SCHUBERT: Sinfonie Nr. 8 C-Dur "Große"

Franz Schubert
Lebensdaten: 31. Januar 1797 Wien (Österreich) - 19. November 1828 Wien (Österreich)
Werk: Sinfonie Nr. 9 C-Dur, D 944 "Große"
Epoche: Romantik
Entstehungszeit: 1825-1826
Besetzung: Orchester
Uraufführung: 21. März 1839 im Gewandhaus von Leipzig (Sachsen)
Aufführungsdauer: ca. 53 Minuten
Sätze:

  1. Andante - Allegro ma non troppo
  2. Andante con moto
  3. Scherzo. Allegro vivace - Trio
  4. Allegro vivace
Dieses Werk wurde in seiner Gänze erst am 21. März 1839 in Leipzig gespielt mit Mendelssohn als Dirigent. Nachdem er zwischen 1813 und 1818 sechs komplette Sinfonien im Stile von Haydn und Mozart komponiert hatte, stellte Schubert im verbleibenden Jahrzehnt seines kurzen Lebens nur eine weitere fertig. Diese war die Große in C-Dur, geschrieben 1825-26 (anstatt 1828, wie man bis vor kurzem noch annahm) und ist somit die angeblich verloren gegangene "Gasteiner" Sinfonie. Obwohl er eine Kopie der Partitur auf "März 1828" datierte ist es tatsächlich die Nr. 8, trotz einer ganzen Armada an Wissenschaftlern, die sie abwechselnd als Nr. 7, 9 und sogar 10 benannt hatten.

Im Jahr 1818 hatten die Wiener Schubert als Liedkomponisten typisiert und dieser Stempel blieb haften. Seine Werke für Klavier, Kammer und Orchester waren trotz ihrer exzellenten Qualitäten kaum bekannt. Sein älterer Bruder Ferdinand hortete das Manuskript der Nr. 8, das 1838 schließlich Robert Schumann sah und es mit nach Leipzig nahm. Orchester in Wien und Paris weigerten sich jedoch kategorisch sie zu spielen und Londoner Musiker lachten spöttisch während Proben 1844, als Mendelssohn erfolglos versuchte sie dort so zu spielen wie er es in Leipzig getan hatte ("mit Kürzungen" - großen). Vor allen Dingen die Streicher hassten es ihre endlos repetitiven Phrasen zu spielen: ihre noch nicht durch Wagner und Bruckner trainierten Bogenärme waren nicht geschaffen für Schuberts "himmlische Längen". Nachdem alle Wiederholungen erlebt wurden, dauert die Achte über eine Stunde mit fast keiner Verschnaufpause in ihrer Wucht. Drei von Schuberts vier Sätzen wenden die Sonatenhauptsatzform an - der erste, das Finale und die Liedteile in einem ABA-Scherzo. Nur der langsame Satz steht in erweiterter Liedform (ABABA).

Ein weiches, aber akzentuiertes Hornthema in der langsamen Einleitung ahnt weitere voraus, die in der Exposition folgen werden; es kehrt in einer langen Coda triumphal zurück. Der Hauptteil des Satzes, als "nicht zu schnell" markiert, ist rhythmisch so mächtig und unnachgiebig, dass ein unmodifiziertes Allegro-Tempo ihn unter Umständen zerstört hätte (und uns).

Punktierte Rhythmen charakterisieren das Andante in a-Moll, dessen con-Moto-Eigenschaft es davon abhält zu schleppen oder gefühlvoll bekümmert zu klingen. Schuberts nachfolgender Übergang zu A-Dur ist atemberaubend und sein ruhiges Arrangement für Hörner zauberhaft. Wie der Satz begann, endet er auch in a-Moll.

Ähnlich wie bei Beethoven enthalten die Liedteile des Scherzo in Allegro vivace eine kleine Exposition, Durchführung und Reprise (vielleicht kannte Schubert die Neunte des alten Meisters ja doch) voller Tanzmelodien. Im Trio mit seinen breiteren Melodien für Bläser lässt C-Dur A-Dur den Vortritt, bevor sich die Liedsonate wiederholt.

Das Finale, erneut in C, Allegro vivace, beginnt mit einem aufgewühlten Thema in Triolenrhythmus, dass sich hartnäckig seiner Auflösung widersetzt (es ist die großartigste und berühmteste kompositorische Falle in der gesamten Musik). Schubert muss schließlich aufhören, bevor er ein neues Thema in Klarinetten und Hörnern einführen kann. Durchführung und Reprise folgen in titanischem Ausmaß, abgeschlossen von einer ähnlichen Coda - ein Satz, der insgesamt nicht weniger als 1.200 Takte umfasst!

(c) Roger Dettmer

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