MUSSORGSKI: Bilder einer Ausstellung

Modest Mussorgski
Lebensdaten: 21. März 1839 Karewo (Russland) - 28. März 1881 St. Petersburg (Russland)
Werk: Bilder einer Ausstellung (Kartinki s wystawki)
Epoche: Romantik
Entstehungszeit: 1874
Besetzung: Klavier solo
Aufführungsdauer: ca. 33 Minuten
Teile:

  1. Promenade
  2. Der Gnom (Gnomus)
  3. Promenade
  4. Das alte Schloss (Il vecchio castello)
  5. Promenade
  6. Spielende Kinder im Streit (Tuileries)
  7. Der Ochsenkarren (Bydło)
  8. Promenade
  9. Ballett der unausgeschlüpften Küken
  10. Samuel Goldenberg und Schmuÿle
  11. Promenade
  12. Limoges. Der Marktplatz (Limoges. Le marché)
  13. Die Katakomben (Sepulchrum romanum)
  14. Cum mortuis in lingua mortua
  15. Baba-Jaga (La cabane sur des pattes des poules)
  16. Das große Tor von Kiew

Wiktor Hartmann, ein russischer Maler und Architekt, war einer von Mussorgskis engsten Freunden. Als Hartmann 1873 im Alter von 41 Jahren in St. Petersburg starb, war der Komponist niedergeschmettert. Er schrieb an den Kunstkritiker Wladimir Stasow, indem er Shakespeare paraphrasierte: "Warum soll denn ein Hund, ein Ross, 'ne Ratte ein Leben haben und gerade die Hartmanns keinen Hauch?". Im Januar 1874 organisierte die russische Akademie der Künste eine Ausstellung von Hartmanns Werken. Mussorgski besuchte die Galerie, in der er verschiedene Bilder sah, die zur Grundlage der "Bilder einer Ausstellung" wurden. Am 2. Juni begann Mussorgski an den Bildern zu arbeiten, eine musikalische Impression von zehn von Hartmanns Gemälden (plus fünf "Promenaden") für Klavier und er stellte das Werk später im gleichen Monat noch fertig.

Die Bilder einer Ausstellung beginnen mit einer "Promenade" in 5/4-Takt, die durchweg als einheitsstiftendes Vehikel dient; es ist ein Porträt des Komponisten selbst, der von einem Gemälde zum nächsten wandert. Das erste Bild ist "Der Gnom", inspiriert von einem Entwurf für einen Spielzeugnussknacker, den Hartmann 1869 gezeichnet hatte. Nach einer weiteren Promande folgt "Das alte Schloss", eine mysteriöse, einsame Beschwörung, die auf Orgelpunkten aufbaut. "Die Tuilerien" wurde angeregt von einem Aquarell von spielenden Kinder im Garten der Tuilerien. Diesem hellen und impressionistischen Stück folgt der schwere Schritt von "Bydło" (ein polnischer Ochsenkarren). Mussorgskis Arrangement des "Balletts der unausgeschlüpften Küken" ist ein hochgradig fantasievolles Scherzo. Eine ernste Melodie in einer der jüdischen Musik verwandten Tonleiter lässt "Samuel Goldenberg und Schmuÿle" beginnen, in dem ein wohlhabender Jude durch eine hartnäckig wiederholte Phrase im Diskant dargestellt wird und ein armer Jude im Bass. Das schnelle Geplapper feilschender Hausfrauen charakterisiert "Limoges. Der Marktplatz". Ein weiterer plötzlicher Stimmungswandel, "Die Katakomben", der Hartmann auf einer Tour durch riesige Katakomben voller Skelette darstellt, wird durch nackte Akkordverläufe wiedergegeben. "Die Hütte auf Hühnerfüßen (Baba-Jaga)" wurde inspiriert von Hartmanns Entwurf für eine Uhr aus dem 14. Jahrhundert in der Form des Hutes einer Hexe. Mussorgski verwandelt sie in ein kleines Tongedicht über Baba-Jaga, die legendäre russische Hexe, die die Seele von Kindern fraß. Nach einem großen Aufblühen endet das Werk mit "Das große Tor von Kiew", angeregt von einem nie realisierten Entwurf, den Hartmann an einen Architekturwettbewerb eingereicht hatte. Die Bilder einer Ausstellung gelangen mit fülligen, bombastischen Akkorden zum Ende, die Glocken heraufbeschwören.

Obwohl bekannt ist, dass Mussorgski die "Bilder einer Ausstellung" in einer Aufführung zum Besten gab, wurde das Werk bis 1886 nicht gedruckt, fünf Jahre nach dem Tod des Komponisten. Es blieb relativ unbekannt bis Ravel 1922 eine farbenfrohe Orchestrierung vornahm und in dieser Form gelangte es zu sogar noch größerer Popularität als das Original.

(c) Uncle Dave Lewis

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