RACHMANINOW: Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll

Sergei Rachmaninow
Lebensdaten: 1. April 1873 Semjonowo (Russland) - 28. März 1943 Beverly Hills (CA, USA)
Werk: Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll, op. 18
Epoche: Postromantik
Entstehungszeit: 1900-01
Uraufführung: 27. Oktober 1901
Besetzung: Klavier und Orchester
Aufführungsdauer: ca. 35 Minuten
Sätze:

  1. Moderato
  2. Adagio sostenuto
  3. Allegro scherzando

Rachmaninow komponierte dieses Werk im Jahr 1900 und spielte die erste vollständige Aufführung am 9. November 1901 mit Alexandre Siloti, der die Gesellschaft der Moskauer Philharmoniker leitete.

Er erlitt eine niederschmetternde Krise in seiner Karriere nach dem Debakel seiner ersten Sinfonie 1897 in St. Petersburg und ihrem ersten Dirigenten, Glasunow, der angeblich bis zur Unfähigkeit betrunken war - ein Fiasko, das die Heerscharen an Kritikern, angeführt von César Cui, dem Komponisten wie ein Kadaver vor die Füße warfen. Das Publikum - das nie vergaß, dass Rachmninow 1885 aus dem örtlichen Tempel der musikalischen Erziehung geworfen wurde - hörte mit steinerner Miene zu, glücklich über das Versagen eines jungen Löwen, der andernorts ausgebildet wurde (in Moskau hatte er 1891 den Kurs am Konservatorium beendet und ein Jahr später mit den best möglichen Noten abgeschlossen). Aufgrund des Scheiterns der Sinfonie Nr. 1 begann Rachmaninow maßlos zu trinken. Da er sich für zum Komponieren unfähig hielt, versuchte er sich auf parallele Kurse als Konzertsolist und Operndirigent zu konzentrieren, aber verwickelte sich in eine Liebesbeziehung, die sehr unglücklich endete. Ende 1899 war er zum Alkoholiker geworden, dessen Hände so zitterten, dass dies seine Karriere als Pianist gefährdete. Zwischen Januar und April 1900 ersuchte Sergei Wassiljewitsch täglich Dr. Dahl, einen Moskauer Spezialisten in "Neuropsychotherapie" und wurde unter Hypnose dazu getrieben das neue Klavierkonzert zu komponieren, um das ein Impresario aus London gebeten hat. Die Trance-Therapie rief den Komponisten aus einer Lethargie wach; tatsächlich arbeitete er fortan mit großer Leichtigkeit an einem exzellenten, neuen Konzert - dem zweiten in c-Moll, op. 18 - das aus Dankbarkeit Dr. Dahl gewidmet wurde. In den letzten vier Jahrzehnten seines Lebens war Rachmaninow nie wieder von Depression behindert, trotz einiger erschütternder Schicksalswendungen.

Der Anfangssatz in c-Moll und Sonatenhauptsatzform wurde zuletzt komponiert; strukturell ist er der gewöhnlichste. Zehn Takte an unbegleiteten Klavierakkorden führen direkt zu einem pochenden Hauptthema für Violinen, Bratschen und Klarinetten - es ist eher motivisch als melodisch, trotz einer melismatischen Verlängerung für Celli. Ein Zwischenspiel verknüpft dies mit dem zweiten Thema in Es, eine von Rachmaninows meistgefeierten Melodien, die vom Klavier eingeführt wird. Nach der Durchführung und einer Reprise in Maestoso alla marcia gibt es eine brilliante Coda - aber noch keine Solokadenz.

Im E-Dur-Satz Adagio sostenuto führen nach vier Takten an Streicherakkorden á la Tschaikowski Klavierarpeggi in ein zweiteiliges Hauptthema ein, das zunächst von Soloflöte gespielt wird, danach von Soloklarinette. Klavier und Orchester entwickeln beide Teile, bevor ein Tschaikowski-ähnliches Thema für Fagotte das Tempo etwas anstößt. Die weitere Durchführung verläuft sogar noch schneller und kulminiert in einer Solokadenz, die herausfordernd verzögert wurde und nach der das ursprüngliche Material gefühlvoll zurückkehrt.

Das Finale ist ein Allegro scherzando in C-Dur. Die Streicher spielen eine rhythmische Phrase, die sich zu einer Staccato-Klimax aufbaut. Das Klavier tritt ein mit einer Verzierung, die das Hauptthema etabliert - das, wie zuvor in Satz 1, eher motivisch als melodisch ist, aber bewunderswert gebaut ist für Entwicklung. Dem folgt eine weitere von Rachmaninows Markenzeichenmelodien, üppig undulierend, gesungen von Solooboe und Streichern. (In den Nachkriegsjahren der 1940er wurde dies mit Worten verziert und unnachgiebig von Big-Band-Vandalen als "Full Moon and Empty Arms" gespielt). Ein Fugato bringt das Hauptthema zurück, dem eine Maestoso-Bekräftigung "der Melodie" folgt. Schneller werdende und saftige Klavierakkorde bauen einen mitreißenden Abschluss auf.

(c) Roger Dettmer

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Krystian Zimerman (Klavier), Boston Symphony Orchestra, Dir. Seiji Ozawa
Label: DGG, DDD, 1997/2000
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im Salle Pleyel von Paris am 19. September 2014

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