Nikolai Rimski-Korsakow |
Werk: Scheherazade, op. 35
Epoche: Romantik
Entstehungszeit: 1888
Besetzung: Orchester
Aufführungsdauer: ca. 45 Minuten
Sätze:
- Das Meer und Sinbads Schiff
- Die Geschichte vom Prinzen Kalender
- Der junge Prinz und die junge Prinzessin
- Die Feier in Bagdad - Das Meer
Charakteristisch für Nikolai Rimski-Korsakows Werke sind seine farbenfrohe und fantasievolle Orchestrierung und die Scheherazade ist vielleicht das beste Beispiel von allen (Claude Debussy, selbst nicht gerade eine Niete im Orchestrieren, versah Scheherazade mit dem höchsten Kompliment, indem er ihren zweiten Satz praktisch unverändert sowohl in La mer, als auch in Daphnis et Chloe verwendete). Die hinreißenden Melodien und die üppige, tadellos angewandte Palette orchestraler Farben der Scheherazade machten sie zu Rimski-Korsakows beliebtestem Werk.
Rimski-Korsakows Leitsatz erklärt das Szenario: "Der Sultan Schahrayâr, überzeugt von der Falschheit und Untreuer aller Frauen, schwor sich jede seiner Frauen nach der ersten Nacht zu töten. Doch die Tochter des Wesirs, Scheherazade, rettete ihr Leben, indem sie ihm 1.001 Nächte lang für Geschichten begeisterte. Vor Neugier angestachelt verschob der Sultan die Hinrichtung seiner Frau Tag um Tag und gab seinen blutigen Plan schließlich ganz auf." Es folgen vier solcher lebensrettenden Geschichten, durch Musik wiedergegeben. In späteren Jahren erklärte Rimski-Korsakow, dass die Scheherazade als sinfonische Suite mit unspezifischem orientalischen Inhalt angesehen werden soll. Das macht Sinn im Lichte der Erkenntnis, dass die Musik selbst nur wenig erzählerische Logik besitzt. Einige Details des Inhalts bleiben jedoch relevant.
Der erste Satz, Das Meer und Sinbads Schiff genannt, beginnt mit den knurrenden Akkorden, die den Sultan darstellen, gefolgt von der geschmeidigen Melodie der Solovioline, die Scheherazade beim Weben ihrer Geschichten zeigt. Scheherazade verschwindet und in den Streichern tritt eine wiegende Melodie im Takt einer Barcarolle auf, anschwellend wie das Meer. Akzente der Bläser lassen das Meer gelegentlich tosen und stürmen und herzig orchestrierte Zwischenspiele legen Unterbrechungen auf Inseln nahe, der Satz endet jedoch mit einer ruhigen Schilderung dessen, was eine ruhige See und beständiger Wind sein müssen.
Die Geschichte vom Prinzen Kalender handelt von einem Prinzen, der sich selbst als Bettler verkleidet und nach Weisheit sucht. Sein Melancholie-Thema tritt zuerst in den Solo-Holzbläsern auf, danach in den Streichern und wird schneller, während sich der Prinz auf seine Reise begibt. Rimski-Korsakow legte nahe, dass "man einen Kampf sehen könne", als eine martialische Variation des Themas des Sultans auftritt, umgeben von nervösen Streicherschwingungen, während ein späterer Teil mit flatternden Holzbläsern und Streicherakkorden im Pizzicato "Sinbads mächtigen Vogel, den Rock" nahelegen.
Der dritte Satz heißt Der junge Prinz und die junge Prinzessin und ergründet einen namenlosen, östlichen Palast; der Prinz tritt als sinnliches, verträumtes Streicherthema auf, die Prinzessin als ruhiger Bogen einer Flötenmelodie. Nichtsdestotrotz findet man den Sultan zu Beginn des vierten Satzes in einer jähzornigen Stimmung vor und Scheherazade versucht ihn zu beschwichtigen, indem sie ihn von der rastlosen Energie der Feier in Bagdad erzählt. Von da an verlagert sich die Handlung auf das Meer, wo sich das Wetter verschlimmert hat. Bläser heulen auf, Winde fegen auf und nieder und die Musik wächst zu einer massiven Klimax heran, gekrönt von einem furchterregenden, bitonalen Getöse, das das Kentern und Sinken des Schiffes symbolisiert. Der Sturm klingt ab und schließlich vermengen sich die Themen von Scheherazade und Sultan, die Violine der Scheherazade spielt dabei in ihren höchsten Tönen.
(c) Andrew Lindemann Malone
Kaufempfehlung:
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Kirov Orchestra, Dir. Waleri Gergijew Label: DGG, DDD, 2001 |
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The Philadelphia Orchestra, Dir. Eugene Ormandy Label: MediciArts, 1978 |
YouTube:
Wiener Philharmoniker, Dir. Waleri Gergijew
bei den Salzburger Festspielen 2005
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