STRAWINSKY: Petruschka

Igor Strawinsky
Lebensdaten: 17. Juni 1882 Oranienbaum (Russland) - 6. April 1971 New York City (New York, USA)
Werk: Petruschka
Epoche: Moderne
Besetzung: Orchester
Entstehungszeit: 1911
Uraufführung: 13. Juni 1911 am Théâtre du Chátelet in Paris (Frankreich)
Aufführungsdauer: ca. 35 Minuten
Teile:

  1. Jahrmarkt in der Fastnachtswoche
  2. Russischer Tanz
  3. Petruschka
  4. Der Mohr
  5. Walzer (Der Mohr und die Ballerina)
  6. Jahrmarkt in der Fastnachtswoche (gegen Abend)
  7. Tanz der Ammen
  8. Ein Bauer und ein Bär
  9. Die Zigeunerinnen und ein genusssüchtiger Kaufmann
  10. Tanz der Kutscher
  11. Die Maskierten

Wie die beiden anderen Meisterwerke in Igor Strawinskys früher Karriere, der Feuervogel und die Sacre de printemps, wurde Petruschka in enger Zusammenarbeit mit Sergei Djagilew geschrieben und produziert, dem Direktor der Ballet Russes. Strawinsky schrieb davon, wie er sich wünschte nach dem enorm erfolgreichen Feuervogel sich neu aufzufrischen, indem er ein Konzertstück für Klavier und Orchester komponierte. Klavier gegen Orchester sollte sich als präzisere Beschreibung herausstellen, da sich Strawinsky unter dem Klavier eigentlich eine Puppe vorstellte, die zum Leben erwacht und mit Trompetenstößen und anderer Gewalt aus dem Orchester kämpft. Er nannte es Petruschka nach, wie er sagte, "dem unsterblichen, ewig unglücklichen Held aller Jahrmärkte der Welt." Als Djagilew Strawinsky im Sommer 1910 einen Besuch abstattete bemerkte er sofort die dramatischen Möglichkeiten des Werks und sie vereinbarten ein Ballett in voller Länge, das Petruschkas Abenteuer, Tragödie und Tod auf dem Jahrmarkt von St. Petersburg. Alexandre Benois, ein Mitarbeiter Djagilews und Verehrer des russischen Puppentheaters seit seiner Jugend, wurde angeheuert, um in der Umsetzung des Szenarios behilflich zu sein. Im Mai 1911 wurde die Partitur fertiggestellt und an Benois gewidmet, der auch als Ko-Autor der Geschichte angegeben wurde.

Nachdem sich ein großer Teil der Musik in der ersten Szene der Vorstellung verschiedener Kunden des Jahrmarkts widmete (Benois bestand darauf, dass diese wie echte Menschen behandelt werden sollten, sowohl in Partitur, wie auch in der Choreografie), tritt Petruschka auf und legt schließlich die Fäden ab, die ihn an seinen Meister, den Gaukler, gebunden hatten. Szene II zeigt Petruschkas unselige Versuche die Ballerina zu umgarnen, ebenfalls eine Puppe. In Szene III verliebt sich die Ballerina in eine weitere Puppe, den Mohren, zu Petruschkas großer Bestürzung. Der Jahrmarkt im Ganzen kehrt in Szene IV zurück und bereitet die Bühne für Petruschkas Tod durch die Hände des Mohren. Obwohl der Gaukler der Menge vermittelt, dass Petruschkas nicht wirklich lebendig ist, kehrt Petruschkas Geist zurück, um jeden heimzusuchen, der sich hinters Licht hat führen lassen.

Strawinskys Partitur für Petruschka ist brillant, bezaubernd und fesselnd, eine der magischsten Partituren in der gesamten klassischen Literatur. Strawinskys entlehnte volkstümliche Melodien, um die Szenen mit Menschenmengen zu illustrieren, er nutzte bitonale Akkorde, um Petruschkas doppelte Existenz als Puppe und lebendes Wesen hervorzuheben, er schrieb seine eigenen verlockenden Melodien und fügte alles nahtlos zusammen mit einem Genie für Dramatisierung und Gespür für Orchestrierung, das nur von Strawinsky kommen konnte. Der Beginn der vierten Szene, um nur ein Beispiel zu nennen, ist hinreißend: wirbelnde Streicher, die musikalisch Licht darzustellen scheinen, Bläsermelodien, die über die Streicher aufsteigen und schließlich eine volle Melodie, ausgelassen und glückselig, die an den Streichern aufblüht. Petruschka ist voller solcher Momente. 1947 überarbeitete Strawinsky die Partitur mit einem Fokus in Richtung Konzertaufführungen, er verkürzte die Instrumentierung, änderte Metronom-Angaben und nahm andere kleine Überarbeitungen vor. Beide Versionen sind mehr als geeignet, um dieses großartige Werk kennenzulernen.

(c) Andrew Lindemann Malone

Kaufempfehlung:
Royal Concertgebouw Orchestra, Dir. Riccardo Chailly
Label: Decca, DDD, 1985
Fassung für 2 Klaviere
Klavierduo Hans-Peter und Volker Stenzl (Klavier)
Label: Arthaus, 2004
YouTube:
Bolshoi-Theater in Moskau, 1997

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