BEETHOVEN: Sinfonie Nr. 9 d-Moll

Ludwig van Beethoven
Lebensdaten: 16. Dezember 1770 Bonn (Kurköln) - 26. März 1827 Wien (Österreich)
Werk: Sinfonie Nr. 9 d-Moll, op. 125
Epoche: Klassik/Romantik
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Entstehungszeit: 1824
Uraufführung: 7. Mai 1824 in Wien (Österreich)
Aufführungsdauer: ca. 1 Stunde, 7 Minuten
Sätze:

  1. Allegro ma non troppo, un poco maestoso
  2. Molto vivace
  3. Adagio molto e cantabile - Andante moderato
  4. Finale. Presto - Allegro assai - Rezitativo - Allegro assai
Am 7. Mai 1824 erlebte Ludwig van Beethoven den sicherlich größten öffentlichen Triumph seiner Karriere. Das Publikum, das sich im Hoftheater neben dem Wiener Kärtnertor zusammengefunden hatte, hörte nicht nur die verkürzte Lokalpremiere von Beethovens Missa Solemnis (es wurden das Kyrie, Credo und Gloria gegeben) und die Ouvertüre op. 124, sondern auch die Uraufführung der 9. Sinfonie des Komponisten. Der Abend war ein überwältigender Erfolg; tatsächlich erzählt eine der bewegendsten Berichte über Beethovens letzte Jahre wie der zutiefst taube Komponist, nicht in der Lage die kolossale Begeisterung seiner Bewunderer zu hören, von einem der Solisten umgedreht werden musste, damit er die hunderte klatschenden Hände sehen konnte!

Beethovens Sinfonie Nr. 9 wurde als zwei eigenständige Werke ins Leben gerufen - eine Sinfonie mit Chorfinale und ein rein instrumentales Werk in d-Moll. Sporadisch arbeitete er an diesen fast 10 Jahre lang bevor er sich schließlich (1822) dazu entschied die beiden Ideen zu einer Sinfonie zu kombinieren mit Friedrich von Schillers Ode an die Freude - ein Text, den er schon seit einigen Jahren zu vertonen dachte - als Finale.

Das vollendete Werk ist von visionärer Bandbreite und Umfang und stellte zu seiner Zeit den Gipfel an technischer Schwierigkeit dar. Es gibt Passagen, am Bemerkenswertesten darunter ein Hornsolo im langsamen Satz, die auf den vorübergehend klappenlosen Blechblasinstrumenten in Beethovens Zeit fast unmöglich zu spielen gewesen wären. Dennis Matthews schrieb: "Wie auch bei anderen Spätwerken gibt es Stellen, an denen das Medium unter der Last an Tiefe und Emotion erzittert, wo der taube Komponist gegen instrumentale und vokale Begrenzungen zu kämpfen oder über sie hinauszureichen schien."

Die Neunte repräsentiert auch die musikalische Dualität, die im 19. Jahrhundert vorherrschen sollte - der Konflkt zwischen Klassik und Romantik, dem Alten und Neuen. Die radikal unterschiedlichen Stile von Brahms und Liszt z.B. hatten beide ihre Vorläufer in diesem Werk. Auf der einen Seite war die Suche nach einem breiteren Vokabular (vor allem in puncto Harmonie und Rhythmus) innerhalb des Rahmens des 18. Jahrhunderts; auf der anderen die wahre Romantik, die das Unperfekte, das Unerreichbare, Persönliche und Extreme ergreift - Eigenschaften, die gegen die grundlegende Natur der Klassik rebellieren. Einzeln betrachtet haben die ersten drei Sätze ihre Wurzeln eindeutig noch im 18. Jahrhundert, während der vierte - ekstatisch und getränkt mit poetischer Bedeutung - aus diesem Guss auszubrechen scheint und das gesamte Werk in das Reich der Programmmusik zieht, ein grundlegendes Konzept der musikalischen Romantik.

Beethovens Neunte stellt einen passenden Höhepunkt im sinfonischen Schaffen des Komponisten dar - ein Werk, das bis heute an Reichweite und bahnbrechendem Erfindergeist unübertroffen ist - und bleibt eine tragende Säule im heutigen sinfonischen Repertoire.

(c) Rovi Staff, Dennis Matthews

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