Edvard Grieg |
Werk: Klavierkonzert a-Moll, op. 16
Epoche: Romantik
Entstehungszeit: 1868
Uraufführung: 3. April 1869 in Kopenhagen (Dänemark)
Besetzung: Klavier und Orchester
Aufführungsdauer: ca. 30 Minuten
Sätze:
- Allegro molto moderato
- Adagio
- Allegro moderato molto e marcato
Grieg wurde an Norwegens Fjordküste im gleichen Jahr geboren als in Leipzig das geschichtenumwobene Konservatorium unter der Leitung von Felix Mendelssohn eröffnete. Zu der Zeit als Ole Bull, der skandinavische Paganini, Griegs Eltern überredet hatte ihren talentierten 15-jährigen dort zur Ausbildung zu schicken war Mendelssohn bereits 11 Jahre tot. Seine Nachfolger waren zuverlässige Akademiker deutscher Schule, die Edvard hasste und gegen die er rebellierte. Seitdem ließ er fünf Jahre in Leipzig klingen wie eine Gefängnisstrafe. Dass er von angeblich engstirnigen und gefühllosen Lehrern so viel lernte bestätigt die Zuverlässigkeit ihrer Lehre. Ganz besonders saugte Grieg die auffallenden stilistischen Charakterzüge von Mendelssohn und Schumann auf (der dort kurz lehrte, bevor er nach Dresden zog). Tatsächlich könnte man sein Klavierkonzert "schumannesk" nennen (wie das Konzert Schumanns steht es in a-Moll) ohne dabei seinen skandinavischen Charakter oder Lisztsche Verzierungen zu entkräften. Trotz posthumer Verachtung von Griegs großem Solo-Oeuvre einen Großteil des 20. Jahrhunderts hindurch war sein natürliches Betätigungsfeld das Klavier. Grieg komponierte diese Musik 1868 um sie selbst zu spielen; es war jedoch Edmund Neupert, der am 3. April 1869 in Kopenhagen die erste öffentliche Aufführung spielte.
Ein Zuschuss der Regierung machte es Grieg möglich 1869 Italien zu besuchen, wo er das Werk Liszt vorstellte in dessen Residenz nahe Rom. Der freundliche Abbé spielte es vom Blatt mit unverhohlener Freude (auch brillant, obwohl es Grieg während des Anfangsteils "eher zu schnell" war). Liszt ermutigte ihn "weiterzumachen und sich durch nichts beängstigen zu lassen", legte aber geschmacklos nahe, dass das zweite Thema des ersten Satzes von einer Trompete anstatt Celli gespielt werden solle. Grieg gab es den Streichern erst bei seiner Überarbeitung von 1905-06 wieder zurück.
Das Konzert beginnt mit einem Trommelwirbel und einer Soloverzierung, nach der die Bläser ein einfaches, unkompliziertes Hauptthema spielen, dem das Klavier zuvorkommt und es in Länge ausschmückt. Allegro, molto moderato. Das Cellothema (Più lento - etwas langsamer) ist kontrastierend "beseelt". Trompeten leiten die Durchführung und später auch die Reprise ein. Eine Solokadenz kommt kurz vor dem Ende. Im zweiten Satz verschiebt sich die Tonart von a-Moll nach Des-Dur. Dieses strukturell unkomplizierte Adagio in 3/8-Takt beginnt introvertiert mit gedämpften Streichern. Das Klavier rhapsodiert bis eine dramatisch kantige Version des Hauptthemas die Stimmung sprengt.
Die Ruhe wird schließlich wiederhergestellt und ein ruhiges Ende führt ohne Pause zum dritten Satz, ein weiterer "schneller, aber nicht zu schneller" Satz in a-Moll, zusätzlich als Marcato angegeben, dessen Struktur Sonate und Rondo verbindet. Das Klavier führt ein Hauptthema ein, das auf dem 2/4-Rhythmus eines norwegischen Volkstanzes, dem Halling, beruht. Das zweite Thema ist schrulliger und aufwändiger, aber nicht weniger volkstümlich. Die Soloflöte stößt eine besinnliche Episode an, nach der das Hauptthema für eine ausgedehnte Durchführung zurückkommt. Eine kurze Solokadenz geht Griegs lange verzögertem Übergang von Moll zu Dur voraus für einen weiteren Tanz, dieser steht bei beschleunigtem Tempo in 3/4-Takt. Während einer finalen Kadenz verweht Lisztsche Bravour alle übriggebliebenen Spuren Schumanns.
(c) Roger Dettmer
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Shani Diluka (Klavier), Orchestre National Bordeaux Aquitaine, Dir. Eivind Gullberg Jensen Label: Mirare, DDD, 2006 |
YouTube:
Arthur Rubinstein (Klavier), London Symphony Orchestra, Dir. André Previn
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