Johannes Brahms |
Werk: Sinfonie Nr. 3 F-Dur, op. 90
Epoche: Romantik
Entstehungszeit: 1883
Uraufführung: 2. Dezember 1883 in Wien (Österreich)
Besetzung: Orchester
Aufführungsdauer: ca. 35 Minuten
Sätze:
- Allegro con brio
- Andante
- Scherzo. Poco allegretto
- Allegro
Die Zeit, als Künstler und Komponisten noch persönliche Mottos hatten - Wieniawskis "Il faut risquer" (Ich muss es riskieren), Joachims "Frei aber einsam", Brahms' "Frei aber froh" - ist schon lange vorbei, aber solche Mottos sind dennoch mehr als nur biografische Eigentümlichkeiten: es gibt mindestens zwei sehr klar erkannte, musikalische Chiffrierungen jener Mottos. Schumann, Albert Dietrich und Brahms trugen ihr gemeinsames Talent zusammen, um die "F-A-E"-Sonate als Geschenk für Joachim zu komponieren und als Brahms sein eigenes Motto erdachte, entschied er sich die Tonhöhen dessen Initialien - F-A-F - als Thema für seine Sinfonie Nr. 3 F-Dur, op. 90 zu verwenden.
Brahms komponierte die Sinfonie Nr. 3 im Sommer 1883 nach einer fünfjährigen Abstinenz von sinfonischen Werken. Sie wird oft als die "arme Schwester" der anderen drei Sinfonien betrachtet - zwar regelmäßig in allen sinfonischen Spielplänen vorhanden, aber nicht ganz die gleiche beeindruckende sinfonische Errungenschaft wie die anderen drei. Aber wie falsch dieser Gedanke ist!
Dass der Massenkonsum weniger Gefallen findet an der eigenartigen Mischung von offenkundigem Heroismus und dichter, formaler Logik der Dritten Sinfonie als für die eindeutig sinnlichere, sogar wollüstige Musik der zweiten oder vierten Sinfonie oder für die spirituelle Reise á la Beethoven der äußeren Sätze der Ersten Sinfonie, ist kaum ein Beweis für ein Defizit seitens des Komponisten. Es ist tatsächlich etwas heroisches an der Sinfonie Nr. 3, genug um Hans Richter, der die Uraufführung des Stückes dirigierte nahelegen zu lassen, dass Brahms sie mit dem Beinamen "Eroica" versehe (ein Vorschlag, den Brahms nicht aufnahm). Es ist jedoch ein Heroismus, äußerst unähnlich zu dem des Komponisten, der einem bei der tatsächlichen Eroica-Sinfonie in den Sinn kommt. Wie könnte eine Sinfonie, die mit einem musikalischen Ausdruck der bittersüßen Worte "Frei aber froh" beginnt Beethovens Dritter oder Fünfter roher Sandigkeit gleichkommen?
Die Sinfonie besteht aus vier Sätzen: Allegro con brio, Andante, Poco allegretto und Allegro. Die Bläser beginnen den ersten Satz mit einer Wiedergabe des F-A-F (eigentlich F-As-F) in drei Akkorden, nach der ein stürmisches erstes Thema, das ebenfalls F-A-F umreißt, übernimmt. Das zweite Thema ist eine so schöne Melodie, vor Wärme pulsierend, wie man sie sich erhofft.
Die Melodie des Andante ist der aus dem dritten Satz der Ersten Sinfonie ziemlich ähnlich und nicht nur, weil sie zuerst von der Klarinette gespielt wird; sie hat auch den gleichen ursprünglichen Rhythmus und den gleichen, ruhigen Intervall-Zyklus. Das Poco allegretto ist kaum ein Scherzo; es ist fast schwermütig.
Das Finale entzündet wieder etwas vom dramatischen Feuer des ersten Satzes. Das ruhige, unisono gespielte Thema des Anfangs ist wie der verloren gegangene Zwilling des ruhigen und unisono gespielten Themas zu Beginn des Finales der Zweiten Sinfonie, nur dass die freudige Situation in der Zweiten Sinfonie hier in der Dritten erbittert und abgeschattet ist. Das F-A-F-Motto tritt in den finalen Takten erneut auf, dieses Mal schraubt es sich mittels üppiger Tremoli in den Streichern hinunter zu einem letzten, ernsten Akkord in F-Dur.
(c) Blair Johnston
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Wiener Philharmoniker, Dir. Karl Böhm Label: DGG, ADD, 1974-76 |
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Israel Phihlarmonic Orchestra, Dir. Leonard Bernstein Label: EuroArts, 1973 |
YouTube:
Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks, Dir. Philippe Herreweghe
am 25. Oktober 2013 in der Alten Oper Frankfurt
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