BRAHMS: Violinkonzert D-Dur

Johannes Brahms
Lebensdaten: 7. Mai 1833 Hamburg - 3. April 1897 Wien (Österreich)
Werk: Violinkonzert D-Dur, op. 77
Epoche: Romantik
Entstehungszeit: 1878
Uraufführung: 1. Januar 1879 in Leipzig
Besetzung: Violine und Orchester
Aufführungsdauer: ca. 40 Minuten
Sätze:

  1. Allegro non troppo
  2. Adagio
  3. Allegro giocoso, ma non troppo vivace

Brahms komponierte diese Musik während des Sommers 1878 und leitete die Uraufführung mit seinem Widmungsträger Joseph Joachim als Solisten am 1. Januar 1879 in Leipzig.

In den 1860er-Jahren tourte Brahms als Joachims Pianist. Trotz der zwischen den Beiden liegenden Kilometern - der Violinist lebte in Berlin, während Brahms sich nach 1867 dauerhaft in Wien niederließ - gedeihten ihr gegenseitiger Respekt, sowie die Bewunderung. Das galt bis 1881, als "Jussuf", ein krankhaft eifersüchtiger Ehemann, seiner Frau Ehebruch vorwarf und seinen und Brahms' Verleger Fritz Simrock als entsprechenden Partner nannte. Da er Joachims Wahn kannte, tröstete Brahms die Dame privat in einem Brief, den sie während des Scheidungsprozesses allerdings öffentlich machte - und mit dem der Richter öffentlich übereinstimmte, was in den Gedanken des Geigers dem Affront weiteren Schaden zufügte. Die nächsten sechs Jahre lang herrschte Stillschweigen zwischen ihnen. Untypischerweise brach Brahms das Schweigen, indem er 1887 sein "Doppelkonzert" für Joachim und einen Cellisten nach Wahl schrieb - das letzte Werk für Orchester des Komponisten, obwohl er noch ein ganzes Jahrzehnt länger leben sollte. Aber dennoch war er nie mehr so eng an Joachim als 1878, als Brahms Skizzen für ein neues Klavierkonzert (das später fertiggestellte B-Dur, op. 83) beiseite legte, um stattdessen eines für ihn zu machen.

Als Sommerkomponist schrieb er die Musik in Pörtschach; ein kleiner Kurort am Wörthersee im südlichen Österreich, den er sowohl reizend, als auch zuträglich fand (bis ihn gewisse "Frauenbewunderer" 1879 über die Schmerzgrenze hinaus nervten). Brahms schuf ein großes Werk in der Tradition Beethovens, obwohl er die Idee von zwei Mittelsätzen aufgab; an ihrer Statt setzte er ein Adagio in F-Dur mit einem engelhaften Oboensolo, aber einem stürmischeren Mittelteil in f-Moll, bevor die Ruhe zurückkehrt.

Der Anfangssatz, als nicht zu schnell bezeichnet, hat eine volltönende Einführung des Orchesters in 3/4-Takt, die sich zu einer ersten Exposition des Hauptthemas aufbaut. Wenn die Violine eintritt, geschieht das mit einer ausgedehnten Zurschaustellung über Hörner in Oktaven und einem Paukenwirbel, bevor sie das Hauptthema und eine "zweitrangige" Gruppe spielt, aus der eine Melodie schlicht hinreißend ist. Brahms beginnt seine Durchführung in a-Moll; eine von Joachim beigesteuerte Kadenz erfolgt nach der Reprise.

Danach folgt das bereits erläuterte filigrane Adagio, dann ein Rondo-Finale mit einem "ungarischen" Hauptthema (das "giocoso, ma non troppo vivace" genannt wurde). Die Meisten sind sich einig, dass Brahms hiermit Joachims Herkunft salutierte; er wurde nahe Pressburg geboren, später Poszony genannt - das heutige Bratislava in der Slowakei. Die Musik strotzt vor Herausforderungen, wird aber nie zu dem Zirkusstück, das so viele Violinkonzerte des 19. Jahrhunderts darstellten.

(c) Roger Dettmer

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