Dmitri Schostakowitsch |
Werk: Sinfonie Nr. 5 d-Moll, op. 47
Epoche: Moderne
Entstehungszeit: 1937
Besetzung: Orchester
Aufführungsdauer: ca. 46 Minuten
Sätze:
- Moderato
- Allegretto
- Largo
- Allegro non troppo
1936 startete die sowjetische Regierung einen offiziellen Angriff auf Dmitri Schostakowitschs Musik und nannte sie "vulgär, formalistisch, [und] neurotisch." Er wurde zu einem Exempel für weitere sowjetische Komponisten, die diese Ereignisse berechtigt als breite Kampagne gegen musikalischen Modernismus interpretierten. Dies führte zu einer Krise, sowohl in Schostakowitschs Karriere, als auch in der sowjetischen Musik als Ganzes; Komponisten hatten keine andere Wahl als einfache, optimistische Musik zu schreiben, die direkt (vor allem durch Dialekte und patriotische Programme) das Volk ansprach und den Staat glorifizierte.
Im Lichte dieser Umstände ist Schostakowitschs fünfte Sinfonie (1937 uraufgeführt) eine kühne Komposition, die seinen Kritikern völlig zu widersprechen scheint. Obwohl die musikalische Sprache gegenüber der seiner früheren Sinfonien reduziert wurde, vermeidet die Fünfte jeden Ansatz eines patriotischen Programms und verweilt stattdessen bei zweifellos düsteren und tragischen Emotionen - zu dieser Zeit vollkommen inakzeptable öffentliche Gefühle. Gemäß Cellist Mstislaw Rostropowitsch hätte die Regierung Schostakowitsch für die Komposition eines solchen Werks sicherlich hingerichtet, hätte der öffentliche Beifall bei der Uraufführung nicht 40 Minuten lang angehalten. Die offizielle Geschichte ist jedoch ziemlich anders. Ein unbekannter Kommentator bezeichnete die Sinfonie als "die kreative Antwort eines sowjetischen Künstlers, um Kritik zu rechtfertigen" und dem Werk war ein autobiografisches Programm beigelegt, das sich auf die Verwandlung des Komponisten vom unverständlichen Formalisten hin zum Bannerträger der kommunistischen Partei fokussierte. Öffentlich akzeptierte Schostakowitsch die offizielle Interpretation seines Werks; in der kontroversen Sammlung seiner Memoiren jedoch ("Testimony" von Solomon Volkov) wird er folgend zitiert: "Ich denke, es ist jedem klar, was in der Fünften passiert. Die Freude ist erzwungen, unter Drohung entstanden... man muss ein völliger Tölpel sein, um dies nicht zu hören."
Ungeachtet ihrer philosophischer Untermauerungen ist Schostakowitschs Sinfonie Nr. 5 ein Meisterwerk des orchestralen Repertoires, in ihrem Konzept punktiert und ökonomisch. Es gibt hier kein Anzeichen für einen Überfluss an Ideen, wie es in der Vierten üblich war. Stattdessen wendet Schostakowitsch das Orchester sparsam an und lässt das gesamte Werk aus nur wenigen Motiven heraus natürlich wachsen. Im Vergleich zu einigen seiner früheren Werken ist die Fünfte in ihrer Sprache konservativ. Das ganze Werk hindurch gestattet er den Streichern die dominante orchestrale Kraft zu sein und macht damit die solistische Nutzung der Holzbläser und Hörner besonders wirksam. Das Moderato beginnt mit einem zerklüfteten, Unheil verkündenden Kanon in den Streichern, der die motivische Basis für den gesamten Satz bildet. Die leidenschaftliche Stimmung wird gelegentlich unterbrochen von einer lyrischen Melodie mit Streicherostinato, später dem Thema eines Duetts für Flöte und Horn.
Der zweite Satz (Allegretto) ist ein grotesker 3/4-Tanz, der manchmal nicht anders kann, als sich über sich selbst lustig zu machen; die Bläserabteilung ist besonders prominent vertreten. Das nachfolgende Largo, ein ernsthafter und persönlicher Erguss musikalischer Emotion, soll das Publikum bei der Uraufführung des Werks angeblich in Tränen versetzt haben. Bezeichnenderweise wurde es während einer intensiv kreativen Periode komponiert nach der Verhaftung und Hinrichtung eines Lehrers Schostakowitschs.
Das abschließende Allegro non troppo war im Mittelpunkt zahlreicher Debatten: einige Kritiker betrachten es als schlecht konstruiertes Zugeständnis an den politischen Druck, während andere seine mögliche Ironie bemerkten. Obwohl die vorrangige Stimmung hier triumphal ist, gibt es etwas ernsthafte und Unheil verkündende Abwechslung und erst zum Schluss nimmt sie den überaus "episch endenden" Charakter an, aufgrund dessen der Satz so diskutiert wurde.
(c) Allen Schrott
Kaufempfehlung:
Concertgebouworkest, Dir. Bernard Haitink Label: Decca, ADD/DDD, 1976-85 |
YouTube:
Radiosinfonieorchester des Bayrischen Rundfunks, Dir. Mariss Jansons
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