BEETHOVEN: Streichquartett Nr. 15 a-Moll

Ludwig van Beethoven
Lebensdaten: 16. Dezember 1770 Bonn (Kurköln) - 26. März 1827 Wien (Österreich)
Werk: Streichquartett Nr. 15 a-Moll, op. 132
Epoche: Romantik
Entstehungszeit: 1825
Besetzung: Streichquartett
Aufführungsdauer: ca. 44 Minuten
Sätze:

  1. Assai sostenuto - Allegro
  2. Allegro ma non tanto
  3. Canzona di ringraziemento. Molto adagio
  4. Alla Marcia, assai vivace
  5. Allegro appassionato

Dieses war das zweite der drei Quartette, die Beethoven als Auftrag des Fürsten Nikolai Golizyn fertiggestellt hatte. Nr. 12, op. 127 (1823-24) wurde zuerst fertig, gefolgt von diesem Werk in a-Moll und dem Dreizehnten (1826) als letztem. Das Werk trägt den Beinamen "Heiliger Dankgesang" aufgrund der in der Partitur geschriebenen Bemerkung (eigentlich auf Französisch) Beethovens, die zum dritten Satz gehört.

Aus dieser Anmerkung, sowie der Zeit der Komposition des Werks kann man zuverlässig ableiten, dass die eindeutig in der Musik gehörte Krise zu der langwierigen Krankheit gehört, die Beethoven von April 1825 bis zum August dieses Jahres erlitt. Der Komponist unternimmt keine Versuche seine Gefühle während der Krankheit darzustellen; stattdessen reflektiert er über sie und bedankt sich in dieser Partitur für seine Genesung, für das Bezwingen des Schmerzes und Leidens, die er sicherlich als Symptome einer lebensbedrohlichen Krankheit eingeschätzt haben muss.

Der als Assai sostenuto - Allegro bezeichnete erste Satz hat eine eigenartige, aber geniale Struktur: Beethoven präsentiert ein vier Töne umfassendes Motiv, das sich durchweg als die zentrale Kraft herausstellt und das er zwischen drei separaten Expositionen entwickelt. Es gibt zwei wichtige Themengruppen, von denen die erste offenbar das physische Leiden des Komponisten repräsentiert und die letzte sein Gefühl der Hoffnung es zu besiegen. Diese Themen verwandeln sich brillant während der Satz voranschreitet und das Thema des Leidens erscheint schließlich am Schluss als freudige Hymne.

Der zweite Satz ist ein als Allegro ma non tanto bezeichnetes Scherzo. Obwohl die Stimmung der Musik hier fröhlicher ist, legt sein etwas gedämpfter Charakter nahe, dass der genesende Komponist immer noch skeptisch ist sich in zu große Aktivitäten zu stürzen. Der dritte Satz, Molto adagio genannt, ist das emotionale Herzstück des Werks. Ein langsames, hymnisches Thema von religiösem Charakter dominiert die Geschehnisse und tritt durchweg in verschiedenerlei Gestalt auf, am Ende erscheint es in seiner endgültigen, himmlischen Version. Die Form dieses Satzes ist unüblich, sie besteht auf fünf Teilen und schreitet von Schilderungen der Hoffnungen des kranken Komponisten voran zu seinen Gefühlen über Genesung und wiederkehrende Stärke und schließlich seiner Genesung und der Dankbarkeit zu Gott.

Der vierte Satz besteht aus einem kurzen Marsch und wurde Assai vivace getauft. In mancherlei Hinsicht ist dies ein ziemlich verwirrendes Kapitel im gesamtheitlichen Schema der Musik, denn die leicht martialische Natur des Themas scheint mit dem Rest des Werks nicht ganz übereinzustimmen. Dennoch dient die Musik hier als wirksamer Kontrast zum vorherigen Satz, als ob sie eine Rückkehr vom Himmel zur Realität der Erde nahelegen würde.

Das Finale ist ein als Allegro appassionato ausgewiesenes Rondo. In der Form gibt es hier nichts innovatives, Beethoven scheint sich damit zu begnügen darauf hinzuweisen, dass ein Rückkehr zur Routine seinem Zweck genug Lohn bringen kann, genauso wie es symbolisieren kann, dass eine Rückkehr zur Gesundheit einen die einfachen Dinge im Leben schätzen lässt. Die Stimmung hier ist durchweg fröhlich und voller Farbe und Sonnenschein. Der Komponist vermittelt eindeutig, dass die Krise hinter ihm liegt, dass die Musik hier keinen Triumph feiert, sondern eher Freude und Dankbarkeit ausdrückt. Dieses Werk wurde in Paris und Berlin 1827 erstgedruckt und dem Fürsten Nikolai Golizyn gewidmet.

(c) Robert Cummings

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Label: Warner, DDD/LA, 1989
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Quatuor Ebène
am 26. August 2013 auf dem Festival Wissembourg

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