SCHUBERT: Klaviersonate Nr. 21 B-Dur

Franz Schubert
Lebensdaten: 31. Januar 1797 Wien (Österreich) - 19. November 1828 Wien (Österreich)
Werk: Klaviersonate Nr. 21 B-Dur, D 960
Epoche: Romantik
Entstehungszeit: September 1828
Besetzung: Klavier solo
Aufführungsdauer: ca. 40 Minuten
Sätze:

  1. Molto moderato
  2. Andante sostenuto
  3. Scherzo. Allegro vivace con delicatezza - Trio
  4. Allegro ma non troppo

Viele von Schuberts großartigsten Werken stammen aus seinem letzten Jahr, einem wahrhaften Annus Mirabilis, das die Schöpfung seiner "Großen" Sinfonie in C-Dur, des Streichquintetts D 956, der Klaviertrios D 929 und 898, der Messe Es-Dur D950 und der Fantasie f-Moll für Klavier zu vier Händen D 940 erlebte. Am 26. September 1828 wurde Schuberts Klaviersonate in B-Dur D 960, sein letztes instrumentales Werk, vollendet. Die letzten drei Sonaten des Komponisten erörtern Begrenztheit und Abschiednehmen; Alfred Brendel legte nahe, dass sie "uns in die romantischen Gefilde der Verwunderung, Schrecken und Ehrfurcht führen". Vielleicht erforscht die B-Dur-Sonate die menschliche Sterblichkeit sogar noch tiefgründiger als ihre Gefährtinnen.

Wie Claudio Arrau einmal bemerkte, "ist dies ein Werk in Annäherung an den Tod geschrieben... man fühlt es vom allerersten Thema an... der Abbruch und die Stille nach einem langen, mysteriösen Triller im Bass." Was Tovey als "ein vortreffliches Thema von äußerster Ruhe und Weite" beschrieb endet auf mysteriöse Art mit dem gleichen entfernten Triller und kehrt zeitweise zurück, um einer Musik von unheilvoller Schönheit tieferen Schmerz zu vermitteln. Die Exposition enthält noch zwei weitere Nebenthemen, beide in entfernten Tonarten und was folgt beinhaltet auch ein bemerkenswertes Eigenzitat - die Verbindungen zwischen der Durchführung des ersten Satzes der B-Dur-Sonate und einem hartnäckigen Thema aus sechs Noten aus einer Vertonung der Kathedralenszene von Goethes Faust, komponiert im Dezember 1814, werden oft übersehen. Wie John Reed jedoch in 'Schubert: The Final Years' nahelegt "verirrt sich so manch eine erkennbare Variation viel weiter von ihrem Thema weg!"

Das Andante sostenuto in cis-Moll zählt zu Schuberts großartigsten langsamen Sätzen. Kontinuierliche Würde und Erhabenheit des Ausdrucks nehmen uns mit bis an die Schwelle zum Abgrund: diesen entfernten, einsamen Ort, den T.S. Eliot als "den Ruhepol der sich drehenden Welt" erkannte. Die Musik wird von einer wiederkehrenden Phrase in der Begleitung dominiert, die vier Oktaven umspannt und eine Melodie von übermäßiger Schönheit umschließt. Die charakteristische rhythmische Begleitung ruft ein österreichisches Volkslied in Erinnerung, dessen stummer zweiter Schlag Hammer-schwingende Handwerker befähigt hätte ihre vernichtenden Schläge auf das Beste zu synchronisieren. Die allgemein verbreitete Überlieferung ist, dass Schubert eine Gruppe an Arbeitern beobachtete und einige ihrer Arbeitslieder notierte, als er sich in den Sommermonaten 1815 zu einem Urlaub in Gmunden befand. Die charakteristische Phrase mit punktiertem Rhythmus wurde später in dem Notturno Es-Dur für Klaviertrio (D 897) verwendet.

Es folgt ein lebhaftes Scherzo in B-Dur, das "con delicatezza" gespielt werden soll. Aber Anspannung und Störfälle sind nie abwesend von einem wolkenverhangenen Trio und einer unbehaglichen Rückkehr zum Material des Scherzo mittels eines unwahrscheinlichen, wenn auch verwandten A-Dur. Diese Trilogie an Sonaten endet größtenteils wie sie begonnen hat; Beethovens Einfluss tritt in einem Rondo-Finale auf, dessen Hauptidee Vergleiche zu dem Satz zulässt, der geschrieben wurde, um die sogenannte Große Fuge zu ersetzen, die wiederum das eigentliche Finale von Beethovens Quartett B-Dur, op. 130, war. Das Rondothema beginnt wiederholt in der falschen Tonart von c-Moll, eine Unklarheit, die aufgelöst wird, wenn das Thema das letzte Mal auftritt und die nach extensiver Auseinandersetzung und Entwicklung die ihm vorangehende Oktave G in die Dominante F abgesenkt wird in Vorbereitung auf die finale, brillante Coda. "Somit endet Schubert fröhlich und vergnügt", schrieb Robert Schumann, "als ob er in der Lage wäre einen weiteren Arbeitstag zu meistern." Die Geschichte erzählt aber anderes: Schubert spielte seine letzten drei Sonaten auf einem von Dr. Ignaz Menz gehaltenen Fest am Samstag des 27. September 1828, nachdem er erst am vorherigen Tag das Werk in B-Dur vollendet hatte. Er starb weniger als zwei Monate später.

(c) Michael Jameson, Alfred Brendel, Claudio Arrau, Donald Tovey, John Reed, T.S. Eliot, Robert Schumann

Kaufempfehlung:
Mitsuko Uchida (Klavier)
Label: Decca, DDD, 1996/97
YouTube:
Alfred Brendel (Klavier)

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