicht wieder auf). Verdi zog die Oper zurück und führte nach dem Vornehmen beträchtlichter Veränderungen im zweiten und dritten Akt die neue Version am Teatro Gallo di San Benedetto 1854 auf. In dieser Version genießt die Oper ihren anhaltenden Erfolg.

In vielerlei Hinsicht folgt La Traviata den etablierten Operntraditionen der 1850er. Jeder Akt wurde aus kleineren dramatischen Einheiten komponiert, die aus traditionellen Versatzstücken in klar erkennbaren Formen aufgebaut sind (eine als La solita forma bekannte Struktur) und jeder der drei Hauptfiguren wurde eine zweiteilige Arie (langsam und schnell) gegeben, die jeweils einen Wandel in der Stimmung der Figur zeigt. (Über viele Jahre wurden die Cabalettas für Alfredo und Giorgio Germont nicht nur für das Theater, sondern auch auf Aufnahmen weggelassen. Ab den 1980ern begann sich eine Strophe der Cabaletta für Alfredo in den Opernhäusern etwas weiter zu verbreiten, aber Giorgio Germonts Cabaletta fand den Weg zu den Bühnen größtenteils nicht). Wie sein Vorgänger Rigoletto hat La Traviata auch eine volle Ouvertüre - ein Mittel, das in Verdis späteren Werken nur selten Anwendung finden sollte.

In anderen Punkten jedoch beginnt La Traviata die italienischen Normen der Mitte des 19. Jahrhunderts auszureizen und sie zu überschreiten. Dies wird vor allem deutlich in der Tiefgründigkeit der Charakterisierung, die in die Rolle der Violetta geschrieben wurde. Formale musikalische Überlegungen beginnen hinter unmittelbareren dramatischen Themen an Priorität zu verlieren, obwohl sie immer noch vorhanden sind. Alleine im ersten Akt geleitet Verdi die Figur der Violetta von der geselligen Gastgeberin der anfänglichen Trinkliedes zur innigen Liebhaberin von "Un di felice" und "Ah, fors' e lui" zur wilden Hingabe der Kurtisane in "Sempre libera". Im letzten Akt - wenn sie ihrer Krankheit und dem Tod erliegt - singt sie nur ein paar gekeuchte Zeilen anstatt der vollen Doppelarie, die man in den meisten Verdis Vorgängeropern finden würde. Die anderen Rollen sind nicht so genau umrissen, aber Alfredo und Giorgio Germont übersteigen die eindimensionalen Figuren, die man in den meisten Opern dieser Zeit findet, klar. Obwohl es Gelegenheiten zur reinen Darstellung der Sangeskunst in ihren Arien gibt, sind selbst diese Auftritte an die Figur geknüpft. Alfredos "O mio rimorso" beispielsweise zeigt die Impulsivität der Jugend, wie er davonrennt, um den guten Namen seiner Geliebten zu retten.

Verdis Nutzung traditioneller Formen in Kombination mit einer neuen dramatischen Überzeugung sollte zum dramatischeren Stil seiner späten Opern führen. Diese vorzügliche Mischung aus alten und neuen Stiltechniken ist vielleicht das, was La Traviata so frisch und verlockend für moderne Opernhäuser hielt.

(c) Richard LeSueur

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