Ludwig van Beethoven |
Werk: Klaviersonate Nr. 32 c-Moll, op. 111
Epoche: Klassik/Romantik
Entstehungszeit: 1821-22
Besetzung: Klavier solo
Aufführungsdauer: ca. 26 Minuten
Sätze:
- Maestoso - Allegro con brio ed appassionato
- Arietta. Adagio molto semplice e cantabile
Dies ist ohne Zweifel eine der großartigsten Klaviersonaten, die je geschrieben wurden. Obwohl es sogar eine ganze Reihe von Sonaten Beethovens gibt, die noch bekannter sind, gibt es vielleicht nur eine oder zwei, die dieser in reiner Tiefgründigkeit gleichkommen. Der stürmische erste Satz dieser Sonate und dessen nachfolgende, überlange Arietta, die das Thema zu folgenden Variationen darstellt, entführen den Hörer in Klangwelten, die noch nie zuvor von anderen Komponisten ergründet wurden und dieses Werk zu einer der einflussreichsten musikalischen Schöpfungen aller Zeiten machen. Es verhalf nicht nur der Entwicklung der Klaviermusik Gestalt anzunehmen, sondern beeinflusste die orchestralen Kompositionen von Franck, Wagner, Mahler und vielen anderen. Prokofjew modellierte die Struktur seiner Sinfonie Nr. 2 direkt nach dieser Sonate - ein Allegro, dem ein langer zweiter Satz aus Thema und Variationen folgt. Die Sonate beginnt mit einer grimmigen Einführung (Maestoso), typisch für den ernsten Stil des Komponisten, weil es die Erzählung mit einer Frage oder einem Dilemma beginnt bei der nach dunklen, eindringlichen Akkorden Triller folgen, die ein weiteres Element der Unsicherheit einführen. Man könnte sich fragen, ob der Rest des Satzes nach einigen Antworten auf die offenkundige Frage sucht, etwa wie in der "Pathétique", aber das geschieht nicht. Es scheint, als ob ein Mangel an Auflösung über die Erkenntnis des Komponisten reflektiert, dass die Launen des Schicksals unbeantwortbare Fragen aufwerfen können. Der Hauptteil des ersten Satzes, Allegro con brio ed appassionato genannt, beginnt in unheilvoller Stimmung in den Basstönen mit dem Auftritt des Hauptthemas, das selbst eine dunkle, zögernde Schöpfung ist. Nachdem es vollständig vorgestellt wurde, verlangsamt sich das Tempo und leitet eine neue Idee ein. Friedlich und beruhigend ist diese Idee nur von kurzer Dauer und das Hauptthema kehrt zurück. Nach einer Wiederholung mit ein paar Variationen der Erzählung beginnt die Durchführung. Hier verdunkelt sich inmitten von brillantester Kontrapunktkomposition die Stimmung und es wird ein Element von dramatischer Spannung eingeführt, während das Hauptthema verschiedene Mutationen durchläuft. Als nach einer sich steigernden Phase das zweite Thema auftritt verwandelt sich die Atmosphäre von düster zu mysteriös. Es gibt keine Reprise als solche, da das Hauptmaterial nicht wiederholt wird, sondern stattdessen nur teilweise überdacht wird, bevor es einen finalen Höhepunkt erreicht, nach dem die Musik langsam schwindet.
Der zweite Satz (Adagio molto semplice e cantabile) beginnt mit einer der ruhigsten Schöpfungen des Komponisten überhaupt, Das Thema klingt friedvoll und engelsgleich, aber auch fast statisch in seinem extrem langsamen Schritt. Es erscheint einem nicht als die Art Melodie, die Variationen von vielerlei Charakteren abwerfen könnte. Dieses Thema und die ersten drei Variationen bilden den ersten Teil des Satzes, in dem die Atmosphäre und der Charakter der Musik von erhaben bis fast leichtsinnig fröhlich und wieder zurück zu erhaben wechselt. Es ist die vierte Variation, die die zweite Hälfte des Satzes markiert und damit die tiefgründigste Musik in diesem Werk. Nach einer Reihe an Trillern beginnt dieser Abschnitt mit der Variation, die sich langsam aus einem Dunstschleier erhebt und den Hörer auf die höchsten Ebenen musikalischer Erfahrung transportiert. Einige sehen diesen langen Abschlussteil als "Abschied" des Komponisten an. Tatsächlich scheint Beethoven eine musikalische Sprache zu formen, die irdische Schranken übersteigt und die Töne scheinen in den Himmel zu steigen, je näher das Ende kommt.
(c) Robert Cummings
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