WAGNER: Tristan und Isolde

Richard Wagner
Lebensdaten: 22. Mai 1813 Leipzig (Sachsen) - 13. Februar 1883 Venedig (Italien)
Werk: Tristan und Isolde, WWV 90
Epoche: Romantik
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Entstehungszeit: 1857-1859
Uraufführung: 10. Juni 1865 in München (Bayern)
Aufführungsdauer: ca. 3 Stunden, 25 Minuten
Teile:

  • Nr. 1, Vorspiel
  • Nr. 2, Hab acht, Tristan!
  • Nr. 3, Doch nun von Tristan!
  • Nr. 4, Wie lachend sie mir Lieer singen
  • Nr. 5, So reihte sie die Mutter
  • Nr. 6, Begehrt, Herrin was ihr wünscht
  • Nr. 7, Vorspiel
  • Nr. 8a, Isolde! Geliebte! Tristan! geliebter
  • Nr. 8b, O eitler Tagesknecht!
  • Nr. 8c, O sink hernieder
  • Nr. 9a, Einsam wachend
  • Nr. 9b, Lausch Geliebter!
  • Nr. 9c, So stürben wir
  • Nr. 9d, Lass' mich sterben!
  • Nr. 10, Tatest du's wirklich?
  • Nr. 11, König... Wohin nun Tristan scheidet
  • Nr. 12, Vorspiel
  • Nr. 13, Die alte Weise - was weckt sie mich?
  • Nr. 14, Dunkt dich das?
  • Nr. 15, Wie sie selig
  • Nr. 16, O diese Sonne!
  • Nr. 17, Ha! Ich bin's, ich bin's
  • Nr. 18, Mild und leise

Wagners offene Ankündigung eine Oper zu schreiben, die auf der Sage um Tristan und Isolde beruht, über die er in dem Versroman von Gottfried von Straßburg aus dem 13. Jahrhundert gelesen hatte, erscheint das erste Mal in einem Brief an Franz Liszt vom 16. Dezember 1854. Die frühesten musikalischen Skizzen datieren auf Dezember 1856, zu diesem Datum hatte Wagner bereits den Text für den Ring des Nibelungen fertig, sowie die Musik für das Rheingold und die Walküre und bis zum zweiten Akt des Siegfried. Wagner hatte auch drei seiner wichtigsten Schriften über die Ästhetik des Dramas fertiggestellt.

Die Komposition von Tristan und Isolde steht in großem Zusammenhang mit Wagners persönlichen und theoretischen Anliegen. Im August 1857 unterbrach Wagner die Arbeit an der Musik für Siegfried, um sich mit vollem Fokus Tristan zu widmen, da er eine Oper von gemäßigterem Ausmaß und mit der Chance auf eine Produktion komponieren wollte, wie er in seinem Essay "Das Kunstwerk der Zukunft" von 1860 angab. Das Musikdrama wurde im März 1859 in Luzern vollendet. Wagner hatte auch fünf Lieder zu Gedichten von Mathilde Wesendonck komponiert, der Frau seines Mäzens, die ihn zutiefst betört hatte, zwei davon designierte er als Studien für Tristan und Isolde.

Wagner selbst anerkannte, dass er mit der Komposition des Tristan die musikalischen und dramaturgischen Theorien überstieg, die er in seinen früheren Abhandlungen ausgearbeitet hatte. Tatsächlich wurde die musikalische Sprache des Tristan lange Zeit als Beginn der musikalischen Moderne angesehen. Die harmonische Sprache des Tristan, die mit anhaltenden Verläufen an unaufgelösten Dissonanzen um sich wirft, inszeniert nicht nur musikalisch die sexuelle Spannung zwischen den beiden Hauptfiguren der Oper, sondern deutet auch auf die Befreiung der Dissonanz von den Geißeln der Tonalität hin, die Arnold Schönberg und andere im 20. Jahrhundert meistern würden. Das Vorspiel zu Tristan verdeutlicht vollständig Wagners zukunftsweisende Handhabung von Harmonie, sowie dem Punkt der musikalischen Form - oder, wie manche argumentieren würden, Formlosigkeit - die in seinen Musikdramen zentral arbeitet. Alfred Lorenz argumentiert in seiner Studie "Der musikalische Aufbau von Richard Wagners 'Tristan und Isolde'" von 1924, dass das Vorspiel und die drei Akte der Oper aus groß angelegten Bogen- (z.B. A-B-A; Vorspiel - Akt 1 - Akt 2) und Stabformen (z.B. AAB; Akt 3) bestünde und dass das gesamte Opernvorspiel und alle Akte zusammengenommen in eine riesige Bogenform fallen. 2000 argumentierte Robert Bailey, dass die Form des Vorspiels zu Tristan so verstanden werden kann, als dass sie sich in Zyklen sich wiederholender Phrasen entfaltet. Das Vorspiel entfaltet auch Wagners Leitmotiv-Technik, in der die instrumentale Musik in zentrale Motive einführt, die mit Figuren und Ideen zusammenhängen. Wagner scheint die Andeutungen eines von Tristans wichtigsten Leitmotiven - das, welches aus vier aufsteigenden chromatischen Tönen besteht und im Anfangstakt des Vorspiels von der Oboe einführt wird - in seinem Lied "Im Treibhaus" ergründet zu haben, das eines der fünf Wesendonck-Lieder ist. Zusätzlich gibt es eine starke Verbindung zwischen der Musik der der Liebesszene Tristans im zweiten Akt und  einer weiteren Studie für Tristan, nämlich Wagners früherem Wesendonck-Lied "Träume".

(c) Jennifer Hambrick, Alfred Lorenz, Robert Bailey

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aus dem Festspielhaus in Bayreuth, 1983

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