PUCCINI: La Bohème

Giacomo Puccini
Lebensdaten: 22. Dezember 1858 Lucca (Toskana) - 29. November 1924 Brüssel (Belgien)
Werk: La Bohème, SC 67
Epoche: Romantik/Postromantik
Entstehungszeit: 1896
Besetzung: Solisten, Chor und Orchester
Uraufführung: 1. Februar 1896 in Turin (Italien)
Aufführungsdauer: ca. 1 Stunde, 42 Minuten
Teile:

  • Nr. 1a, Questo mar rosso
  • Nr. 1b, Nei cieli bigi
  • Nr. 1c, Pensier profondo! Giusto color!
  • Nr. 1d, Legna! Sigari! Bordo!
  • Nr. 1e, Si puo? Chi e la? Benoit!
  • Nr. 1f, Io resto per terminar l'articolo
  • Nr. 1g, Non sono in vena. Chi e la?
  • Nr. 1h, Si sente meglio? Si. Qui ce tanto freddo
  • Nr. 2, Che gelida manina
  • Nr. 3, Si. Mi chiamano Mimi
  • Nr. 4, O soave fanciulla
  • Nr. 5, Aranci, datteri!
  • Nr. 6a, Chi guardi?
  • Nr. 6b, Eccoci qui!
  • Nr. 7a, Come un facchino
  • Nr. 7b, Quando me'n vo' soletta la via
  • Nr. 8, Ohe, la, le guardie
  • Nr. 9, Mimi?!... Speravo di trovarvi
  • Nr. 10a, Marcello... Finalmente
  • Nr. 10b, Mimi è una civetta
  • Nr. 11, Donde lieta usci
  • Nr. 12, Addio dolce svegliare
  • Nr. 13a, In un coupe?
  • Nr. 13b, O Mimi, tu più non torni
  • Nr. 14, Che ora sia?
  • Nr. 15, Musetta!... C'e Mimi
  • Nr. 16, Vecchia zimarra
  • Nr. 17a, Sono andati?
  • Nr. 17b, Torno al nido
  • Nr. 17c, Oh Dio! Mimi!

Vielleicht war es ein gemeinsames Interesse an der kulturellen Modeerscheinung der Bohème im 19. Jahrhundert, die Giacomo Puccini und sein Zeitgenosse Ruggiero Leoncavallo dazu brachte Opern über das Thema hungernder Künstler in Paris zu komponieren. Was auch immer die ursprünglichen Auslöser waren: ein Treffen der beiden Komponisten 1893, während dem Puccini beiläufig sein Projekt La Bohème erwähnte, bewegte die Komponisten dazu in der Mailänder Presse Mitteilungen zu veröffentlichen, in denen beide einen Prioritätsanspruch auf das Thema erhoben. Die Gültigkeit von Puccinis Anspruch ist keineswegs sichergestellt. Dennoch war Puccinis La Bohème ein Erfolg in der Öffentlichkeit, obwohl zeitgenössische Kritiker ihre Uraufführung unter Arturo Toscanini am 1. Februar 1896 in Turin gleichgültig aufgenommen hatten, und bewährte sich als Klassiker im Opernrepertoire.

La Bohème war das erste Libretto für Puccini, an dem Luigi Illica und Giuseppe Giacosa zusammenarbeiteten. 1893 überlegte Puccini eine Oper basierend auf Henri Murgers Roman "Scènes de la vie de bohème" zu schreiben. Murgers Werk, ursprünglich als eine Reihe von Geschichten in einer französischen Zeitschrift veröffentlicht (1845-49), verbrachte ein zwischenzeitliches Dasein als Bühnenstück, bevor es in einen Roman verwandelt wurde. Murgers Roman wurde in Italien kurz nach seiner ersten Veröffentlichung und ersten Übersetzung ins Italienische 1859 wohlwollend aufgenommen.

Einige von Puccinis liebevollsten lyrische Momente zieren La Bohème. Rodolfos erste Arie "Che gelida manina" im ersten Akt führt eine vorrangig stufenweise Melodie von berührender Simplizität ein, die die Unschuld der reinen Liebe vermittelt. Diese Melodie kehrt am Ende des ersten Aktes zurück, wenn Mimi und Rodolfo die Bühne verlassen und noch einmal im vierten Akt, wenn Mimi auf dem Totenbett mit Rodolfo in Erinnerungen an ihre erste Begegnung schwelgt. Puccinis Verpflichtung zu Wagners Leitmotiv-Prozedur wird auch in seiner Zuordnung der Musik von Mimis Arie "Mi chiamo Mimi" aus dem ersten Akt zu Mimi selbst deutlich, wenn diese Musik ihren späteren Auftritt im dritten Akt begleitet. Diese Technik von an Figuren zugeteilter Musik bindet klangfarblich sowie thematische Elemente mit ein. Die magische, anhaltende Streicherinstrumentierung für den D-Dur-Dreiklang in zweiter Umkehrung, der Mimis Auftritt im ersten Akt verkündet ist auch die grundlegende Farbe in der orchestralen Begleitung ihrer wichtigsten Arie. Typische Puccini-Orchestrierung und harmonische Sprache markieren die Schilderung des Tagesanbruchs, der den dritten Akt eröffnet. Hier hacken Flöten in gleichlaufenden Quinten eine modale Melodie aus, die jeweils zu Phrasenenden von subtilen, anhaltenden oberen Streichern über Celli in Tremolo punktiert wird. Ein Harfensolo fügt der spärlichen orchestralen Palette eine zarte Brillanz hinzu und lässt die vernebelte Klangfarbe des Frauenchores hinter der Bühne vorausahnen. Puccinis ausdrucksstarke Nutzung des Orchesters hängt aufs Engste mit dem Drama im vierten Akt zusammen. Nachdem Schaunard Marcello von Mimis Tod berichtet steigt das Orchester aus und lässt nur ein ausgehaltenes A im Kontrabass zurück, um ein Gefühl für dramatische Erwartung und musikalische Kontinuität zu vermitteln. Selbst die Solisten verlassen ihre Liederwelt für eine Welt des gesprochenen Vortrags bis das Orchester in cis-Moll-Dreiklängen in den Hörner explodiert, Rodolfos Gewahrwerden von Mimis Tod reflektiert und dessen qualvolle Schreie begleitet.

(c) Jennifer Hambrick

Kaufempfehlung:
Renata Tebaldi, Giacinto Prandelli, Hilde Gueden, Giovanni Inghilleri (Solisten), Chor und Orchester der Accademia di Santa Cecilia, Dir. Alberto Erede
Label: Naxos, ADD/m, 1951
Mirella Freni, Gianni Raimondi, Adriane Martino (Solisten), Orchestra e Coro del Teatro alla Scala, Dir. Herbert von Karajan
Label: DGG, 1965
YouTube:
Ileana Cotrubas, Luciano Pavarotti, Lorenzo Saccomani, Lucia Popp (Solisten), Orchestra e Coro del Teatro alla Scala, Dir. Carlos Kleiber
30. März 1979 am Teatro alla Scala in Mailand

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen