DVOŘÁK: Cellokonzert Nr. 2 h-Moll

Antonín Dvořák
Lebensdaten: 8. September 1841 Nelahozeves (Böhmen) - 1. Mai 1904 Prag (Böhmen)
Werk: Cellokonzert Nr. 2 h-Moll, op. 104
Epoche: Romantik
Entstehungszeit: 8. Februar 1894 - 9. Februar 1895
Besetzung: Cello und Orchester
Uraufführung: 19. März 1896 in London (England)
Aufführungsdauer: ca. 39 Minuten
Sätze:

  1. Allegro
  2. Adagio ma non troppo
  3. Finale. Allegro moderato

Das Opus 104 war Dvořáks zweiter und letzter Versuch ein Cellokonzert zu schreiben. Der erste, ein 50-minütiges Werk in A-Dur, wurde sehr früh in seiner Laufbahn geschrieben (1865), als sich sein Stil deutlich von jenen seiner Vorbilder ableitete - wovon Mozart, Haydn, Beethoven und Schubert die bedeutendsten sind. Er stieß auch erst kurz zuvor auf die Musik von Richard Wagner, was vielleicht hilft den großen Umfang des Werks zu erklären. Der resultierende Ertrag war für den Komponisten nicht zufriedenstellend und Dvořák kümmerte sich nie darum es zu orchestrieren; er sollte dreißig Jahre lang kein weiteres (dieser Werkgattung) schreiben, erst nachdem er alle neun seiner Sinfonien geschrieben hatte (nicht zu vergessen zahlreiche Werke für Oper, Chor, Orchester, Kammer, Klavier und Gesang). Beim Überprüfen des vollendeten Produkts, im Februar 1895 fertiggestellt, soll Dvořáks Kollege und Freund Brahms der Überlieferung nach bemerkt haben: "warum in aller Welt wusste ich nicht, dass man ein Cellokonzert wie dieses schreiben kann? Hätte ich das gewusst, hätte ich schon längst eines geschrieben."

Die Uraufführung erfolgte 1896 in London unter Dvořáks eigener Regie mit Leo Stern als Solisten. Der Cellist sollte eigentlich Hanuš Wihan sein (ein enger Freund des Komponisten, dem das Werk gewidmet war), aber es gab Missverständnisse rund um Wihans vorgeschlagene Abänderungen (darunter das Hinzufügen einer Kadenz für den letzten Satz) an den Verleger ohne Einverständnis des Komponisten. Wihan sollte das Werk schließlich aber auch spielen, wie das viele andere Künstler auch taten; das Konzert behält einen festen Platz im modernen Repertoire.

Obwohl der Soloteil des Konzerts anspruchsvoll ist, ist das Werk keinesfalls ein Bravourstück. Stattdessen bilden Orchester und Solist ein integrales Ganzes; Dvořáks Weigerung Wihans irgendwie protzige Bearbeitungen im Soloteil zu akzeptieren zeigen, dass er entschlossen war das Stück zu viel mehr zu machen als nur einem Vehikel für Virtuosität. Das ganze Werk hindurch gibt es eine Frische an Erfindungsreichtum und ein Gefühl der unausweichlichen Richtung, die keine der gründlichen und mühevollen Überarbeitungen verraten, die Dvořák selbst vorgenommen hatte; es schien vielmehr mühelos aus der Feder des Komponisten geflossen zu sein.

Der erste Satz (Allegro) ist um zwei Hauptthemen herum aufgebaut, von denen das erste (in h-Moll) überraschend kurz ist und das zweite (größtenteils pentatonisch und vom Solo-Horn ausgerufen) war eines der persönlichen Favoriten des Komponisten. Das Hin- und Herreichen dieser Ideen zwischen dem Solisten und dem Orchester gestattet eine beträchtliche thematische Entwicklung; dem ersten, kurzen Thema wird in der späteren Reprise wesentlich mehr Gewicht verliehen.

In Kontrast zum dynamischen ersten Satz beginnt der zweite (Adagio ma non troppo) mit einem friedvolleren Thema in G-Dur. Ein Mittelteil in g-Moll integriert die Melodie von Dvořáks eigenem Lied "Kéž duch můj sám" (Lasst mich allein) - ein Lieblingslied seiner Schwägerin Josefina Kaunitzova, die während der Komposition des Konzerts krank wurde. Dvořák war ihr sehr zugeneigt und ihr Tod nur kurz nach seiner Rückkehr nach Hause sollte ihn dazu führen das Ende des Werks zu überarbeiten, um das gleiche Lied in einem langwierigen Epilog einzubinden. Das Finale (Allegro moderato) ist ein energiegeladenes Rondo, dem ein Epilog folgt, welcher den Beginn des ersten Satzes in Erinnerung ruft, sowie das zuvor genannte Lied.

(c) Allen Schrott

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Mischa Maisky (Cello), Israel Philharmonic Orchestra, Dir. Leonard Bernstein
Label: DGG, DDD, 1985
YouTube:
Mstislaw Rostropowitsch (Cello), Orquesta Sinfónica de Radiotelevisión Española, Dir. Miguel Ángel Gómez Martínez
12. Juni 1983 im Teatro Real von Madrid

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