SIBELIUS: Finlandia

Jean Sibelius
Lebensdaten: 8. Dezember 1865 Hämeenlinna (Finnland, Teil Russlands) - 20. September 1957 Järvenpää (Finnland)
Werk: Finlandia, op. 26
Epoche: Postromantik
Entstehungszeit: 1900
Uraufführung: 2. Juli 1900
Besetzung: Orchester
Aufführungsdauer: ca. 9 Minuten

Jean Sibelius' Finlandia wurde zum fortwährend beliebtesten Werk des Komponisten teilweise aufgrund des politischen Klimas in Finnland zur Zeit seines Entstehens. Russland setzte 1899 eine strikte Zensurpolitik in der kleinen Nation durch. Im Oktober dieses Jahres komponierte Sibelius ein Melodrama über das Gedicht "Das Schmelzen des Eises auf dem Fluss Ulea" des finnischen Schriftstellers Zachria Topelius, das von besonders patriotischem Eifer gekennzeichnet ist; "Ich wurde frei geboren und werde auch frei sterben" ist einer seiner typischen Gedanken und einer, den Sibelius besonders in sich aufnahm. Im nächsten Monat fand eine von der finnischen Presse veranstaltete Wohltätigskeitsveranstaltung statt. Während ihr vordergründiger Zweck war Geld für die Pensionskassen von Zeitungen zu sammeln, war es eigentlich eine Fassade für eine Meinungsversammlung der freien Presse zu einer Zeit, als sich der Druck des Zaren auf dem Land verstärkte.

Sibelius entnahm seinem Melodram sechs Bilder für ein Konzert, das der Zusammenkunft am 4. November ein feierliches Ende setzen sollte. Harmlos als "Musik für die Pressefeier" bezeichnet schloss das Werk mit "Finnland erwacht", das Sibelius im folgenden Jahr zu einer eigenständigen sinfonischen Dichtung überarbeitete. Dem Vorschlag seine künstlerischen Vertrauten Axel Carpelan folgend benannte er dieses stürmisch patriotische Essay in Finlandia um; seit dieser Zeit wurde das Werk praktisch zu Finnlands zweiter Nationalhymne. Aufgrund der Zensurbeschränkungen wurde das Werk oft unter dem nicht mal ansatzweise passenden Titel Impromptu gespielt bis Finnland nach dem Ersten Weltkrieg seine Unabhängigkeit erreichte.

Das Werk beginnt mit einer fragenden, undeutlich ominösen Bläsersequenz, die die "Kräfte der Dunkelheit" aus Topelius' Text heraufbeschwört und ein farbenreiches Drama auslöst, das wechselweise reflektiv, jubilierend und militant ist. Am Berühmtesten ist jedoch ein hymnenartiges Thema, das seinen ersten Auftritt in einer Atmosphäre von ruhiger Ehrfurcht hat; gegen Ende des Werks wurde es zu einem kräftigen Ausdruck des Triumphs. Tatsächlich ist die Finlandia ein klarer Vorbote der Sinfonien des Komponisten, in denen das Orchester so oft die Rolle eines immer stärker werdenden, aufsässigen Sattelschleppers annimmt.

(c) Rovi Staff

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