BEETHOVEN: Sinfonie Nr. 7 A-Dur

Ludwig van Beethoven
Lebensdaten: 16. Dezember 1770 Bonn (Kurköln) - 26. März 1827 Wien (Österreich)
Werk: Sinfonie Nr. 7 A-Dur, op. 92
Epoche: Klassik/Romantik
Entstehungszeit: 1812
Uraufführung: 8. Dezember 1813 in Wien (Österreich)
Besetzung: Orchester
Aufführungsdauer: ca. 38 Minuten
Sätze:

  1. Poco sostenuto - Vivace
  2. Allegretto
  3. Presto
  4. Allegro con brio

Ludwig van Beethoven vollendete dieses Werk 1812, aber verzögerte die Uraufführung bis zum 8. Dezember 1813 in Wien. Es ist angelegt für Paare an Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagotten, Hörnern und Trompeten, sowie Pauken und Streichensemble.

1812 war ein ereignisreiches Jahr für den sehr berühmten und ernsthaft ertaubten Beethoven. Vor allen Dingen der Juli war bemerkenswert. In Teplitz begegnete er endlich Goethe (1749-1832), war aber enttäuscht einen (wie er empfand) alternden Schmeichler vorzufinden, der nicht länger Hitzkopf oder gleichartiger Demokrat war; noch schlimmer war er ein musikalischer Dilettant. Eine Woche vor dem einzigen Treffen der deutschen Giganten, hatte Beethoven den Brief an seine mysteriöse "unendlich Geliebte" verfasst, der posthum in einem geheimen Schubfach entdeckt wurde. Dann, gegen Ende des Jahres, mischte er sich ungebeten in die Angelegenheiten seines jünsten Bruders Johann ein, der stillvergnügt in wilder Ehe mit einer Haushälterin lebte. Irgendwie fand er noch Zeit die letzte seiner zehn Sonaten für Violine und Klavier zu komponieren und ein neues Paar an Sinfonien zu komplettieren - die Siebte und Achte - beide 1809 begonnen. Er stellte die Siebte bei einem Wohltätigskeitskonzert für verwundete Soldaten vor und wiederholte sie vier Abende später aufgrund der öffentlichen Nachfrage.

Richard Wagner nannte die Sinfonie Nr. 7 "die Apotheose des Tanzes", was natürlich ihren dionysischen Geist lobpreisen soll. Aber dieses Oxymoron blieb haften wie Federn an heißem Teer und motivierte belanglose und eigenartige Choreografien (u.a. von Isadore Duncan und Léonide Massine) und erlaubte den Heerscharen an musikalischen Verehrern Beethovens Intention, wie auch seinen Inhalt fehlzuinterpretieren. Vollständig abstrakt und überaus sinfonisch war die Siebte sein endgültiger Bruch mit stilistischen Konventionen, die von Mozart, Haydn und einer Armee an Sterblichen ausgeübt wurden, die diese kopierten. Er dehnte die harmonischen Regeln aus und gab sinfonischen Formen Bedeutung, die Haydn und Mozart vorausahnten. Wenn Beethoven in seiner Orchestermusik der letzte österreichisch-deutsche Klassizist war, so wieß er auch all jenen, die nach ihm folgten, den Weg zur Romantik.

Obwohl die Einleitung Poco sostenuto damit beginnt altehrwürdige Regeln der Harmonik zu verfolgen, moduliert sie binnen 62 Takten von A-Dur zu den völlig fremden Tonarten von C- und F-Dur und zurück! Der Übergang von ruhigem 4/4-Takt zu 6/8 zur Balance eines ewig bekannten Vivace-Satzes (in Sonatenform) verdeutlicht Beethovens konzeptionelles Ausreizen noch weiter.

Vom 20-minütigen Trauermarsch seiner früheren Eroica-Sinfonie ausgehend, schuf Beethoven einen "langsamen" Allegretto-Satz. Er etablierte eine Begräbnisstimmung (ohne dass es besonders elegisch wäre) durch die Wiederholung einer rhythmisch in 2/4 stehenden Phrase in a-Moll, der düstersten Tonart der temperierten Tonleiter. A-Moll dient darüber hinaus als mehr als nur einer ausdrucksstarken Funktion; es bereitet uns für die Wiederkehr von F-Dur in einem stürmischen Scherzo vor, das als Presto markiert wurde. Zwei Trios verlangsamen (assai meno presto) in D-Dur - für 1812 eine harmonische lange Distanz zur Tonika des Werks von A-Dur. Der Beginn eines dritten Trios verwandelt sich in eine kurze Coda, die mit fünf Akkorden in Fortissimo abgeschlossen wird.

Im finalen Satz kehrt schließlich Dur zurück. Mehr als irgendwo sonst in seiner orchestralen Musik wurde Beethoven hier zum Rennfahrer. Wie im "langsamen" Satz ist der Rhythmus 2/4, aber die Sonatenform ersetzt A-B-A. Und es gibt eine große Coda, länger als die Exposition, die Durchführung oder die Reprise, welche noch dazu in h-Moll beginnt! Aber Modulationen bringen es rechtzeitig zu A-Dur zurück für eine pulsierende Schlussrunde, in der das Gaspedal bis zum Anschlag gedrückt wird.

(c) Roger Dettmer

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