R. STRAUSS: Till Eulenspiegels lustige Streiche

Richard Strauss
Lebensdaten: 11. Juni 1864 München (Bayern) - 8. September 1949 Garmisch-Partenkirchen
Werk: Till Eulenspiegels lustige Streiche, op. 28, TrV 171
Epoche: Postromantik
Entstehungszeit: 1894-95
Besetzung: Orchester
Uraufführung: 5. November 1895 in Köln (Preußen)
Aufführungsdauer: ca. 15 Minuten

Eine von Strauss' berühmtesten sinfonischen Dichtungen ist Till Eulenspiegel, ein einsätziges Werk für Orchester. Es wurde zwischen 1894 und 1895 komponiert, kurz nach der Uraufführung und dem Debakel bei Kritikern seiner ersten Oper Guntram. Indem er als Grundlage für das Tongedicht die berühmte Erzählung von Till Eulenspiegel wählte, fand Strauss ein wirksames Vehikel auf seine Kritiker zu antworten, die seine erste Oper abfällig bewerteten.

Die Figur des Till Eulenspiegel ist ein chronischer Schelm, dessen unnachgiebiger Sinn für das Sardonische seinesgleichen beständig herausforderte und ihn in Schwierigkeiten brachte. Till sollte nie aus seinen Fehlern lernen und machte den Gewohnheiten und jeder Kritik beständig eine Nase. Das Tongedicht beruht auf einer deutschen Volkserzählung, die seit ihrem ersten Auftreten im 14. Jahrhundert in zahlreichen Versionen erschienen ist. Manche glauben eine historische Grundlage für die Figur gefunden zu haben, aber man versteht ihn am Besten als eine Art Volkshelden, der das Establishment herausfordert. Obwohl keine einzige Quelle all die Abenteuer von Till Eulenspiegel enthält, ist die Figur in zahlreichen Adaptionen wiederzuerkennen, genau wie auch Strauss' musikalische Darstellung im Rondothema die musikalischen Kompositionen hindurch offensichtlich wird.

Die musikalische Form von Till Eulenspiegel ist ein groß angelegtes Rondo. Indem er die Figur Tills mit dem Rondothema verknüpft fand Strauss einen Weg die widerspenstige Natur des Protagonisten zu zeigen und auch das Werk zu vereinigen. Nach einer kurzen Einführung, die oft als einen Ausdruck von "es war einmal" interpretiert wird, äußert Strauss das Thema ganz zu Beginn in einer Bravourphrase für Horn. Das Thema tritt zwischen Episoden des Rondos wieder auf und genau in jenen Episoden hat Till Eulenspiegel seine Abenteuer. In puncto musikalischer Struktur liefern die Rondo-Episoden Kontrast und während sie sich weiter von der Hauptidee entfernen bereiten sie auch die Bühne für die Rückkehr des bekannten Rondothemas. Die nachfolgenden Episoden zeigen Till mit Bauern hadern, gegen Priester wettern, eine Frau umwerben und von ihr abgelehnt werden und sich über die Intelligenzschicht lustig machen. Innerhalb dieser Abschnitte gestattet Strauss seinem Thema für Till in verschiedenerlei Gestalt zurück zu kehren, aber immer noch wiedererkennbar. Letztendlich wird Till vor ein Gericht gestellt, das seinen Lebensweg Revue passieren lässt und ihn zum Tode verurteilt. Selbst dann kann Till nicht ohne eine spöttische Geste gehen und das Stück endet mit seinem Thema, das nun vollständig verwandelt wurde, indem all seine Permutationen ausgeschöpft wurden.

Till Eulenspiegel enthält mit die brillanteste Orchestrierung von Strauss und nutzt zahlreiche Instrumente, darunter die Klarinette in D. Strauss ging die Orchestrierung dieses Werks mit kaleidoskopischer Hand an und wechselt oft abrupt zwischen Instrumentengruppen. Dies verleiht dem Werk seine verlockende Tonfarbe und macht es auch zu einem virtuosen Stück für Orchster. Im Schreiben von Programmmusik wählte Strauss einen damals immer noch neuen Weg der Komposition und stellte sich in eine Reihe mit der Avant-Garde. Seine brillant orchestrierte Partitur mit ihrer virtuosen Instrumentation und den farbenfrohen Dissonanzen zeigten Strauss als Modernisten. Es bleibt ein beliebtes Konzertstück und eine von Strauss' bekanntesten Kompositionen.

(c) James Zychowicz

Kaufempfehlung:
Berliner Philharmoniker, Dir. Karl Böhm
Label: DGG, ADD/m/s, 1957-88
YouTube:
Tonhalle-Orchester Zürich, Dir. David Zinman
2014 in der Royal Albert Hall in London

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