Ralph Vaughan Williams |
Werk: Sinfonie Nr. 2 "A London Symphony"
Epoche: Postromantik
Entstehungszeit: 1911-1913
Uraufführung: 27. März 1914 in London, England
Aufführungsdauer: ca. 46 Minuten
Sätze:
- Lento - Allegro risoluto (molto pesante)
- Lento
- Scherzo (Nocturne). Allegro vivace
- Andante con moto - Maestoso alla marcia (quasi lento) - Allegro - Maestoso alla marcia (alla 1) - Epilogue (Andante sostenuto)
Geoffrey Toye dirigierte das Queen's Hall Orchestra bei der ersten Aufführung von Vaughan Williams' Londoner Sinfonie am 27. März 1914 in London. 1951 erst nahm Vaughan Williams neue Versionen der Sinfonien 1-6 vor. An Sir John Barbirolli schrieb er, dass "die London Symphony nicht mehr zu reparieren ist - doch mit all ihren Makeln liebe ich sie dennoch; sie ist tatsächlich meine Liebste aus der Familie der sechs." Seine Liebste hatte eine bewegte Geschichte. Sein Freund George Butterworth sagte: "Du weißt aber schon, dass du eine Sinfonie schreiben musst?" Vaughan Williams pflichtgemäß schrieb A London Symphony und hörte sie aufgeführt und schickte die Partitur 1914 zur Veröffentlichung nach Deutschland. Sie ging verloren, wurde aus den einzelnen Teilen aber wiederhergestellt; Vaughan Williams nahm 1918 Kürzungen und Anpassungen vor, 1920 erneut, bevor er das Werk mit einer Widmung in Gedenken an Butterworth veröffentlichte. Er war aber noch nicht fertig: Vaughan Williams nahm 1934 und erneut 1936 Kürzungen vor für eine dann endgültig gebliebene, ebenfalls veröffentlichte Version. Die Bitten gewisse Teile wiederherzustellen trafen auf taube Ohren: "Es ist viel zu lang, viel zu lang und in der Mitte gab es einige Stellen mit fürchterlich moderner Musik - schreckliches Zeug. Ich habe das herausgekürzt - habe es nicht ertragen", schrieb er an Bernard Herrmann, der die Version von 1920 in New York gespielt hatte.
In vier Sätzen angelegt, sind sie mehr wie vier zusammengehörige Tondichtungen im Stile von Sibelius' Lemminkäinen-Legenden. Vaughan Williams neigte dazu ihre programmatische Natur herunterzuspielen, vor allem in späteren Jahren, aber er schrieb Folgendes, verzahnt mit Beobachtungen von Michael Kennedy und Butterworth in Klammern:
"Es gibt vier Sätze. Der erste beginnt mit einem langsam Vorspiel (kurz vor der Dämmerung oder wie Wordsworth es beschrieb: 'dieses ganze mächtige Herz liegt noch ruhig', intonieren Harfe und Klarinette den Westminsterschlag). Dies führt zu einem lebhaften Allegro - das vielleicht den Lärm und Aufruhr Londons nahelegt mit seiner immer darunter liegenden Ruhe (zwei Solocelli, zwei Soloviolinen und Harfe beginnen eine Träumerei in einer von Londons Grünflächen oder Kirchen, die sich zu einer Rückbesinnung auf eines der Hauptthemen entwickelt...).
Der zweite (langsame) Satz wurde 'Bloomsbury Square an einem November-Nachmittag' genannt. Das mag als Hinweis auf die Musik dienen, ist aber nicht notwendigerweise eine 'Erklärung' für sie. (Für Butterworth eine 'Idylle an grauen Wolken und abgelegenen Nebenwegen'. Kennedy hörte das 'Weinen eines Lavendelverkäufers, das Vaughan Williams in Chelsea vernahm... das Läuten eines Hansom-Taxis'.)
Der dritte Satz ist eine Nocturne in Form eines Scherzo. Wenn sich der Hörer vorstellt, wie er nachts am Westminsterufer steht, umgeben von entfernten Klängen des Strands mit seinen großartigen Hotels auf der einen und dem 'New Cut' auf der anderen Seite, mit seinen belebten Straßen und flackernden Lichtern (die Fröhlichkeit der Cockneys zum fingierten Klang einer Mundharmonika), dann kann das als Stimmung hilfreich sein, in der man ihn hört...
Der letzte Satz besteht aus einem aufgewühlten Thema im Dreiertakt, sich abwechselnd mit einem Marschsatz, zunächst feierlich (nicht alle Anlässe in London sind in ihrer Natur Prunk) und später energiegeladen. Am Ende des Finales kommt eine Andeutung auf den Lärm und das Fieber des ersten Satzes - dieses Mal sehr gedämpft - dann einmal mehr der 'Westminsterschlag'. Es folgt ein 'Epilog', in dem sich das langsame Vorspiel zu einem Satz mit gewisser Länge entwickelt (Die sich kräuselnden Phrasen der Flöten, Violinen und Bratschen stellen eindeutig die Themse dar... das Coda wurde von einer Passage in H.G. Wells' Novelle Tono Bungay inspiriert: 'To run down the Thames so is to run one's hand over the pages in the book of England from end to end... The river passes - London passes, England passes...')."
(c) Roger Dettmer
Kaufempfehlung:
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London Symphony Orchestra, cond. Bryden Thomson Label: Chandos, DDD, 1984-90 |
YouTube:
Orquesta Sinfónica de Radio Televisión Española, cond. Carlos Kalmar
2012
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