FAURÉ: Requiem d-Moll

Gabriel Fauré
Lebensdaten: 12. Mai 1845 Pamiers (Frankreich) - 4. November 1924 Paris (Frankreich)
Werk: Requiem d-Moll, op. 48
Epoche: Romantik/Postromantik
Entstehungszeit: 1887-1900
Besetzung: Solisten, Chor und Orchester
Aufführungsdauer: ca. 35 Minuten
Teile:

  • Introitus et Kyrie
  • Offertorium
  • Sanctus
  • Pie Jesu
  • Agnus Dei
  • Libera me
  • In Paradisum

Bei der enormen und anhaltenden Beliebtheit von Faurés Requiem ist es kurios, wenn man die bloße Zufälligkeit bedenkt durch die dieses bekannte Meisterwerk Gestalt angenommen hatte. Die ursprüngliche Version von 1887-88 enthielt lediglich fünf Sätze, es fehlten das Offertorium und das Libera me und wurde noch dazu für gemischten Chor mit Orgel, Harfe, Pauken, Bratschen, geteilten Celli und Kontrabässe orchestriert mit einem Jungensoprano (für das Pie Jesu) und einer Solovioline für das Sanctus. Diese Version wurde zuerst aufgeführt am 16. Januar 1888 in der Madeleine, wo Fauré Chorleiter war, dabei übernahmen Kinder die Chorpartien des Sopran und der junge Louis Aubert sang das Pie Jesu. Diese ruhigen Gebete wurden vom Vikar der Madeleine als gefährliche "Neuheiten" eingestuft und der Komponist wurde für sie unmittelbar nach dem Gottesdienst gerügt. Bis Mai wurden zwei Trompeten und zwei Hörner hinzugefügt. Und im Juni 1889 wurde das Offertorium komponiert und ihm ein von 1877 stammendes Libera me angefügt. Es wurden auch Partien für Posaunen, Fagotte und Violinen skizziert, die in einer Aufführung in der Madeleine am 21. Januar 1893 mit beinhaltet gewesen sein könnten - die Manuskripte sind uneindeutig. Genauso wenig ist bekannt, ob die Auslassung einiger Takte aus dem Kyrie vor oder nach dieser Aufführung vorgenommen wurde. Versuche die intime, "authentische" Version des Requiems von 1893 für Kammerensemble wiederherzustellen brachten zwei Ausgaben hervor: eine vom Komponisten und Chorleiter John Rutter, die andere vom Fauré-Schüler Jean-Michel Nectoux. Obwohl ähnlich unterscheiden sich diese Ausgaben in Details der Orchestrierung und des Textes. Währenddessen wurde 1899 eine dritte und endgültige Version des Requiems mit vollem Orchester vorbereitet, obwohl es unmöglich war herauszufinden, ob die Instrumentierung von Fauré oder seinem Schüler Jean Roger-Ducasse stammt. Dieses "sinfonische" Requiem - die am Häufigsten gespielte und aufgenommene Version - feierte ihre Premiere im Trocadéro am 12. Juli 1900 mit einem Chor aus 250 Personen, einem Torrès für das Pie Jesu (ein Stück, das als Zugabe gespielt werden musste), Eugène Gigout an der Orgel und dem Orchester und Chor des Konversatoriums unter der Leitung von Paul Taffanel.

Das gesamte Werk hindurch verleiht die Andeutung gregorianischer Choräle, geprägt von modernem Takt und Melodien, Faurés Idiom unmittelbaren Reiz und gleichzeitig eine Aura der Zeitlosigkeit. Die sieben Teile des Requiems bilden einen Bogen, dessen Grundpfeiler und Krone das zentrale Pie Jesu ist - die einsame Stimme, die ihren Erlöser um ewige Ruhe bittet in langgezogenen, klassisch balancierten, sanften und sich grenzenlos bewegenden Phrasen - flankiert vom gelassenen Auftrieb des Sanctus (über das eine exquisite Kantilene in der Violine schwebt) und dem ruhig tröstenden Agnus Dei. Jeweils davor und danach auftretend sind die düsteren Offertorium und Libera me Erinnerungen an das Gericht, umso effektiver je unaufdringlicher, mit ihren Baritonsoli, die aus dem choralen Körper heraustreten, um nach Erlösung und Ruhe zu bitten. An den extremen Enden wird das den Anfang darstellende, dunkel gefärbte Introit et Kyrie ausgeglichen vom noblen Glanz des abschließenden In Paradisum - "Der Chor der Engel möge dich empfangen, und mit Lazarus, dem einst armen, mögest du ewige Ruhe haben."

(c) Adrian Corleonis

Kaufempfehlung:
Johannette Zomer, Veronique Gens, Collegium Vocale Gent, Orchestre des Champs-Élysées, Dir. Philippe Herreweghe
Label: HMF, DDD, 2001
YouTube:
Mane Galoyan, Gurgen Baveyan (Solisten), National Chamber Choir and Youth State Orchestra of Armenia, Dir. R. Mlkeyan

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