SATIE: Trois Gymnopédies

Erik Satie
Lebensdaten: 17. Mai 1866 Honfleur, Frankreich - 1. Juli 1925 Paris, Frankreich
Werk: Trois Gymnopédies
Epoche: Moderne
Besetzung: Klavier solo
Entstehungszeit: 1888
Aufführungsdauer: ca. 9 Minuten

Teile:

  1. Gymnopédie Nr. 1: Lent et douloureux
  2. Gymnopédie Nr. 2: Lent et triste
  3. Gymnopédie Nr. 3: Lent et grave
Obwohl ein Großteil von Saties Musik über die Reihen ihm verbundener Liebhaber hinaus weiterhin unbekannt ist, sind die dri Gymnopédies (1888) für Klavier unmittelbar bekannt. Tatsächlich wäre Satie zweifellos amüsiert gewesen von der Bandbreite und Absurdität der Kontexte in denen sie seither präsentiert wurden, von Ballett über Arrangements in Jazz-Rock-Fusion bis zu Werbung für banale Konsumprodukte. Debussy war von diesen Stücken sehr angetan - seine Orchestrierungen des ersten und dritten übertreffen vermutlich die Bekanntheit der originalen Version - und selbst Saties Kritiker bewunderten sie widerwillig. Einer der Zeitgenossen des Komponisten bemerkte berühmtermaßen, dass diese kleinen Stücke "scheinbar von einem Barbaren mit Geschmack geschrieben wurden."

Die Etymologie des Titels ist wichtig und sein Stellenwert ist Ursprung für reichlich Debatten unter Gelehrten und Kritikern. Obwohl Satie behauptete, dass das Werk von den Schriften des Novellisten Gustav Flaubert inspiriert worden seien, legt "Gymnopédies" eher das antike Griechenland nahe. Gymnopaedie-Feste, gehalten zu Ehren von in der Schlacht gefallenen Kriegern, bestanden aus nackten Jugendlichen, die tanzten und Posen des Ringens und Boxens darstellten. Wie der Satie-Kenner Eric Gillmor bemerkte konnte der Komponist etwas Griechisch sprechen und kannte auch etwas die Geschichte, da er als Junge unfreiwillig die Sprache lernen musste. Wie meistens bei Saties Musik ist es aufgrund der Fülle an Satire und Rätseln am Ende schwierig eine Verbindung zwischen den Gymnopédies und ihrer Quelle der Inspiration herzustellen.

Die Gymnopédies folgen den Sarabandes von 1887 dicht auf dem Fuße, die, wie Satie und seine Fürsprecher behaupten, einen Wendepunkt in der Geschichte französischer Musik darstellten. Die Sarabandes mit ihren modalen, gregorianisch choralartigen Melodien und statischer Harmonie, die aus unaufgelösten Aneinanderreihungen von Septakkorden besteht, waren ein entschiedenermaßen anti-wagnerisches Statement im Jahre 1887, als das musikalische Leben von Paris von den Werken und Anhängern des deutschen Komponisten dominiert wurde. Obwohl als direkte Rebellion gegen den Bombast des wagnerischen Musikdramas gedacht, komponierte Satie die Sarabandes mit der Fähigkeit eine "klingende Magie vollkommener Originalität" zu besitzen, wie der Freund des Komponisten, Roland-Manuel, es beschrieb.

Das Gleiche könnte man über die Gymnopédies sagen; sie sind sicherlich Werke von "klingender Magie" und teilen einige der musikalischen Merkmale ihrer Vorgänge. Gleichzeitig sind sie irgendwie organischer als die Sarabandes; die drei Stücke erkunden im Grunde eine einzelne Idee, jedes allerdings aus einer leicht veränderten Perspektive. Das verrät laut Gilmor den Einfluss des Kubismus im Werk. Wie die Sarabandes, nur noch stärker, sind die Gymnopédies "ein dreifach geschriebenes einzelnes Stück - in gleicher Form gegossen, aber mit subtilsten Variationen an Phrasierung, harmonischer Färbung und Ausbalancierung der Stimme." Die einfachen, modalen Melodien werden in leichten Variationen wiederholt, während Folgen an Sept- und Nonakkorden eine sanfte, farbige Untermauerung liefern, deren "klingende Magie" ihre Dissonanz lindert. Jedes der drei Stücke hat ein tonales Zentrum, das in allen Fällen instabil ist, auf das bloß hingewiesen wird und welches von den wogenden harmonischen Wechseln umkreist wird. Satie meidet melodische Entwicklung zugunsten von Wiederholung und Gegenüberstellung melodischer Elemente, die zusammen mit der statischen harmonischen Sprache, dem Werk seine typisch verträumte Eigenschaft bescheren.

(c) Alexander Carpenter

Kaufempfehlung:
Anne Queffélec (Klavier)
Label: Virgin, DDD, 1988/1992
YouTube:
Lars Roos (Klavier)
2008

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