Joseph Haydn |
Werk: Die Schöpfung, Hob. XXI:2
Epoche: Klassik
Entstehungszeit: 1798
Uraufführung: 29. März 1798 in Wien
Besetzung: Solisten, Chor und Orchester
Aufführungsdauer: ca. 1 Stunde, 45 Minuten
Teile:
- Einführung. Die Vorstellung des Chaos
- Im Anfange schuf Gott
- Und der Geist Gottes schwebte auf der Fläche der Wasser
- Nun schwanden vor dem heiligen Strahle
- Verzweiflung, Wut und Schrecken
- Und Gott machte das Firmament
- Da tobten brausend heftige Sturme
- Mit Staunen sieht das Wunderwerk
- Und laut ertönt aus ihren Kehlen
- Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser
- Rollend in schäumenden Wellen
- Und Gott sprach: Es bringe die Erde Gras hervor
- Nun beut die Flur das frische Grün
- Und die himmlischen Heerscharen
- Stimmt an die Saiten
- Und Gott sprach: Es sei'n Lichter an der Feste der Himmels
- In vollem Glanze (Accompagnato)
- Die Himmel erzählen die Ehre Gottes
- Und Gott sprach: Es bringe das Wasser
- Auf starken Fittiche schwinget sich der Adler stolz
- Und Gott schuf große Walfische und ein jedes
- Seid fruchtbar alle (Accompagnato)
- Und die Engel rührten ihr' unsterblichen Harfen
- In holder Anmut stehn
- Der Herr ist groß in seiner Macht
- Und Gott sprach: Es bringe die Erde hervor lebende Geschöpfe nach ihrer Art
- Gleich öffnet sich der Erde Schoß (Accompagnato)
- Nun scheint in vollem Glanze der Himmel
- Und Gott schuf den Menschen
- Mit Würd' und Hoheit angetan
- Und Gott sah jedes Ding
- Vollendet is das große Werk
- Zu dir, o Herr, blickt alles
- Vollendet ist das große Werk
- Alles lobe seinen Namen
- Aus Rosenwolken bricht, geweckt
- Von deiner Gut, o Herr und Gott
- Der Sterne hellster, o wie schön
- Heil dir, o Gott!
- Nun ist die erste Pflicht erfüllt
- Holde Gattin!
- Der thauende Morgen, o wie ermuntert er!
- O glücklich Paar
- Singt dem Herren alle Stimmen!
- Des Herren Ruhm, er bleibt in Ewigkeit
Eines von Haydns zwei großen Chormeisterwerken, Die Schöpfung, wurde im Jahr 1795 komponiert zu einem Libretto, das speziell hierfür von Baron Gottfried von Swieten angefertigt wurde und gemeinschaftlich auf dem Buch Genesis, ergänzt durch passende Abschnitte aus dem Buch der Psalmen und auf John Miltons allegorischer Studie über Schöpfung und Sündenfall, Paradise Lost, beruht.
Zu dieser Zeit war der einst scheinbar unaufhaltsame händelsche Oratorienkult schnell altmodisch und unmodern geworden im Zuges des Rufes der Aufklärung nach Vernunft und der Abweisung religiöser Dogmen zugunsten dem Streben nach materieller Objektivität. Im Nachhinein wirkt es daher schon ein wenig ironisch, dass ein von Händel bereits abgelehntes Thema einen Konvergenzpunkt für Haydns frommen Glauben und dem vorherrschenden, intellektuellen Klima der Epoche liefert, das gleichzeitig noch neues Vertrauen in ein Genre schürte, dessen Tage bereits gezählt schienen. Der Musikwissenschaftler Hans Schnoor nannte dies "einen außergewöhnlichen Fall der vollständig musikalischen Interpretation der sozialen und individuellen Psyche" und es war doppelt bemerkenswert, wenn man die Exzentrizitäten und Eigenheiten bedenkt, die in Swietens Text verstreut sind.
Das Oratorium beginnt mit einer der futuristischsten Episoden, die man in der gesamten vorromantischen Musik findet. Es ist die berühmte "Vorstellung des Chaos", die als Geleit zum Werk dient. Die unfokussierten harmonischen Strukturen und Atmosphäre an vager Formlosigkeit muss Haydns Zeitgenossen verdutzt haben und der Abschnitt klingt auch für moderne Ohren immer noch verblüffend und hoch impressionistisch.
Ein gleichermaßen genialer Moment und einer, dem John Milton zweifellos zugestimmt hätte, kommt, wenn der Chor über einem gedämpften, langsam pulsierenden Hintergrund des Orchesters singt: "Und der Geist Gottes schwebte auf der Fläche der Wasser..."
Urplötzlich und unerhört singt der Chor "Und es ward Licht!" in einem der ergreifendsten Fortissimo-Ausbrüche in C-Dur, die man in der gesamten Musik finden kann! Es war ein logischer, natürlicher Schritt und einer, der völlig typisch war für den späten, großartigen Haydn am Gipfelpunkt seiner Schaffenskraft. Danach folgt ein frohlockender Erguss nach dem anderen, wenn der Chor dem himmlischen Schöpfer für jeden nachfolgenden Tag der Schöpfung huldigt.
Erzählende oder rein beschreibende Stücke werden den drei Solisten überlassen, die nach den Erzengeln Gabriel, Uriel und Raphael benannt sind, nur vom Orchester begleitet. Haydns meisterhaft angewandte technische Fähigkeiten stellen jedoch sicher, dass es durchweg eine zufriedenstellende Balance gibt zwischen den jeweiligen vokalen und instrumentalen Kräften, wie zu hören ist, wann immer Chor und Solisten zusammen zu hören sind. Gute Beispiele dafür sind "Mit Staunen sieht das Wunderwerk" für Sopran mit Chor und das Terzett "In holder Anmut steh'n", das direkt in den Chor "Der Herr ist groß in seiner Macht" führt. In diesem Abschnitt sind alle drei Solisten und der Chor mit Orchester beschäftigt, genauso wie im berühmtesten Teil des Oratoriums "Die Himmel erzählen die Ehre Gottes".
(c) Michael Jameson
Kaufempfehlung:
Christina Landshamer, Maximilian Schmitt, Rudolf Rosen (Solisten), Collegium Vocale Gent, Orchestre des Champs-Élysées, Dir. Philippe Herreweghe Label: PHI, DDD, 2014 |
Christoph Pregardien, Edith Mathis, René Pape (Solisten), Festival Choir Luzern, Scottish Chamber Orchestra, Dir. Peter Schreier Label: Arthaus, 1992 |
YouTube:
Christina Landshamer, Toby Spence, Matthew Rose (Solisten), Orchestra of the Age of Enlightenment, Dir. Trevor Pinnock
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