Georges Bizet |
Werk: Carmen, WD 31
Epoche: Romantik
Entstehungszeit: 1873-74
Uraufführung: 3. März 1875 in Paris
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Aufführungsdauer: ca. 2 Stunden 20 Minuten
Teile:
- Prélude [Les Toréadors]
- Nr. 2, Sur la place, chacun passe
- Nr. 3, Avec la garde montante
- Nr. 4a, La Cloche a sonne, nous des ouvrieres
- Nr. 4b, La voila! Voila la Carmencita!
- Nr. 5, L'amour est un oiseau rebelle [Habanera]
- Nr. 6, Carmen! sur tes pas nous nous pressons tous
- Nr. 7, Parle-moi de ma mère!
- Nr. 8, Au secours!
- Nr. 9, Voyons, brigadier
- Nr. 10a, Près des remparts de Séville [Seguidilla]
- Nr. 10b, Voice l'orde
- Nr. 11a, Entr'acte [Les Dragons d'Alcala]
- Nr. 11b, Les tringles des sistres tintaient [Zigeunerlied]
- Nr. 11c, Danse bohème
- Nr. 11d, Vous avez quelque chose
- Nr. 12a, Vivat, vivat le toréro!
- Nr. 12b, Votre toast je peux vous le rendre [Lied des Toreador]
- Nr. 13, Nous avons en tete une affaire!
- Nr. 14, Halte-là! Qui va là?
- N. 15a, Je vais danser en votre honneur
- Nr. 15b, Au quartier! pour l'appel
- Nr. 15c, La fleur que tu ma'vais jetée [Blumenlied]
- Nr. 15d, Non! tu ne ma'aimes pas!
- Nr. 16, Holà! Carmen!
- Nr. 17a, Entr'acte [Intermezzo]
- Nr. 17b, Écoute, compagnon, écoute [Schmugglermarsch]
- Nr. 17c, Notre métier est bon
- Nr. 18a, Mêlons! Coupons! [Kartenszene]
- Nr. 18b, Voyons, que j'essaie à mon tour
- Nr. 18c, En vain, pour éviter les réponses amères
- Nr. 19, Quant au douanier c'est notre affaire
- Nr. 20, Je dis que rien ne m'épouvante [Nocturne]
- Nr. 21, Je suis Escamillo
- Nr. 22a, Entr'acte [Aragonaise]
- Nr. 22b, À deux cuartos!
- Nr. 23, Les voici, voici la quadrille [Marsch der Toreadors]
- Nr. 24, Si tu m'aimes, Carmen
- Nr. 25, C'est toi
Die Geschichte des Zuspruchs zu George Bizets letztem dramatischen Werk Carmen ist voller Ironien. Obwohl sie nach ihrer Uraufführung 1875 aufgrund ihrer unverhohlenen Sexualität und der plastischen letzten Szene fast einhellig von Pariser Kritikern verurteilt wurde, faszinierte die Carmen eine Reihe an intellektuellen Denkern und erreichte schließlich die Öffentlichkeit in einer Weise wie das vielleicht keine andere Oper geschafft hat. Bizets Ziel in der Komposition der Carmen war das erschlaffte, moralistisch spießige Genre der Opéra comique zu einer komplexeren Art Bühnenwerk zu verändern. Mit einem Libretto von Ludovic Halévy und Henri Meilhac überlebt die Carmen in keiner einzig gültigen Version trotz ihrer enormen Beliebtheit und Einfluss. Guiraud verwandelte die ursprünglichen Teile an gesprochenem Dialog für die Wiener Aufführungen 1875 zu Rezitativen. In den letzten Jahren erlebte die ursprüngliche Version ein beeindruckendes Comeback und man kann behaupten, dass sie dramatisch weitaus aufschlussreicher ist als die traditionelle Version mit den Rezitativen. Es gibt auch eine aus der Oper zusammengestellte, bekannte Orchestersuite und es existieren auch verschiedene Fantasien über ihre Themen für Violine und Klavier. Carmen ist ein Eckpfeiler in jeder Opernsammlung. Es ist ironisch, dass Bizet eine der evokativsten Landschaften Spaniens komponierte ohne jemals dort gewesen zu sein.
Bizet fußte seine Opéra comique auf Prosper Mérimées Geschichte Carmen, die im Oktober 1845 erschienen war. Die Librettisten Halévy und Meilhac betonten die exotischen Charaktere von Mérimées Geschichte und behielten die Themen von sozialen Klassenunterschieden, unverhohlener Sexualität und Misogynie bei, die in Mérimées Vorlage so eindringlich auftauchen. Bizet verlieh dem Libretto musikalischen Ausdruck durch die Nutzung wiederkehrender Motive, einem charakteristischen melodischen Stil und Manipulationen von Gepflogenheiten des Genres, um jeder Figur eine musikalische Bedeutsamkeit und einen einzigartigen Ausdruck zu geben. Das Vorspiel der Oper führt in einige der wichtigsten Themen ein, darunter Escamillos Toréador-Musik und ein exotisches und kräftiges, chromatisches Motiv, das die Oper durchdringt als musikalisches Symbol sowohl für Carmens Figur und die unübersteigbare Kraft des Schicksals. Die wahrsagende Zigeunerin Carmen singt in Tanznummern wie der Habanera ("L'amour est un oiseau rebelle") und der Seguidilla ("Près des ramparts de Seville") im ersten Akt und dem Zigeunerlied ("Les tringles des sisters tintaient") im zweiten Akt. Indem es die Grenzen diatonischer Harmonien überquert unterstreicht die heißblütige Chromatik von Carmens Habanera-Thema ihren Status sowohl als ethnische Außenseiterin und sexuell abenteuerlustige Frau. Damit steht sie in scharfem Kontrast zu Micaëla, deren Arie im dritten Akt ("Je sais qu rien ne m'épouvante") in der Dreifachform einer erhabenen Bel-canto-Arie der französischen Grand Opera steht. Der Stierkämpfer Escamillo stellt sein Gewerbe und seinen maskulinen Heldenmut im übermütigen Toréador-Lied im zweiten Akt vor ("Toréador, en garde!"), das in seinem Fanfarenbeginn und dem beständigen Marschrhythmus musikalisch den Kampf nahelegt. Don Josés musikalischer Stil reflektiert verschiedene Stufen in seinem Abstieg vom pflichtbewussten Soldaten in die Unterwelt der Obszession. Im ersten Akt singt Don José ein Duett mit Micaëla ("Ma mère, je la vois") und übernimmt ihren erhabenen, lyrischen Gesangsstil. Im zweiten Akt singt Don José nach seiner Verhaftung eine bekanntere, Marsch-ähnliche Melodie ("Halte-là! Qui va là? Dragon d'Alcala") und reflektiert seinen niedrigeren Sozialstatus. Sein Angst erfülltes Klagen in der letzten Szene der Oper trotz jedem klaren formalen Arrangement und ergründet das psychische Chaos eines besessenen und besiegten Individuums. Somit schmiedete Bizet ein Werk, das sowohl die ihm verfügbaren musikalischen Ressourcen subsummierte und auch genug Farbe und reine melodische Attraktivität hatte, um sich dauerhaft in das öffentliche Bewusstsein zu brennen. Carmen war über die Jahre auch tatsächlich Material vielerlei Adaptionen in der Popularmusik.
(c) Rovi Staff
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