Richard Wagner |
Werk: Der Ring des Nibelungen, WWV 86
Epoche: Romantik
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Entstehungszeit: 1853-1874
Uraufführung: 13.-17. August 1876 in Bayreuth (Bayern)
Aufführungsdauer: ca. 15 Stunden
Teile:
- Das Rheingold
- Die Walküre
- Siegfried
- Götterdämmerung
In den Revolutionsjahren 1848/49 begonnen und Wagner für ein Vierteljahrhundert vereinnahmend ist der "Ring" eine der umfangreichsten aller künstlerischen Schöpfungen. Wagner verbindet dieses Gefüge über die Dauer von fünfzehn Stunden mit einem komplexen Netzwerk aus Leitmotiven. Jedes Leitmotiv ist eine kurze musikalische Idee (üblicherweise eine kurze Melodie, aber manchmal auch eine harmonische oder rhythmische Idee), die für etwas im Drama steht, oft eine Figur, aber genauso oft auch ein Ereignis, Erinnerung oder eine abstrakte Idee. Durch thematische Variation nehmen die wichtigen Protagonisten und Ereignisse des Dramas neue Gestalt und Bedeutung an. In genau der ersten Szene der ersten der vier Opern z.B. verwandelt sich das hochwichtige Motiv des Rheingolds, ein beim ersten Auftreten frohes und sprudelndes Lied, zu einer unheilvollen Anklage der Liebe und einem Symbol böser Macht, wenn die Herrschaft über das Gold von einer Figur errungen wird, die die Liebe verurteilt. Die Idee der Welten kontrollierenden Macht wird zum Ende dieser Szene auf die wohlmeinende Welt der Götter ausgedehnt, wenn das Thema erneut verändert wird zum vornehmen Thema Walhallas, ihrem Schloss oberhalb des Rheins.
Der grundlegende Konflikt im Ring-Zyklus entsteht durch Alberich, einem Zwerg, der an die Herrschaft über die Macht des Goldes gelangt ist. Damit kann er eine Armee von Sklaven kontrollieren, die Waffen und Reichtum produzieren können, welche ihn unbesiegbar machen; er kann durch Macht und Geld alleine regieren. Folglich trachtet er danach die vorherrschende Weltordnung umzustürzen, angeführt von Gott Wotan, der durch die Macht der Ehre regiert, sprich dem Einhalten von Verträgen. Alle Verträge der Welt sind symbolisch auf dem Schaft seines Speeres eingekerbt, den er aus einem magischen Baum schnitt, der sogenannten Weltesche, nachdem er dafür eines seiner Augen opferte, um damit auch die Hand der Göttin Fricka für sich zu gewinnen. Alberich und Wotan sind somit Spiegelbilder ihrer selbst, der Eine opferte die Liebe selbst um unbegrenzte Macht zu gewinnen; der Andere gab Opfer, um an Liebe zu gelangen und mit einer Macht zu regieren, die die Idee der Ehre sowohl kontrolliert, als auch durch sie gefangen ist. Fricka ihrerseits ist die Hüterin der Ehe, die diesen Vertrag aus eigener Kraft durchsetzt.
Speer und Ring sind somit zwei der grundlegenden Ideen des Dramas; die vom Ring angeführte Suite an Motiven ist aus einem einfachen Paar an Akkorden aufgebaut; die vom Speer angeführten Motiven entspringen seiner Grundidee, die genauso einfach ist: eine rhythmisch eindrucksvolle, abwärts gerichtete Dur-Skala. Eine dritte mächtige Kraft, die Natur, wird zu Beginn der Oper vernommen; sie wird durch einen einzigen Akkord dargestellt, der sich in einem langsamen, aufwärts gerichteten Arpeggio aufwindet und seine eigene Entourage an Motiven kreiert, welche das Entfalten der Kräfte darstellen, die über Mensch und Götter gleichermaßen hinausgehen.
Nach Lohengrin stellte Wagner die ersten beiden der vier Ring-Opern fertig, unterbrach die Komposition der dritten für einige andere Projekte und kehrte erst dann ernsthaft zum Ring zurück, als die Möglichkeit ihn auf die Bühne zu bringen, wie er das wünschte, möglich zu erscheinen begann. Der gesamte Ring wurde schließlich 1876 uraufgeführt; das Publikum wurde dazu angehalten, das Besuchen dieses viertätigen Ereignisses anzusehen, als ob sie etwa einen Schrein begutachten würden, anstatt einfach zu musikalischem Vergnügen in die Oper zu gehen. Dieser Gedanke hält sich nach wie vor aufrecht; bis heute zählen das Inszenieren und Besuchen wesentlicher Aufführungen des Ring zu den wichtigsten Ereignissen in den Leben sowohl von Opernkünstlern sowie Opernfans. Zahlreiche Auszüge aus den vier gewaltigen Partituren können in sinfonischen Konzerten und vielfachen Adaptionen auf der gesamten Welt gehört werden.
(c) Rovi Staff
(c) Rovi Staff
Kaufempfehlung:
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Donald McIntyre, Martin Egel, Siegfried Jerusalem, Heinz Zednik, Hermann Becht, Matti Salminen, Hanna Schwarz, Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele, Dir. Pierre Boulez
aus dem Festspielhaus Bayreuth, 1980
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